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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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… Es ist mir einfach zuviel
     geworden, und ich wußte, daß ich so nicht weiterleben konnte.«
    »Warum sind Sie
     ausgerechnet nach Memphis gefahren?«
    »Es war die erstbeste
     Mitfahrgelegenheit, die mich weit genug wegbrachte. Außerdem dachte
     ich, Memphis, wo Elvis gelebt hat, sei eine Stadt des Showbusiness, mit
     vielen Schönheitschirurgen, die mich verändern konnten, falls
     das nötig wäre.«
    »Aber nachdem Sie mich
     engagiert hatten, stellten Sie fest, daß das gar nicht nötig
     war.«
    »Das ist richtig«,
     sagte sie, senkte die Augen und atmete schwer. »Ich weiß noch
     immer nicht, was Sie hier eigentlich wollen.« Und ehe ich es ihr
     sagen konnte, erklärte sie: »Gott, es ist so schön hier.
     Ich habe neun Jahre darauf gewartet, endlich wieder so leben zu können.«
    Dann blickte sie auf, schaute
     sich um, und erschrak. »Was hat er denn hier zu suchen?« Eine
     Frage, die bestimmt nicht mir galt.
    »Wer denn?«
    »Ach, Sie kennen ihn
     nicht.«
    Ich drehte mich um und sah
     die schmale Gestalt Caldwells neben dem Tor, das aufs Universitätsgelände
     führte. »Sie meinen Dekan Caldwell?«
    »Ja, kennen Sie den
     auch?«
    Ich beobachtete den Dekan.
     Und er beobachtete uns. Eigentlich wunderte es mich nicht, ihn hier zu
     sehen. Ich hatte ihm die Möglichkeit zum Handeln genommen, nicht aber
     seine Hoffnungen. Und ich hatte damit rechnen müssen, daß er
     mir hinterherfuhr, um die Ereignisse zu beobachten, die seine Zukunft
     wesentlich beeinflussen konnten.
    »Ein komischer Kerl«,
     sagte sie.
    »Er hält sehr viel
     von Ihnen.«
    »Das will ich gar nicht
     wissen«, antwortete sie. »Aber er hat mir geholfen. Und er hat bisher noch
     nie versucht, mich rumzukriegen.«
    »Rechnen Sie eigentlich
     damit, daß die Männer Sie rumkriegen wollen?«
    »Ich rechne nicht
     damit, aber sie tun es.«
    Jetzt wandte sie sich ab und
     starrte Caldwell an. Er bemerkte es und richtete sich gerade auf. Dann
     wandte sie sich wieder an mich.
    »Warum hat es neun
     Jahre gedauert, bis Sie hierherkamen?« fragte ich jetzt.
    »Ich hätte aufs
     College gehen sollen, nachdem ich die höhere Schule abgeschlossen
     hatte.«
    »Sie waren ja auf dem
     College«, erinnerte ich sie.
    »Das wissen Sie auch?«
    Ich nickte.
    »Das weiß man
     hier nicht.«
    »Ich habe mit Elizabeth
     Staedtler gesprochen. Mit der richtigen.«
    »Die hab’ ich
     immer gut leiden können.«
    »Und ich sprach mit
     Kenneth Catherman.«
    »Ach.« Jetzt
     geriet die resignierte Ruhe, in der sie mit mir gesprochen hatte, zum
     ersten Mal ins Wanken.
    »Warum - was ist mit
     ihm?«
    »Er ist ein Schwuler,
     das ist es.«
    »Na und?«
    »Na und? Na und!«
     rief sie, und ihre Stimme war merklich lauter und schriller geworden.
     »Der erste, der einzige Mann, bei dem ich mir gewünscht hätte,
     er würde mich rumkriegen wollen.«
    Darauf sagte ich nichts. Und
     sie war bereit, darüber zu reden.
    »Unschuldig, wie ich
     war«, sagte sie und hatte ihre Stimme, wenn auch nicht die Gedanken,
     unter Kontrolle. »Ich habe immer gedacht, die Welt sei so, wie sie
     in den Lesebüchern geschildert wird: Wenn man sich hart genug um
     etwas bemüht, bekommt man es auch. Ich arbeitete wie eine Verrückte
     auf der höheren Schule, für ihn, um ihm zu gefallen. Dann,
     nachdem ich das Examen gemacht hatte, wurde mir klar, daß ich ihn
     niemals bekommen würde. Ich weiß, es ist töricht gewesen,
     und die Kinder, die heutzutage aufwachsen, kennen sich in solchen Dingen
     besser aus, aber für mich war das etwas ganz Neues, und es war wie
     ein Schlag vor den Kopf. Es hat Jahre gedauert, praktisch bis heute, zu
     erkennen, was ich wirklich will. Und da kommen Sie daher, und ich weiß,
     daß Sie imstande sind, all das, was ich mir ersehnt habe, zuletzt
     doch wieder in Stücke zu schlagen.«     
    Wir schauten uns an.
    Dann fragte ich: »Warum
     haben Sie Billy Boyd getötet?«
    Sie schoß hoch. »Was?«
    Ich erhob mich ebenfalls und
     packte instinktiv ihren Arm, als fürchtete ich, sie würde im nächsten
     Augenblick davonlaufen.
    »Lassen Sie mich los!«
     sagte sie.
    Hinter ihr tauchte eine
     dunkle Gestalt auf. Ich sah sie nur aus den Augenwinkeln heraus, denn ich
     bemühte mich, die Frau festzuhalten, nach der ich so lange gesucht
     hatte. Sicher, ich hatte ihr zugehört und mir ein paar neue Theorien
     zurechtgelegt, aber ich konnte sie jetzt nicht weglaufen lassen, bevor ich
     ihr die entscheidenden Fragen gestellt

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