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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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auf Kommando auf und ab.
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, meine Herren.« Er ging voraus, durch einen schmalen Korridor, vorbei an den Porträts von Männern mit gestrengem Blick, deren Gesichtszüge teilweise durch die üppige Gesichtsbehaarung verdeckt wurden, die sich im neunzehnten Jahrhundert großer Beliebtheit erfreut hatte. Der Franzose deutete mit seiner manikürten Hand auf die Gemäldegalerie. »Ehrenwerte Ahnen«, erklärte er mit einem Lächeln, das in der Gruppe Widerhall fand.
    Sie gelangten in den Verkostungsraum, klein und dämmrig, der von einem langen Mahagonitisch beherrscht wurde. Auf der polierten Oberfläche waren funkelnde Gläser, silberne Leuchter mit brennenden Kerzen und ein Trio offener Flaschen ohne Etikett aufgereiht, jede mit Hieroglyphen in weißer Kreide gekennzeichnet. Crachoirs aus reich verziertem Kupfer standen an den beiden Schmalseiten für das zeremonielle Spucken bereit, das später stattfinden würde, im Verlauf der Verkostung.
    Der Franzose rückte die bereits perfekt zur Schau gestellten Manschetten an seinem Hemd zurecht, verschränkte die Hände vor der Brust und unterstrich mit einem leichten Stirnrunzeln die Bedeutung der nachfolgenden Worte. »Wie Sie wissen, sind zu dieser Verkostung ausschließlich geladene Gäste zugelassen, beschränkt auf die internationalen Einkäufer ersten Ranges, die crème de la crème.« Im Raum wurden die Köpfe gebeugt, ein stummer Dank für das Kompliment. »Mit anderen Worten, auf ein Fachpublikum, das in der Lage ist, die außergewöhnlichen Qualitäten dieses bemerkenswerten Weines zu schätzen.«
    Wie vorprogrammiert richteten sich die Blicke der Einkäufer auf die drei Flaschen, die auf dem Tisch standen. »Unser Weingut ist winzig, wir können nur sechshundert Kisten Wein im Jahr erzeugen. Sechshundert Kisten, meine Freunde«, erklärte der Franzose. Er holte einen Zeitungsausschnitt aus seiner Tasche. »Weniger als der Ertrag der Gebrüder Gallo in Kalifornien an einem einzigen Vormittag. Und seit sie auch noch die Martini-Weinkellerei übernommen haben...« - er hielt den Ausschnitt hoch - »... produzieren wir wahrscheinlich weniger Wein im Jahr als sie vor dem Frühstück. Was wir anbieten, ist lediglich ein Tropfen im Ozean der Weine. Sie werden verstehen, warum wir es uns nicht leisten können, ihn an Amateure und durstige Journalisten zu vergeuden.«
    Die Einkäufer lächelten und nickten abermals, geschmeichelt, einem derart erlauchten Kreis zugerechnet zu werden. Einer hob die Hand. »Wie hoch ist die derzeitige Gallo-Produktion? Haben Sie Zahlen?«
    Der Franzose zog seinen Zeitungsausschnitt zurate. »Ungefähr sechs Millionen Kisten im Jahr.«
    »Ah so.«
    »Wir haben zwei Probleme«, fuhr der Franzose fort. »Das erste habe ich bereits erwähnt: Wir besitzen kein Château, und deshalb können unsere Weine keinen Anspruch auf einen illustren Namen erheben. Wir nennen ihn Le Coin Perdu, das gottverlassene Fleckchen Erde, weil das der Name des Weinguts ist, das meine Familie vor mehr als einer Generation übernommen und vor dem Verfall gerettet hat. Ihr Glaube an das Land und die jahrelange, harte Arbeit auf den Weinfeldern beginnen nun Früchte zu tragen. Der Wein ist außergewöhnlich. Und genau das bringt uns zum zweiten Problem.«
    Er breitete seine Hände aus und hob im Zeitlupentempo die in Tweed gekleideten Schultern. »Es gibt nicht genug. In einem guten Jahr sechshundert Kisten. Und wenn sich Qualität und Knappheit des Angebots paaren, steigen die Preise, traurig, aber wahr. Zum Glück haben wir noch nicht die sechsstellige Summe erreicht - in Dollar, wohlgemerkt -, die vor einigen Jahren für eine einzige Flasche Château Margaux Jahrgang 1787 auf den Tisch geblättert werden musste, aber der Preis für den Wein dieses Jahres wird - wie soll ich es ausdrücken? - impressionant sein: ungefähr vierzigtausend Dollar pro Kiste.« Er hob beschwörend die Arme, das Bild eines Mannes, der von den traurigen, unkontrollierbaren Ereignissen überrollt wurde. »Doch wie wir in Frankreich sagen, ist nur die erste Flasche teuer.«
    Die illustren Gäste schnappten hörbar nach Luft. Sein Versuch, das Thema von der humorvollen Seite zu betrachten, zog nicht recht bei diesen Einkäufern, die wie auf Kommando die Taschenrechner herausholten.
    »Während Sie Ihre Berechnungen anstellen, meine Freunde, sollten Sie an Château Pétrus denken. Denken Sie an Latour, an Lafite-Rothschild. Diese Weine können einträglicher sein

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