Ein Grausames Versprechen
schrieben.
Murray zeigte der Frau seinen Ausweis. »Wir möchten Daniel Peres sprechen.«
Sie wischte sich mit einem durchnässten Taschentuch über die Augen. »Ich rufe ihn.« Sie nahm den Hörer ab und sprach leise hinein. Ein paar Leute in dem geschlossenen Raum hinter ihr schauten in ihre Richtung. Ella erwiderte ihre Blicke. Zweifellos wussten sie, wer sie und Murray waren. Wenn am Morgen, nachdem einer deiner Kollegen ermordet wurde, zwei Leute im Anzug an deinem Arbeitsplatz auftauchen, gehört nicht viel Grips dazu, es sich zusammenzureimen. Schließlich wandten sie sich wieder ihren Bildschirmen zu, aber einer drehte außerdem seinen Stuhl ein wenig, als wollte er sein Gesicht verbergen. Ella kniff die Augen zusammen.
Die Frau stand auf und öffnete eine Tür auf der Seite des Büros. Eine Treppe führte nach oben. »Mr. Peres erwartet Sie.«
Daniel Peres’ Büro hatte Glaswände und ging auf das Getriebe in dem riesigen Lagerhausbereich darunter hinaus. Sein Schreibtisch stand vor der gegenüberliegenden Wand. Als sie eintraten, kam er schwerfällig dahinter hervor, die Arme ausgestreckt, als würden sie ihn führen. »Guten Tag«, sagte er. »Ich bin Daniel Peres.«
Murray stellte sie beide vor.
Peres wies auf Sessel. Sie setzten sich, Ella schlug die Beine übereinander und legte die Hand auf die Lehne, in der Hoffnung, das Gewebe würde Peres’ Schweiß aufnehmen.
»Haben Sie den Täter schon erwischt?«, fragte Peres.
»So etwas kann sehr lange dauern«, sagte Murray.
Peres nickte. »Und wie kann ich Ihnen helfen?«
»Wie lange hat James Kennedy hier gearbeitet?«, fragte Ella.
Peres berührte die Computermaus. »Ich habe es gerade nachgeschlagen. Er war sieben Jahre hier gewesen, drei davon hat er unter meinem Vorgänger gearbeitet.« Er lächelte nervös. »Er war ein guter Angestellter. Hat in der ganzen Zeit, die ich ihn kannte, kaum einmal einen Krankheitstag genommen.«
»Wie kam er mit dem übrigen Personal zurecht?«
»Gut, gut. Keine Probleme.«
»Kennedy war Fahrer, richtig?«, fragte Ella.
Ein leicht ruckartiges Nicken.
»Können Sie uns einen typischen Tagesablauf schildern?«
Peres sah auf den Monitor. »James hat Acht-Stunden-Schichten gearbeitet, er fing um neun Uhr morgens an und hörte um sechs Uhr abends auf, mit einer Stunde Mittagspause. Normalerweise kam er herein, bekam seinen Laufzettel und fuhr los. Wir haben eine Reihe Stammkunden, für die wir Waren transportieren, aber wenn im Lauf des Tages neue Kunden mit einer Anfrage anrufen, gehen sie per Funk an einen der Jungs raus, und das kommt dann noch zur üblichen Tour dazu.«
Murray schrieb in sein Notizbuch. »Sie haben Aufzeichnungen darüber, wohin jedes Fahrzeug fährt?«
»Ja, Lieferscheine, Fahrtenbuch und alles.«
»Fuhr Kennedy immer dasselbe Fahrzeug?«
»Ja. Das heißt, er fuhr immer einen Lieferwagen, keinen Lkw. Die Lieferwagen selbst wechselten.«
»Und wie kam er mit den Kunden zurecht? Gab es je Anzeichen für Konflikte?«
Peres schüttelte den Kopf. »Wie ich schon sagte, er war ein guter Angestellter. Er tat, was man von ihm verlangte, und gab nie Anlass zu Ärger.«
»Hat er manchmal später als 18.00 Uhr aufgehört?«
»Wir versuchen, Überstunden zu vermeiden. Wir haben ein paar Abendfahrer, und wir geben denen die späten Aufträge.«
»Waren Sie hier, als er am Dienstag aufhörte?«
»Nein, ich gehe für gewöhnlich um halb sechs.«
»Woher können Sie dann wissen, wann er aufgehört hat?«
Peres deutete auf den Computer. »Alle Angestellten loggen sich mit ihrem PIN-Code aus, wenn sie gehen, außerdem gibt es einen Wachmann, der sie hinauslässt.«
»Kann man das Ausloggen fälschen?«, sagte Murray. »Wenn ein anderer Angestellter den PIN-Code von jemand kennt, könnte er ihn an dessen Stelle eingeben, oder?«
»Ich denke schon«, sagte Peres. »Es ist allerdings gegen die Regeln. Und der Wachmann würde es auch bemerken.«
»Ist er jetzt hier?«
Peres schüttelte den Kopf. »Er fängt erst später an.«
»Okay, dann brauchen wir bitte seine Adresse«, sagte Ella. »Wir brauchen außerdem einen Ausdruck Ihrer Log-Datei und eine Kopie von Kennedys Personalakte. Und wir würden gern mit einigen der Beschäftigten sprechen.«
»Muss das sein? Wir haben sehr viel zu tun und …«
»Es muss sein«, sagte Murray. »Außerdem - was ist mit dem Unfall, den Kennedy vor drei Jahren hatte? Haben sich die überlebenden Angehörigen je hier gemeldet?«
»Die Familie der Frau?«,
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