Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
Umständen ungültig.« Er goss Wein ein und reichte Christie ein Glas. »Was bedeuten würde, dass dieses Anwesen laut Gesetz dir zufallen würde.«
    »Das ist doch verrückt.« Christie lachte. »Einfach verrückt.« Sie nahm einen Schluck, behielt den Wein im Mund, bevor sie ihn schluckte. »He, der schmeckt gut. Würzig und trocken. »Was ist das für eine Mischung? Grenache und Syrah?« Sie griff nach der Flasche und betrachtete das Etikett. »Im Vergleich dazu schmeckt unser Zinfandel wie Hustensaft.«
    »Kennst du dich mit Wein aus?«
    »Klar. Ich bin in Napa Valley aufgewachsen und arbeite in einer Weinkellerei. Public relations. Ich mache die Kellerführungen.«
    Max nickte geistesabwesend. Es war mehr als wahrscheinlich, wie ihm mit einem Mal dämmerte, dass er die Situation richtig erfasst hatte - auch wenn das Mädchen ihm nicht glaubte. Gemäß den verschlungenen Wegen des französischen Gesetzes würde eine illegitime Tochter in der Erbfolge mit Sicherheit Vorrang vor einem legitimen Neffen haben. Mit einem Mal war seine Zukunft, just in dem Augenblick, als er sich an das Leben eines Gutsbesitzers und vigneron zu gewöhnen begann, ungewiss. Völlig ungewiss. Er konnte das Problem nicht einfach ignorieren, und es würde auch nicht von alleine verschwinden. Es ging um eine Existenzfrage: Hatte er hier eine Zukunft oder nicht?
    »Wir müssen die Sache klären«, sagte er. Er stand auf, holte ein Telefonbuch aus einer Schublade der Küchenanrichte und begann im Branchenverzeichnis zu blättern. »Und zwar gleich, bevor sie noch komplizierter wird.«
    Christie sah mit einem Lächeln zu, das eher bestürzt wirkte. »Ich verstehe kein Wort. Was ist denn los?«
    »Ich denke, wir brauchen eine juristische Beratung.« Max fand, wonach er gesucht hatte, und griff zum Hörer.
    »Oh, nein! Glaubst du wirklich...«
    »Und ob. Hast du etwas gegen Anwälte?«
    »Hat das nicht jeder?«
    Während Max die Nummer wählte, sah Madame Passepartout, die Augen groß wie Suppentassen und kurz vor dem Platzen, weil sie kein Wort verstand, Christie an und zuckte die Achseln. Christie blieb nichts anderes übrig, als zurückzuzucken. Sie warteten, bis Max aufgelegt hatte.
    »Okay. Wir haben um zwei Uhr einen Termin in Aix.«
    Das Mittagessen war eine schnelle, formlose Angelegenheit aus Brot, Käse und Salat. Max war in Gedanken versunken, den Kopf voller niederschmetternder Aussichten: das Haus verlieren, nach London zurück und einen Job suchen müssen, das Geld zusammenkratzen, um seine Schulden bei Charlie zu zahlen. Christie war ebenfalls nachdenklich, ein wenig konfus und bekümmert angesichts des Wissens, dass sie ihren Vater nun nicht mehr kennen lernen würde. Madame Passepartout hatte nach mühseligem linguistischem Ringen das Handtuch geworfen und war nach Hause gefahren, hatte jedoch versprochen, am Nachmittag zurückzukehren, um den Kampf gegen die Spinnweben wieder aufzunehmen.
    Sie wollten gerade ins Auto einsteigen, als Christie beim Offnen der Wagentür innehielt. »Max? Müssen wir wirklich?«
    Max blickte sie über das Autodach hinweg an. »Ich muss. Ich könnte die Ungewissheit, ob das Gut mir oder dir gehört, nicht ertragen. Angenommen, du kämst irgendwann auf die Idee, etwas völlig Absurdes zu tun, beispielsweise einen Franzosen heiraten. Dann würdest du vielleicht hier leben wollen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das steht nicht auf meiner Tagesordnung.«
    »Man kann nie wissen. Tagesordnungen haben die Neigung, sich zu ändern.«
    Die Fahrt nach Aix war von einer Unterhaltung der sicheren, unpersönlichen Art geprägt, zu der zwei Menschen Zuflucht nehmen, wenn sie nicht preisgeben wollen, was ihnen wirklich durch den Kopf geht. Sie verglichen ihre beruflichen Tätigkeiten miteinander: Max' frühere Aktivitäten in der Londoner City, Christies in der Weinkellerei. Sie teilten gleichwohl die Bewunderung für die einzigartige Landschaft, durch die sie fuhren - wie Napa, nur grüner und irgendwie älter -, und als sie endlich einen Parkplatz in Aix gefunden hatten, fühlten sie sich so wohl miteinander, wie es unter diesen sonderbaren Umständen nur möglich war.
    Eine der reizvollsten Ecken in Aix ist die Place d'Albertas, ein Kopfsteinpflasterplatz im Miniaturformat aus dem achtzehnten Jahrhundert, der um einen Springbrunnen herum erbaut wurde. Ursprünglich fungierte er als eine Art architektonisches Vorspiel zu dem dahinter gelegenen Palast, aber heute wird der Platz weitgehend von den gediegenen

Weitere Kostenlose Bücher