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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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im Schnellzugtempo, während der Kopf des Einwanderungsbeamten auf und ab ging, dann wurden die Pässe gestempelt, und sie waren durch. Sobald sie sich dem fraglichen Zeitpunkt näherten, ließ Ella die Aufzeichnung in normaler Geschwindigkeit laufen.
    Als die Ziffern 8.50 Uhr klickten, trat ein Mann an den Schalter. Ella lief ein Schauder über den Rücken. Er hatte kurzes braunes Haar, ein rundes Gesicht und braune Augen.
    »Das ist er also?«, sagte Murray.
    »Hält sein Gesicht nach unten geneigt.«
    »Gewissermaßen.«
    »Er tut es.«
    Der Mann auf dem Bild sah den Beamten an, nicht hinauf zur Kamera, und sagte etwas, offenbar als Antwort auf eine Frage. Er nickte einmal. Seine Miene war gleichgültig, ausdruckslos. Ella versuchte sich vorzustellen, wie er James Kennedy erstach, das Gesicht verzerrt vor - ja was? Rachegelüsten, Gier, Hass? Sie mussten den Grund erst noch in Erfahrung bringen.
    Der Beamte stempelte seinen Pass und reichte ihn zurück, Werner nahm ihn und entfernte sich.
    »So weit, so gut.« Murray klatschte sein Notizbuch auf den Tisch. »Und jetzt - sollen wir uns das gesamte Filmmaterial seitdem besorgen und dann stundenlang dasitzen und nach jemandem suchen, der aussieht wie er?«
    Ella spulte zurück und suchte nach dem deutlichsten Bild seines Gesichts. »Vielleicht haben sie eine Software, die ihn vergleichen kann.«
    Murray murmelte etwas Unverständliches.
    Sie betrachtete ein Einzelbild. »Das hier vielleicht, was meinst du?«
    Das Gesicht des Mannes befand sich in der Mitte des Bildes, die Augen hatte er aufmerksam auf den Beamten gerichtet, der Mund war geschlossen.
    »Sieht gut aus.« Murray schrieb die Bildnummer und die genaue Zeit auf. »Jetzt müssen wir unseren lustigen Freund nur noch um einen Ausdruck bitten.«
    »Das darfst du machen«, sagte Ella. »Ich bringe Kuiper auf den neuesten Stand.«
     

12
    Lauren lag erschöpft im Bett. Das Beruhigungsmittel, das sie genommen hatte, tat seine Wirkung, aber ihr Geist wehrte sich heftig. Jedes Mal, wenn sie wegdöste, tauchten Bilder des verbrannten Mannes auf, und sie wurde ruckartig wach und rang nach Luft.
    Sie rollte sich ein und drehte sich zur Seite, zog ihr T-Shirt am Rücken nach unten und glättete die Boxershorts an den Schenkeln. Auf der Kommode an der gegenüberliegenden Wand standen gerahmte Fotos, und sie ließ den Blick unkonzentriert darüberschweifen. Sie, Kristi und Brendan, an dem Weihnachtsabend, an dem sie alle drei neue Fahrräder bekommen hatten. Ihres war ein rot glänzendes Zehngang-Rad, Kristis ein purpurner Renner mit Bananensitz, während Brendan immer noch Stützräder an seinem goldenen Mini-BMX hatte, die er nicht schnell genug loswerden konnte.
    Die Augen fielen ihr zu. Ihr Körper entspannte sich. Doch dann sah sie der verbrannte Mann aus seinen lidlosen Augen an, packte sie mit seiner versengten Hand, und sie war wieder wach.
    Sie setzte sich auf und legte die verschränkten Arme auf die Knie. Es war ihr zuvor bereits schlecht genug gegangen vor Angst und Sorge. Dieses ständige Eindösen und Aufschrecken machte alles noch schlimmer. Sie wusste, dass es eigentlich nicht um den Verbrannten ging, dem sie geholfen hatte, so gut sie konnte, sondern um Thomas. Der Verbrannte war ein … Wie nannte man es noch? Sie war so müde, dass sie nicht mehr richtig denken konnte. Ein Symbol, das war er. Er war ein Symbol für die Bedrohung durch Thomas. Wenn sie ihn sah, sah sie eigentlich Kristi oder Felise. Oder sich selbst.
    Sie drückte ihr Kinn in die Armbeuge. Vielleicht sollte sie noch ein Schlafmittel nehmen, damit es sie so richtig umhaute. Sie würde heute Abend zwar wie ein Zombie durch die Gegend laufen, aber wenigstens noch ein, zwei Stunden Schlaf finden.
    Sie stieg aus dem Bett und tappte barfuß zur Küche. Das Haus war warm und von der Sonne durchflutet, sie hörte Autos draußen auf der Straße vorbeifahren und das Signalhorn eines Zugs am Bahnhof. Sie goss sich gerade ein Glas Wasser aus dem schweren Glaskrug ein, den sie immer im Kühlschrank stehen hatten, als sie hinter sich ein Geräusch hörte.
    Sie drehte sich um, und im selben Moment stürzte sich Thomas auf sie. In seiner linken Hand blitzte eine Klinge auf, die er im Bogen abwärtsführte. Sie riss den rechten Arm nach oben, und der Glaskrug traf seinen Unterarm, der Aufprall erschütterte ihre Hand so sehr, dass sie den Krug beinahe fallen ließ. Eiswasser spritzte über sie beide. Der Schwung von Thomas’ Bewegung ließ sie gegen

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