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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Bürgermeister bis zur Bäckerstochter.«
    Bei der Erwähnung eines weiblichen Wesens, das er sich jung und zweifellos drall vorstellte, rieb Charlie sich die Hände und setzte eine hoffnungsvolle Miene auf. »Ich sollte mein Französisch aufpolieren. Man kann schließlich nie wissen.«
    »Wie ist dein Amerikanisch?«
    Charlie musterte ihn argwöhnisch. »Raus mit der Sprache.«
    Max erzählte ihm die ganze Geschichte, von Christies Ankunft über den Besuch beim Anwalt bis zur Episode mit der gusseisernen Kasserolle.
    »Aha«, meinte Charlie. »Ich wollte dich gerade fragen, was mit deinem Kopf passiert ist. Du hast also ein armes hilfloses Mädchen mit deinen unerwünschten Aufmerksamkeiten belästigt, ja? Du mieser Lustmolch, du Sklave deiner Hormone. Du solltest dich schämen!«
    »Wenn du es genau wissen willst, Charlie, sie ist absolut nicht mein Typ - sie ist blond. Und du weißt ja, was ich von Blondinen halte.«
    Charlie hob warnend den Finger. »Nur weil du Pech mit meiner Schwester hattest. Aber wer hatte das nicht?«, fügte er nachdenklich hinzu. »Ich kenne ein paar sehr erfreuliche Blondinen. Habe ich dir mal von der schlafenden Blondine in einer Wohnung am Eaton Square erzählt, die ich vermessen musste? Die Wohnung, meine ich.«
    Max schmetterte die Geschichte von der Blondine im Dornröschenschlaf ab. »Zufälligerweise habe ich ein Auge auf eine Dorfschöne geworfen.« Als er merkte, wie überheblich das klang, beeilte er sich hinzuzufügen: »Wie auch immer, Christie ist eine Augenweide. Sie wird dir bestimmt gefallen.«
    »Hübsch?«
    »Sehr hübsch. Und eine Weinkennerin. Ihr werdet hinreichend Gelegenheit haben, gemeinsam zu gurgeln und zu spucken.«
    Sie bestellten eine weitere Runde Kaffee, und Max schilderte, was er im Rahmen von Roussels Beichte in der cave erfahren hatte. Charlies Augenbrauen, die nie lange rasteten, schnellten bei jeder neuen Enthüllung auf und ab. »Klingt ja ganz so, als hättest du mit diesem Wein einen Glückstreffer gelandet. Ich bin neugierig, wie er schmeckt.«
    »Und ich bin neugierig, wer ihn kauft. Ich habe Roussel gebeten, ein paar Flaschen abzufüllen und rüberzubringen. Der Wein ist noch jung, befindet sich erst seit letztem Oktober in den Fässern. Aber du kannst dir ungefähr eine Vorstellung machen, was in ihm steckt.«
    Während sie sich unterhielten, war es einem Lieferwagen - mit der Aufschrift Monsieur La Fête in leuchtendem Pink auf der froschgrünen Seite des Wagens - gelungen, sich Stück für Stück über den Dorfplatz bis zur Bühne vorzukämpfen, wo er dann hielt. Der Fahrer, vielleicht Monsieur La Fête höchstpersönlich, stieg aus und verkabelte Verstärker und Mikrofon mit den Lautsprechern, die er auf dem Gerüst aufgebaut hatte. Er trat einen Schritt zurück, um sich eine Zigarette anzuzünden und den Verstärker einzuschalten. Schon hallte ein elektronisches Kreischen und Rülpsen über den Platz, das die Tauben aufscheuchte und den Kaffeehaushund bewog, den Kopf zu heben und wie ein Wolf zu heulen. Der Fahrer regulierte die Lautstärke und schnippte mit dem Zeigefinger gegen das Mikrofon. »Un... deux... trois... Bonjour St. Pons!« Erneut ein mehrmaliges Kreischen. Der Hund schürzte die Lefzen und verzog sich schmollend ins Café, wo er unter dem Spielautomaten ein etwas ruhigeres Plätzchen fand.
    »Einzigartig«, sagte Charlie. »Es geht doch nichts über die segensreiche Stille und Beschaulichkeit des Dorflebens.«
    Auf dem Weingut wurden die beiden von Madame Passepartout auf der Türschwelle empfangen. Sie konnte es nicht erwarten, zum ersten Mal in ihrem Leben einen Blick auf einen leibhaftigen jungen englischen milord zu erhaschen. Einen Moment lang befürchtete Max, dass sie gleich einen Hofknicks hinlegen würde, doch sie ließ es bei einem gezierten Lächeln und einem Händedruck bewenden.
    »Enchanto, Madame«, sagte Charlie und zog seinen Hut, bevor er die heilige französische Grußformel enchanté ein weiteres Mal verhunzte. Ein geziertes Lächeln von Madame Passepartout und der erste Schimmer eines holden Errötens.
    Sie geleiteten Charlie in sein Schlafgemach im ersten Stock, wo Madame Passepartout großes Aufhebens um die Kopfkissen machte und demonstrativ unwesentliche Veränderungen an der Position der Karaffe und des königlichen Porträtfotos auf dem Nachttisch vornahm, für den Fall, dass Charlie beides noch nicht bemerkt haben sollte.
    Er legte seinen Koffer aufs Bett, öffnete ihn und entnahm ihm mehrere

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