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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Gedanken eine Notiz, den Önologen zu fragen, wie sie in einem derart unwirtlichen Umfeld gedeihen konnten.
    Er wollte gerade umkehren und zum Haus zurückgehen, als er das Vibrieren seines Handys in der Hosentasche spürte. Er nahm es heraus und setzte sich auf die Mauer. Die Hitze des Gesteins drang durch die Baumwolle seiner Shorts.
    »Wie ist das Wetter da unten?« Charlies Stimme hatte einen sehnsüchtigen Klang, als er die Frage stellte, die so häufig den Auftakt eines Gesprächs zwischen Menschen in nördlichen und Menschen in südlichen Gefilden bildet.
    »Oh, ganz normal. Ich hatte mir vorgenommen, dir eine, Postkarte zu schicken. Du weißt ja, mit der alten Leier: ›Das Wetter ist hier, wünschte, du wärst schön.‹ Mal sehen, was ich dir bieten könnte. Wir haben an die dreißig Grad und strahlenden Sonnenschein. Wie ist das Wetter in London?«
    »Frag lieber nicht. Mir wachsen langsam Schwimmhäute zwischen den Zehen. Ich hoffe, dass ich mich gegen Ende des Monats einen oder zwei Tage abseilen kann. In Monte Carlo findet ein internationales Symposium über die Zukunft von Luxusimmobilien statt.« Charlie schnaubte verächtlich. »Eine Bande von Gaunern, die ausbaldowern, was sie den Russen aufschwatzen können, nehme ich an. Wie auch immer, ich wurde auserwählt, Bingham und Trout zu vertreten, und ich dachte, ich komme auf dem Rückweg vorbei und schaue mir dein Château an.«
    »Phantastisch, Charlie. Ich freue mich. Es wird dir hier gefallen. Gut, dass du anrufst, dann bleibt mir Zeit, das Gesinde auf Trab zu bringen.«
    »Tu das. Was ist mit den Trauben? Gibt es gute Neuigkeiten, was die Suche nach dem Weindoktor betrifft?«
    »Ich treffe mich am Sonntag mit jemandem, der Kontakte in der Branche hat. Könnte viel versprechend sein.«
    »Hmmm. Was steht heute bei dir an?«
    »Im Moment bin ich in den Weinfeldern, mache mich mit den Rebstöcken vertraut. Dann sind Aufräumarbeiten im Hof fällig. Und anschließend werde ich höchstwahrscheinlich im Dorf zu Mittag essen. Nicht gerade das, was man als hektischen Tagesablauf bezeichnen würde.«
    »Max?« Charlies Stimme klang beinahe ernst. »Und jetzt bitte die schlechten Neuigkeiten, ohne Rücksicht auf Verluste. Ist es da unten wirklich so schön?«
    Max blickte über die Weinfelder hinweg auf den Luberon und den Himmel, blau und wolkenlos bis zum Horizont, und dachte an sein neues Leben ohne Anzüge, Geschäftsbesprechungen, ohne Taktieren und Intrigieren, ohne Verkehrsstau und Luftverschmutzung. »Ja, das ist es wirklich«, erwiderte er.
    »Glückspilz, elender.«
    * * *
    Den Rest des Vormittags verbrachte er damit, das Inventar der Scheunen zu sichten, einen verstopften Abfluss im steinernen bassin zu reinigen und eine Liste der Gerätschaften anzulegen, die er brauchte, um den Hof wieder in Schuss zu bringen:
    Unkrautvernichter, eine Fuhre von dem feinen Kies, der grain de riz genannt wurde, wie er sich erinnerte, Gartenschere, Rechen. Er hatte noch nie Haus und Hof besessen, ganz zu schweigen von einem weitläufigen Gut, und er stellte fest, dass ihm die einfache, ungewohnte Arbeit mit den Händen Spaß machte. Selbige rochen inzwischen nach der Flora und Fauna des brackigen Teiches, waren schmutzig vom Säubern des Abflusses und obendrein voller Blasen, weil er die heruntergefallenen Zweige und Äste in die Scheune geschleift hatte, um einen Vorrat an Feuerholz anzulegen. Er fügte seiner imaginären Einkaufsliste eine Säge hinzu.
    »Peuchère! Wie können Sie sich ohne Hut in die Sonne wagen?«, rief Madame Passepartout, die mit mahnend erhobenem Zeigefinger aus der Küche auftauchte. »Wollen Sie Ihr Gehirn schmoren?«
    Zum zweiten Mal an diesem Morgen kam er sich vor wie ein Schüler, der etwas ausgefressen hat. Er fügte seiner Liste einen Hut hinzu.
    Es war Punkt zwölf, und Madame Passepartout fuhr zum Mittagessen nach Hause. Bevor sie sich verabschiedete, wurde Max ins Haus zitiert, um das Ergebnis ihrer Anstrengungen zu inspizieren. Er gab Laute der Bewunderung und Dankbarkeit von sich, als ihm der glänzende Ofen, die polierten Kupferkochtöpfe und der geschrubbte, makellose Steinboden vorgeführt wurden. Eine beispiellose Metamorphose, so weit das Auge reichte.
    »Sie haben ungeheuer viel an einem Morgen geschafft«, sagte er. »Hervorragend.«
    Madame Passepartout gestattete sich einen Anflug von Stolz, bevor die Bescheidenheit überhand nahm. »Bof. Das ist nur der Anfang. Zumindest können Sie jetzt in der Küche essen, ohne

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