Ein Grabstein fuer den Playboy
sich irgendwo ganz in der Nähe mit ihr traf, um
die veränderte Situation zu besprechen. Vielleicht nahm er sie kurz
zu sich ins Haus und besorgte ihr dann irgendwo ein Versteck …
Und damit fing die Jagd nach
Priscilla von vorne an.
Allmählich wurde mir
immer unbehaglicher, und ich fragte mich, ob ich erst einmal um das Haus
herumgehen sollte, ehe ich das Lokal betrat.
Ein paar Minuten sind eine
lange Zeit.
Dann kam sie mit einem
Tablett aus der Küche.
Die Frau, die ich sah, war
eine Kreuzung aus den beiden, an die ich mich erinnerte. Das Haar war noch
immer braun, aber länger als damals im Juni, wo sie es kurz
geschnitten hatte, um ihr Aussehen zu verändern.
Und sie war so schlank wie
auf dem Foto.
Aber sie lächelte,
schien sich offensichtlich entspannt zu haben, wirkte irgendwie glücklich
und so, als ob sie sich wohl fühlte. Zuvor hatte ich nur das
verkniffene Gesicht auf dem Foto gesehen und ein angespanntes,
unbehagliches Gesicht bei ihrem Besuch in meinem Büro. Ich hatte sie
jedenfalls nie zuvor lächeln gesehen.
Sie trug das Tablett zu einer
Nische in der Nähe meines Fensters, in der vier Studenten saßen.
Dort servierte sie die Gerichte, ohne fragen zu müssen, wem was gehörte.
Vier verschiedene Drinks, vier Desserts. Sie ging offenbar völlig in
ihrer neuen Situation auf. Redete ein paar nette, belanglose Worte, blieb
noch stehen und wartete, nahm eine zusätzliche Bestellung auf und
ging wieder weg.
Sie sah ganz und gar nicht
wie eine Mörderin aus.
Ich betrat das Lokal. Setzte
mich in eine Nische gegenüber derjenigen, in der die vier Studenten
saßen, wobei ich annahm, daß der Tisch zu ihrem Revier gehörte.
Dann nahm ich die Speisekarte
aus dem Serviettenhalter und stellte fest, daß ich nervös war
wie ein Primaner vor dem ersten Rendezvous.
Aber mir blieb nicht viel
Zeit, mich darüber zu amüsieren. Priscilla Pitman-Pynne kam
durch die Küchentür und hatte einen Teller mit Pommes frites auf
dem Tablett. Sie brachte ihn an den Tisch mit den vier Studenten und
bemerkte beim Weggehen den neuen Gast an einem ihrer Tische.
Jetzt ging sie bis zur Theke
und holte ein Glas Wasser, kehrte dann zurück, stellte das Glas
Wasser auf meinen Tisch und sagte: »Ich komme gleich.«
Anschließend teilte sie am Tisch gegenüber die vier Rechnungen
aus.
Schließlich wandte sie
sich wieder mir zu, sah mir zum ersten Mal ins Gesicht - und erstarrte.
»Doktor Staedtler, wenn
ich nicht irre«, sagte ich.
Sie stand bewegungslos da,
und die Sekunden kamen mir wie Minuten vor.
Dabei beobachtete ich
aufmerksam ihr Gesicht.
Sie schluckte. Sie atmete
unregelmäßig. Sie sagte: »Ich … Mein Gott. Was für
eine Überraschung.«
»Kann ich mir gut
denken«, antwortete ich.
»Ist - sind Sie zufällig
hier?«
»Nein«,
entgegnete ich. »Ich bin ziemlich hungrig. Was würden Sie
empfehlen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich meine, zum Essen.
Was ist heute besonders gut?«
»Der Spezial-Hamburger
mit Garnierung«, sagte sie tonlos. Ihre Stimme klang so blaß,
wie es ihr Gesicht geworden war.
»Das hört sich gut
an«, sagte ich und klappte die Speisekarte zu. »Und zuvor eine
Tasse Kaffee.«
Mechanisch schrieb sie die
Bestellung auf den Kassenbon und setzte sich dann in Bewegung.
Sie fragte nicht einmal, ob
ich sonst noch Wünsche hätte.
Dann ging sie zurück in
die Küche. Der Kaffee stand am Ende der Theke, dort, wo sie das
Wasser geholt hatte. Jetzt ging sie daran vorbei, ohne einen Blick darauf
zu werfen.
Ehe sie die Küchentür
aufstieß, war ich auf den Beinen und an der Tür, ehe sie
zugeklappt war.
Die Tür hatte ein
Plastikfenster. Ich schaute hindurch und sah genau das, was ich erwartet
hatte: Priscilla Pitman-Pynne, die sich den Mantel anzog und zur hinteren
Tür ging.
Ich betrat die Küche und
war am Hinterausgang, ehe Priscilla mir entwischen konnte. Einen
Augenblick lang überfiel mich panischer Schrecken, weil ich sie nicht
gleich sah. Erst jetzt wurde mir klar, wie wichtig mir diese Sache war,
und daß ich keineswegs gewillt war, sie jetzt noch entwischen zu
lassen.
Sie entfernte sich auf der
Gasse hinter dem Lokal, als ich nach draußen kam. Dabei lief sie
nicht, schritt aber rasch aus. Ich rannte ihr nach. Hielt sie am Arm fest,
drehte sie zu mir her, damit ich ihr Gesicht sehen konnte. Sah
Entschlossenheit und Zorn, aber
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