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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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nächste Woche zurückruft.«
    Sie erreichten den Wagen. Max blieb stehen, legte eine Hand aufs Herz und setzte eine, wie er hoffte, gewinnende Miene auf. »Nathalie, darf ich einen Vorschlag machen, um einen herrlichen Nachmittag perfekt zu beenden?«
    Sie hatte den Kopf abgewandt und warf ihm einen argwöhnischen Blick von der Seite zu. Bisher hatte er sich wie ein zivilisierter Mensch betragen, aber man konnte nie wissen. Zumal nicht bei einem Engländer. Ihre Augenbrauen schnellten in die Höhe.
    »Lassen Sie mich fahren.«

 
NEUN
     
    Es war Mr. Chens dritter Besuch in Bordeaux, einer Stadt, die ihm mit jedem Mal besser gefiel. Er war vor allem von der Eleganz und den überschaubaren, dem Menschen angemessenen Dimensionen der Bauwerke aus dem achtzehnten Jahrhundert angetan, die einen erfrischenden Kontrast zu den gigantischen Glas- und Stahltürmen seiner Heimatstadt Hongkong boten. Er bewunderte die Place de la Bourse, die Esplanade des Quinconces, das Grand Théâtre, die Springbrunnen und Statuen - und genoss den Blick auf die breite, träge dahinfließende Garonne.
    Und da er sich sagte, im Leben eines Mannes müsse es auch einen Platz für beschauliche Stunden geben, hatte Chen auch einige der weniger öffentlichen Attraktionen von Bordeaux schätzen gelernt - die kleinen, verschwiegenen Gässchen der Altstadt, in denen die Bordsteinschwalben Patrouille gingen. Er zog sogar in Betracht, seine Besuche auf zwei Mal pro Jahr zu erhöhen.
    Von Natur aus bildungsbeflissen und darauf bedacht, Informationen zu sammeln, hatte er im Zuge seiner »Hausaufgaben«, die er gewissenhaft zu erledigen pflegte, unter anderem entdeckt, dass Bordeaux die erste französische Stadt war, in der Tennis gespielt wurde; dass der Schriftsteller François Mauriac den Begriff »Aristokratie des Korkens« erfunden hatte, um das Multikulti-Gemisch aus französischen, englischen, irischen, deutschen und schweizerischen Wein-Granden zu beschreiben; und dass ihre ursprünglichen Weinkeller unweit des Flusses erbaut worden waren, am Quai des Chartrons.
    Und genau hier, an der Stelle, wo die Rue Ramonet in den Quai des Chartrons mündete, bat Mr. Chen den Taxifahrer, anzuhalten. Ein Spaziergang und ein Hauch kühler Luft, die vom Fluss herüberwehte, würden dafür sorgen, dass er einen klaren Kopf bekam, bevor er sich der Aufgabe des heutigen Tages widmete. Mit der Bank war alles arrangiert. Er hatte seinen Kunden den einen oder anderen vertraulichen Hinweis gegeben. Blieb also nur noch zu hoffen, dass der Preis dieses Jahr nicht in Schwindel erregende Höhen steigen würde.
    Als er den quai verließ und in den Cours Xavier Arnozan einbog, eine von Bäumen und imposanten Häusern gesäumte Prachtstraße, sah er, dass auch die anderen gerade eintrafen. Er beschleunigte seinen Schritt, um sich ihnen anzuschließen, als sie durch eine Eingangstür traten, die nicht gekennzeichnet war.
    Im schummerigen Licht der Eingangshalle tauschte die handverlesene Gruppe von Geschäftsleuten, ausnahmslos Asiaten in Berufskleidung - konservative dunkle Anzüge und Krawatten in gedeckten Farben-, Verbeugungen, Visitenkarten und einen Händedruck mit dem Gastgeber aus, einem hoch gewachsenen Franzosen in einem Tweedanzug mit so erstklassiger Passform, dass er von einem Londoner Schneider hätte stammen können. Die gemeinsame Sprache, auf die man sich verständigt hatte, war Englisch, mit einer Vielfalt von Akzenten gesprochen. Das gemeinsame Interesse war der Wein.
    »Es handelt sich nicht um eine gewöhnliche Verkostung«, sagte der Franzose gerade. »Ihnen wird gewiss schon etwas Ungewöhnliches aufgefallen sein.« Er hielt inne, um sich eine ergrauende Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. »Normalerweise werden Verkostungen bei Spitzenweinen aus Bordeaux sur place durchgeführt, also dort, wo die Trauben wachsen. In diesem Fall - diesem einmaligen Fall, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten - ist das Weingut zu klein, um die entsprechenden Annehmlichkeiten zu bieten, oder besser gesagt, Annehmlichkeiten gleich welcher Art. Mit Ausnahme der Trauben, natürlich.« Er betrachtete die aufmerksamen Mienen ringsum und schüttelte den Kopf. »Wir können nicht einmal mit einem Miniatur-Château dienen, und es ist auch nicht geplant, eines zu errichten. Der Boden ist viel zu kostbar, um ihn für Ziegelsteine und Mörtel zu verschwenden. Deshalb findet die Verkostung hier in Bordeaux statt.«
    Die Geschäftsleute nickten, die dunklen Köpfe hüpften wie

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