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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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sich irgendwo ganz in der Nähe mit ihr traf, um
     die veränderte Situation zu besprechen. Vielleicht nahm er sie kurz
     zu sich ins Haus und besorgte ihr dann irgendwo ein Versteck …
    Und damit fing die Jagd nach
     Priscilla von vorne an.
    Allmählich wurde mir
     immer unbehaglicher, und ich fragte mich, ob ich erst einmal um das Haus
     herumgehen sollte, ehe ich das Lokal betrat.
    Ein paar Minuten sind eine
     lange Zeit.
    Dann kam sie mit einem
     Tablett aus der Küche.
    Die Frau, die ich sah, war
     eine Kreuzung aus den beiden, an die ich mich erinnerte. Das Haar war noch
     immer braun, aber länger als damals im Juni, wo sie es kurz
     geschnitten hatte, um ihr Aussehen zu verändern. 
    Und sie war so schlank wie
     auf dem Foto.
    Aber sie lächelte,
     schien sich offensichtlich entspannt zu haben, wirkte irgendwie glücklich
     und so, als ob sie sich wohl fühlte. Zuvor hatte ich nur das
     verkniffene Gesicht auf dem Foto gesehen und ein angespanntes,
     unbehagliches Gesicht bei ihrem Besuch in meinem Büro. Ich hatte sie
     jedenfalls nie zuvor lächeln gesehen.
    Sie trug das Tablett zu einer
     Nische in der Nähe meines Fensters, in der vier Studenten saßen.
     Dort servierte sie die Gerichte, ohne fragen zu müssen, wem was gehörte.
     Vier verschiedene Drinks, vier Desserts. Sie ging offenbar völlig in
     ihrer neuen Situation auf. Redete ein paar nette, belanglose Worte, blieb
     noch stehen und wartete, nahm eine zusätzliche Bestellung auf und
     ging wieder weg.
    Sie sah ganz und gar nicht
     wie eine Mörderin aus.
    Ich betrat das Lokal. Setzte
     mich in eine Nische gegenüber derjenigen, in der die vier Studenten
     saßen, wobei ich annahm, daß der Tisch zu ihrem Revier gehörte.       
    Dann nahm ich die Speisekarte
     aus dem Serviettenhalter und stellte fest, daß ich nervös war
     wie ein Primaner vor dem ersten Rendezvous.
    Aber mir blieb nicht viel
     Zeit, mich darüber zu amüsieren. Priscilla Pitman-Pynne kam
     durch die Küchentür und hatte einen Teller mit Pommes frites auf
     dem Tablett. Sie brachte ihn an den Tisch mit den vier Studenten und
     bemerkte beim Weggehen den neuen Gast an einem ihrer Tische.
    Jetzt ging sie bis zur Theke
     und holte ein Glas Wasser, kehrte dann zurück, stellte das Glas
     Wasser auf meinen Tisch und sagte: »Ich komme gleich.«
     Anschließend teilte sie am Tisch gegenüber die vier Rechnungen
     aus.
    Schließlich wandte sie
     sich wieder mir zu, sah mir zum ersten Mal ins Gesicht - und erstarrte.
    »Doktor Staedtler, wenn
     ich nicht irre«, sagte ich.
    Sie stand bewegungslos da,
     und die Sekunden kamen mir wie Minuten vor.
    Dabei beobachtete ich
     aufmerksam ihr Gesicht.
    Sie schluckte. Sie atmete
     unregelmäßig. Sie sagte: »Ich … Mein Gott. Was für
     eine Überraschung.«
    »Kann ich mir gut
     denken«, antwortete ich.
    »Ist - sind Sie zufällig
     hier?«
    »Nein«,
     entgegnete ich. »Ich bin ziemlich hungrig. Was würden Sie
     empfehlen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, zum Essen.
     Was ist heute besonders gut?«
    »Der Spezial-Hamburger
     mit Garnierung«, sagte sie tonlos. Ihre Stimme klang so blaß,
     wie es ihr Gesicht geworden war.
    »Das hört sich gut
     an«, sagte ich und klappte die Speisekarte zu. »Und zuvor eine
     Tasse Kaffee.«
    Mechanisch schrieb sie die
     Bestellung auf den Kassenbon und setzte sich dann in Bewegung.
    Sie fragte nicht einmal, ob
     ich sonst noch Wünsche hätte.
    Dann ging sie zurück in
     die Küche. Der Kaffee stand am Ende der Theke, dort, wo sie das
     Wasser geholt hatte. Jetzt ging sie daran vorbei, ohne einen Blick darauf
     zu werfen.
    Ehe sie die Küchentür
     aufstieß, war ich auf den Beinen und an der Tür, ehe sie
     zugeklappt war.
    Die Tür hatte ein
     Plastikfenster. Ich schaute hindurch und sah genau das, was ich erwartet
     hatte: Priscilla Pitman-Pynne, die sich den Mantel anzog und zur hinteren
     Tür ging.
    Ich betrat die Küche und
     war am Hinterausgang, ehe Priscilla mir entwischen konnte. Einen
     Augenblick lang überfiel mich panischer Schrecken, weil ich sie nicht
     gleich sah. Erst jetzt wurde mir klar, wie wichtig mir diese Sache war,
     und daß ich keineswegs gewillt war, sie jetzt noch entwischen zu
     lassen.
    Sie entfernte sich auf der
     Gasse hinter dem Lokal, als ich nach draußen kam. Dabei lief sie
     nicht, schritt aber rasch aus. Ich rannte ihr nach. Hielt sie am Arm fest,
     drehte sie zu mir her, damit ich ihr Gesicht sehen konnte. Sah
     Entschlossenheit und Zorn, aber

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