Ein Grausames Versprechen
fünfzehnten Stock geschickt. Dort stand ein rundlicher Mann mit breitem Lächeln vor ihnen, als die Tür aufging. »Ah, die Detectives. Wir haben Ihr amtliches Schreiben gerade erst erhalten, die Akten, die Sie brauchen, werden in diesem Moment geholt. Vielleicht möchten Sie hier warten.« Er zeigte ihnen einen leeren Büroverschlag.
»Wunderbar«, sagte Murray. »Danke.«
Der Mann ging, und sie setzten sich. »Kommt mir zu einfach vor«, sagte Ella.
»Wenn sie uns helfen wollen, werde ich keinen Streit mit ihnen anfangen.«
»So, da hätten wir es.« Eine junge Frau hielt ihnen einen Aktenordner hin. Ella ergriff ihn und dankte ihr. Sie legte ihn auf den Schreibtisch und klappte ihn auf, ihre Handflächen waren plötzlich schweißnass, und ihr Puls hämmerte laut in den Ohren.
Sie gingen rasch die Einreisevermerke und den übrigen Papierkram durch, dann sahen sie einander entsetzt an.
»Er ist gar nicht im Land?«, sagte Murray. »Wie kann das sein?«
Ella griff zum Telefon und wählte.
»Wie lief es?«, sagte Kuiper. »Wo ist er?«
»Noch immer in Österreich, soweit wir wissen.«
»Wie bitte?«
»Die letzte verzeichnete Einreise fand vor fünfeinhalb Jahren statt, fast ein Jahr später ist er wieder ausgereist.«
»Das ist nicht Ihr Ernst.«
»Leider doch«, sagte Ella. »Es wirft auch Fragen bezüglich Benson Drysdale auf. Hat er gelogen, als er sagte, er hat Werner vor einem halben Jahr gesehen, oder läuft ein zweiter Thomas Werner aus Österreich bei uns herum, oder was?«
»Gute Frage«, sagte Kuiper. »Passen Sie auf, ich habe die Leute von der Einreisekontrolle am Flughafen bereits dazu gebracht, dass sie uns helfen, also fahren Sie da hinüber, dann wissen wir wenigstens, wie der Schweinehund aussieht. Später müssen wir dann entscheiden, ob wir Drysdale als Zeugen verbrennen und ihm das Bild zeigen, damit wir bestätigt bekommen, dass es ein und derselbe Mann ist.«
»Okay«, sagte Ella.
»Steht in der Akte etwas darüber, was er getan hat, bevor er hierherkam? Ob er einer Arbeit nachging, und wenn ja, welcher?«
Sie blätterte die Akte durch. »Seiner Einreisekarte nach wohnte er unter einer Privatadresse in Crow’s Nest. Hier steht nicht, wem die Wohnung oder das Haus gehörte. Er hat eine Telefonnummer für die Zeit seines Aufenthalts hier als Kontaktmöglichkeit angegeben - haben Sie was zu schreiben?«
»Schießen Sie los«, sagte Kuiper.
Ella las die Nummer vor. »Außerdem steht hier, dass er Urlaub machte und also nicht arbeiten sollte, und als seine Heimatadresse für Notfälle hat er eine Mrs. Gretel Werner in Wien angegeben.«
»Fragt sich, ob es sich um die Ehefrau oder die Mutter handelt«, sagte Kuiper. »Danke. Ich kümmere mich um das alles. Sie besorgen dieses Foto, dann rufen Sie wieder an.«
Murray hatte den Kopf in die Hände gestützt. »Wohin geht es jetzt?«
»Zum Flughafen. Sein Bild auf den Bändern suchen.«
»Selbst wenn wir es finden, was dann?«, fragte Murray. »Wenn er mit einem falschen Pass eingereist ist, ist es praktisch unmöglich, ihn aufzutreiben. Er kann sogar schon wieder ausgereist sein. Wie können wir beweisen, dass er der Täter ist, wenn wir nicht beweisen können, dass er hier war?«
»Beruhige dich«, sagte Ella, obwohl ihr dieselben Gedanken - und noch ein paar mehr - durch den Kopf gingen.
So viel zur Festigung meines Platzes in der Mordkommission.
Ein mürrischer Mann begleitete Ella und Murray durch die Eingeweide des Flughafens zu einem kleinen Raum mit einem Monitor und einem DVD-Player. Er knallte eine Fernbedienung auf den Tisch und deutete beliebig auf irgendwelche Tasten. »Abspielen, Stopp, Pause, schneller Vorlauf, Rücklauf.« Dann machte er auf dem Absatz kehrt, ging hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.
»Fröhlicher Typ.« Murray setzte sich in einen der Plastiksessel.
Ella blieb stehen und startete die fünf Jahre alte Aufzeichnung. Die Datums- und Zeitanzeige in der unteren rechten Ecke zählte die Minuten. »Welche Zeit brauchen wir?«
Murray schlug sein Notizbuch auf. »Die Einreisekontrolle hat ihn um 8.50 Uhr abgestempelt.«
Ella ließ die Aufzeichnung schnell vorlaufen. Der Blick stammte von einer Kamera über dem Kopf eines Einwanderungsbeamten. Am Rand des Schirms sah Ella die Nummer 8 an dem Schalter. »Er ist durch Schalter 8 gekommen, oder?«
Murray nickte.
Die Minuten sausten auf dem Zählwerk vorbei. Menschen eilten zum Schalter, händigten Pässe und Einreisekarten aus und redeten
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