Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
Vom Netzwerk:
der Bar?«
    »Höchstwahrscheinlich hinten im Büro.«
    »Sie sagten, Sie haben nichts dagegen, wenn Gäste das Telefon benutzen«, sagte Ella. »Müssen die Angestellten Sie
    erst um Erlaubnis fragen?«
    »Sie sollten es tun, aber wenn ich hinten bin, sehe ich sie natürlich nicht.«
    »Natürlich«, sagte Ella. »Wir melden uns wieder.«
     
 
    Es ist merkwürdig, dachte Lauren, während sie in der Abenddämmerung am Küchentisch saß, dass sie bei allem, was sich gerade abspielte, nicht aufhören konnte, an Joe zu denken.
    Oder vielleicht war es doch nicht so merkwürdig. Vielleicht war es eine Art Selbstschutz. Wenn sie an Joe dachte, an seine Augen, sein Lächeln, seine Lippen, dann musste sie nicht darüber nachdenken, dass sie es vielleicht nur dem Standort eines Mikrowellenherds zu verdanken hatte, wenn sie heute noch atmete.
    Sie sah das Gerät an. Selbst bei dem schwachen Licht aus dem Flur bemerkte sie, dass die Spuren des Messers verschwunden waren.
    Kristi stand am Fenster. Felise lag in ihrem Bett am Ende des Flurs. Lauren hatte spät Dienstschluss gehabt und gebratenes Huhn zu Abend gegessen, das unter einer Folie im Herd gewartet hatte. Der Teller war nun leer, sie knüllte die Folie in der Hand zusammen. Das trockene Hähnchen fühlte sich an, als wäre es auf halbem Weg stecken geblieben.
    »Sind sie da?«, sagte sie, nur um etwas zu sagen.
    Kristi nickte, ohne sich umzudrehen.
    Im Haus blieb es still.
    Lauren stützte den Kopf auf die Hand. Die Auseinandersetzung erst mit Claire, dann mit Joe, lastete schwer auf ihr. Sie und Joe hatten während der restlichen Schicht praktisch nur noch geredet, was bei ihren Einsätzen notwendig war. »Soll ich die Trage jetzt bringen«, sagte er etwa, und sie hatte geantwortet: »Ja, bitte, Herr Kollege«, und auf ein kleines Lächeln gehofft, auf irgendeine Reaktion überhaupt, aber er hatte nur kehrtgemacht und war zum Rettungswagen hinausgegangen. Ein Patient hatte sogar gefragt, ob sie beide neu seien als Team.
    Sie wäre gern in ein Zuhause voller Licht und Betrieb gekommen, um den Streit ebenso zu vergessen wie den armen Charlie, den sie zuletzt gesehen hatte, als er weinend in den Armen seiner Eltern lag, aber Felise war erkältet und früh ins Bett gesteckt worden, und Kristi war aus irgendeinem Grund wütend und kurz angebunden.
    »Hast du die Mikrowelle gestrichen?«, fragte Lauren.
    »Felise hat gefragt, woher die Spuren stammen.«
    Lauren knüllte die Folie zu einer festen Kugel. »Bist du deshalb wütend?«
    »Wer sagt, dass ich wütend bin?«
    »Die Milz«, sagte Lauren und lächelte, damit Kristi sah, dass sie nicht gemein sein wollte, aber dann wurde ihr klar, dass Kristi sie gar nicht sah.
    Kristi brummte etwas und schaute wieder aus dem Fenster.
    »Wieso musst du sie beobachten?«
    »Weil ich mich nur dann sicher fühle.«
    »Aber er wäre ein Idiot, wenn er es noch einmal versuchen würde.«
    »Er hat mehr zu gewinnen als zu verlieren.«
    Lauren stellte ihren Teller in die Spüle. Sie strich über die Seite der Mikrowelle. Die Farbe war trocken, aber klumpig. Sie roch Bleichmittel und blickte auf den betagten Linoleumbelag unter ihren Füßen. »Wir hatten bereits sauber gemacht.«
    »Aber nicht bis in jede kleinste Ritze.«
    »Bist du deshalb wütend? Weil du noch einmal saubermachen musstest?«
    »Sprich leiser, sonst weckst du Felise auf.«
    Lauren schob die Hände tief in die Taschen und sah zu Boden. Wieso musste man genau an den Tagen, an denen man abends eine kleine Aufmunterung vertragen konnte, immer frontal mit der schlechten Stimmung von jemand anderem kollidieren, sodass beide sich vom anderen etwas wünschten, was dieser gar nicht wahrnahm oder nicht geben konnte?
    »Und ich bin nicht deshalb wütend«, sagte Kristi, »sondern weil du mir nichts davon gesagt hast, dass du später kommst.«
    »Daran ist der verdammte Job schuld.«
    »Klar, aber du hattest Zeit, die Überwachungsleute anzurufen, damit sie dich treffen und dir nach Hause folgen konnten, oder?« Kristi kam an den Tisch. »Während ich inzwischen ständig auf die Uhr schaue und mich frage, ob diese Detective allein aus dem Wagen steigen und mit ernster Miene zur Tür kommen wird, um mir die schlechte Nachricht zu überbringen.« Ihre Stimme zitterte. »Ob ich mich von dir genauso verabschieden muss wie von Brendan.«
    »Mir wird nichts passieren.«
    »Wie kannst du das sagen? Ich habe dich in den Nachrichten gesehen, bei dieser Krangeschichte. Es hieß, ein Mann sei

Weitere Kostenlose Bücher