Ein Grabstein fuer den Playboy
hatte.
»Warum haben Sie Billy
Boyd getötet?« wiederholte ich.
»Getötet?«
fragte sie. »Getötet?«
Der Schatten hinter mir hob
den einen Arm. Ich sah nichts am Ende des Arms, hörte ihn aber rufen:
»Gehen Sie mir aus dem Weg! Laufen Sie weg!«
Darauf packte ich sie und
hielt sie am Mantel fest. Sie zerrte, wollte sich befreien, und ich verstärkte
meinen Griff.
In diesem Augenblick schoß
ein bleistiftdünner Feuerschein vom Ende des dunklen Arms auf mich
zu. Ich fühlte, wie sich der Körper der Frau, die ich festhielt,
kurz aufbäumte. Sie wandte das Gesicht dem Schatten zu, aber gleich
danach fiel ihr Kopf zur Seite. Ihre Beine gaben nach, und sie sank zu
Boden.
Dekan Caldwell stand vor mir
und sah, was geschehen war. Dann richtete er die Waffe auf sich selbst.
34
Ein Wachmann hatte die ganze
Szene beobachtet; er war gerade auf dem Weg zum Mittagessen. Jetzt rief er
über sein Funkgerät nach einem Krankenwagen und der Polizei, und
was er danach aussagte, half mir sehr, so daß mich die Polizei gegen
Abend schließlich freilassen mußte.
Meine Geschichte war, daß
ich im Auftrag eines Ehemanns dessen davongelaufene Frau suchte und daß
Caldwell ihr neuer Liebhaber gewesen sei. Das würde die Polizei von
Muncie ein paar Tage beschäftigen, während ich mich um
wichtigere Dinge kümmern konnte.
Von der Polizeistation in
Muncie aus rief ich Powder an. Auch er zeigte sich hilfreich und war
bereit, ein gutes Wort für mich einzulegen - unter der Voraussetzung,
daß ich zu ihm kommen und ihm genau erklären würde, was
geschehen war.
Dagegen war nichts
einzuwenden. Schließlich liegt Indianapolis auf dem Weg von Muncie
nach Nashville.
Powder lebte in einem
Viertel, wo viele Alternative wohnten, an der Vermont Street. Er hatte die
Wohnung im Parterre eines zweistöckigen Hauses. Als er an die Tür
kam, hatte er noch seine schlammigen Gummistiefel an und machte großes
Theater beim Ausziehen, nachdem er mich eingelassen hatte. »Bin
einfach nicht dazu gekommen«, sagte er.
Danach zog er Hausschuhe an,
die unter der Garderobe standen.
Sein Wohnzimmer war von
Papieren übersät. Er deutete auf einen Sessel und ließ
sich gegenüber nieder.
»Hätten Sie sich
nicht erschießen lassen können statt der anderen?« fragte
er zur Einleitung.
»Der Mann versuchte ja,
mich zu treffen.«
»Wenn er herauskommt,
kann ich ihm Schießunterricht geben«, sagte Powder. Dann
fragte er: »Aber warum? Oder glaubte er, damit der Gesellschaft
einen Dienst zu erweisen?«
»Er hatte Pläne im
Hinblick auf die Lady. Und er dachte, daß ich ihm die zunichte
machen könnte. Er brachte die Kanone mit, um mich zu bedrohen, für
den Fall, daß sie sich entschließen konnte, mit ihm zu
fliehen.«
»Und das hat er Ihnen
alles gesagt, bevor er abgedrückt hat?«
»Nein, das hat er mir
im Krankenhaus gesagt«, erwiderte ich. »Sie wollte sich plötzlich
losmachen, während er uns beobachtete. Ich hielt sie fest. Daraufhin
drehte er durch und schoß. Aber er traf nicht mich, sondern sie. Als
er das sah, schoß er auf sich selbst. Und dabei erwies er sich als
ebenso schlechter Schütze wie bei seinem ersten Schuß.«
»Nette Gesellschaft, in
der Sie sich da bewegen«, schimpfte Powder.
»Jaja«, sagte
ich.
»Und warum wollte sie
sich losmachen? Haben Sie sie vielleicht in den Po gezwickt?«
»Ich habe sie gefragt,
warum sie Billy Boyd getötet hat.«
Er zog die Augenbrauen hoch.
»Sehr dezent gemacht, das muß ich zugeben.«
»Ich dachte, gerade Sie
waren derjenige, der mir den Rat gegeben hat, direkt zu fragen, statt nur
zu raten.«
»Und warum hat sie
Billy Boyd getötet?«
»Sie hat es nicht getan«,
sagte ich.
Jetzt massierte er sich das
Gesicht mit beiden Händen. »Ach«, erwiderte er. »Weil
sie es gesagt hat, oder?«
»Nein, sie hatte keine
Gelegenheit, die Frage zu beantworten.«
»Na schön«,
erwiderte er. »Damit wäre die Angelegenheit wohl geklärt.«
»Ich kann Ihnen sagen,
was meiner Meinung nach geschehen ist.«
»Nein«, zischte
er mich an. »Sie kamen zu mir, weil Sie die Lady finden wollten. Nun
gut, Sie haben die Lady gefunden. Was Sie denken, interessiert mich nicht
im geringsten. Es sei denn, Sie wissen etwas.«
»Okay.«
»Oder haben Sie in
letzter Zeit noch einen Klienten verloren?«
»Nein.«
»Wie geht es ihr?«
»Sie hat ein paar
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