Ein Grausames Versprechen
Kopfverletzung erlitten. Er hat jetzt eine Weiche im Gehirn, und ab und zu blockiert sie, und er musste wieder operiert werden. Dienstag war der Tag, an dem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. In den ersten Tagen danach häufen sich die Anfälle bei ihm, und die können tödlich sein, deshalb hätte ich ihn und den anderen, jüngeren Sohn auf keinen Fall allein zu Hause gelassen.«
Murray rutschte auf dem Sofa vor. »Aber Sie verstehen, warum wir hier sind.«
»Jeder an meiner Stelle hätte das Gleiche gesagt.«
»Aber es waren Drohungen.«
»Der Mann war Berufsfahrer«, sagte Harvey. »Er sollte besser fahren als andere Leute. Man sollte einen höheren Anspruch an ihn stellen dürfen. Und dieser Mann fährt bei Rot über eine Ampel, weil er gerade in einen Stadtplan schaut, er tötet meine Frau und ruiniert das Leben meiner Söhne, und er bekommt eine Geldstrafe und Führerscheinentzug. Versetzen Sie sich an meine Stelle.«
Ella räusperte sich. »Kennen Sie einen Mann namens Thomas Werner?«
»Nein.«
»Dad.« Der Junge stand wieder in der Tür.
Harvey stand auf. »Ich komme, Ev. Wir sind hier sowieso fertig.«
Draußen in dem heißen Auto steckte Murray den Schlüssel ins Zündschloss, ließ den Motor jedoch nicht an. »Was denkst du?«
»Er hasste ihn, aber ich glaube nicht, dass er etwas damit zu tun hat.«
»Er könnte Werner als Killer engagiert haben.«
»Er könnte auch die Kinder allein gelassen und sich aus dem Haus geschlichen oder einen Babysitter gehabt haben.« Ella ließ ihr Fenster hinunter. »Und wahrscheinlich feiert er heute Abend, aber ich glaube trotzdem nicht, dass er etwas mit der Sache zu tun hat.«
Murray ließ den Wagen an. »Vielleicht nimmt es ihm endlich etwas von seinem Zorn.«
Ellas Handy läutete. »Seid ihr fertig mit Harvey?«, fragte Kuiper.
»In diesem Moment«, antwortete sie. »Er sagt, er war am Dienstagabend bei seinem Jungen zu Hause, der gerade frisch operiert war. Sollen wir es im Krankenhaus nachprüfen?«
»Nein. Fahren Sie hinüber zum Haus Ihrer Sanitäterin.«
Ellas Nackenhaare sträubten sich bei seinem Tonfall. »Was ist passiert?«
»Jemand ist bei ihr eingebrochen und hat sie überfallen.« Murray musste ein ganzes Stück entfernt von Laurens Haus parken, weil sich am Straßenrand ein Polizeiauto ans andere reihte. Ella war aus dem Fahrzeug gesprungen, ehe er die Handbremse angezogen hatte. Sie eilte den Gehweg entlang, und das Herz hämmerte ihr bis zum Hals.
Ein uniformierter Beamter stand an der Treppe Wache. Die Tür war von halbrunden Vertiefungen übersät, bei manchen waren Reste roter Farbe ins Holz eingebettet. Ella zückte ihren Ausweis. »Sind alle okay?«, fragte sie den Beamten.
Er nickte. »Sie sind nebenan. Die Detectives sind oben.«
Ella trat vorsichtig über die Blutflecke hinweg ins Haus. Eine Frau erschien oben auf der Treppe. »Ella? Komm rauf.«
Sascha Ninkovic hatte vor langer Zeit in Newtown mit Ella gearbeitet. Jetzt war sie bei der Kriminalpolizei von Summer Hill. Ella stieg die Treppe hinauf. Sascha stand mit einem weiteren Detective an einer Wand der Küche und machte sich Notizen. Ein Beamter der Spurensicherung schoss Fotos, ein zweiter kauerte beim Fenster. Ella sah sich um, sie bemerkte den offenen Kühlschrank, das offene Fenster, die Glasscherben, das Blut auf dem Boden, auf der Arbeitsplatte und dem Fensterbrett.
»Und es geht ihr bestimmt gut?«, fragte sie.
»Oh, ja«, erwiderte Sascha. »Sie sagt, sie muss nicht mal ins Krankenhaus. Hat sich von ihren Sani-Kollegen zusammenflicken lassen.«
Ella fühlte peinlicherweise Tränen der Erleichterung aufsteigen.
Murray spähte über ihre Schulter. »Du lieber Himmel, was ist passiert?«
»Er kam durch ein rückwärtiges Fenster im Erdgeschoss herein«, sagte Sascha. »Er hat es aus dem Rahmen gestemmt und ist durchgestiegen. Die Bewohnerin …«
»Lauren«, sagte Ella.
»Lauren, ja, sie wollte sich etwas zu trinken aus der Küche holen und wurde von hinten attackiert. Sie hatte einen Glaskrug in der Hand, mit dem hat sie wiederholt nach ihm geschlagen, während er mit einem Messer auf sie einzustechen versuchte. Sie waren genau vor der Arbeitsfläche hier neben dem Kühlschrank. Man sieht die Spuren der Messerklinge an der Seite des Mikrowellenherds.«
Ella betrachtete die glänzenden Kratzer im Lack und das Messer auf dem Boden. Es hatte nur eine Schnittseite, war also nicht das, mit dem Kennedy niedergestochen wurde.
»Inzwischen schrie sie:
Weitere Kostenlose Bücher