Ein guter Mann: Roman (German Edition)
aufhorchen. Und damit sind wir schon auf der Finanzspur.«
»Moment, Moment, das geht mir jetzt zu schnell. Wie hat Breidscheid es geschafft, außer der Reihe eine kirchliche Annullierung seiner Ehe zu erreichen? Ich denke, so etwas setzt Beziehungen voraus, erstklassige Beziehungen, oder?«
»Die hat er. Ich sag es ja: Damit kommen wir zu den Finanzen.« Goldhändchen stand auf, ergriff eine Sprühflasche und sprühte seine rund zwei Dutzend Bromelien ein. »Ich würde gern eine züchten, deren Blüte grün ist. Das wäre das Größte.«
»Also, was ist mit den Finanzen? Junge, mach schnell, gleich bricht der Tag an, und ich weiß immer noch nichts.«
»Also, setz einmal voraus, dass Breidscheid immer reicher und immer internationaler wird. Wo immer Neues gebaut wird, ist Breidscheid schon da. Das gilt besonders für alle neuen und riesigen Handelsplätze in Fernost. Wenn in Bombay neue Wolkenkratzer in den Himmel wachsen, dann gehört der höchste immer Breidscheid. Normalerweise wird ein solcher Mann viele Firmen gründen und als Dach eine Holding, die irgendwo, meinetwegen in New York sitzt. Breidscheids Geld versickert.«
»Wie bitte?«
»Na ja, er hat in New York zwar ein Zentralbüro, das sämtliche Umsätze verwaltet, aber die Gelder, die gemacht werden, versickern. Das heißt, man kann sie nicht verfolgen, man kann sie nicht zuordnen. Und Steuern zahlt er so gut wie überhaupt nicht, nirgendwo auf der Welt. Zumal der Knabe rund vierzehn Wohnsitze rund um den Globus besitzt. Das ist im Zeichen der Globalisierung einsame Spitze. Des Rätsels Lösung bietet ein Hochglanzmagazin, das in Tokio erscheint und sich in einer Serie mit den heimlichen, wirklich Reichen des Planeten beschäftigt hat. Das Magazin ist zu dem Schluss gekommen, dass Breidscheids Gelder, also seine Bruttoeinnahmen, sämtlich bei Banken landen, die entweder von der katholischen Kirche beaufsichtigt werden oder sogar ausschließlich der Kirche gehören. Sind die Gelder irgendwo richtig schön katholisch eingelaufen, werden sie in Teilchen gesplittet und um den Globus gejagt. Dabei kann es passieren, dass Gelder, die eine Bank auf den Seychellen heute losschickt, in kleine Portionen geteilt morgen wieder in der gleichen Bank auf verschiedenen Konten auftauchen. Diese Konten können dann nicht eindeutig Breidscheid zugeordnet werden, ein Heer von Staatsanwälten wäre dazu nicht in der Lage. Das hatten wir schon einmal im Verlauf der Kokainkriege, als die Dealer so viel Bargeld in den karibischen Raum brachten, dass eigene Offshore-Banken gegründet wurden, in denen man diese Gelder zählte. Das Zeug kam nämlich in Koffern oder sogar in Plastiktüten an und wurde in diesen Filialen gezählt. Geradezu wahnwitzige Mengen an Dollars. Und dann entdeckte ein Journalist, dass einige dieser Geldzählbuden dem Vatikan gehörten. Das wurde im allseitigen Einvernehmen blitzschnell wieder vergessen, aber nicht ungeschehen gemacht. Mit anderen Worten: Breidscheid wickelt seine Geschäfte über Banken ab, die entweder zu hundert Prozent der Kirche gehören oder aber von der Kirche dominiert werden. Und damit kommen wir zu dem Verdacht, dass unser Freund Mitglied des Opus Dei ist. Von ihm selber weiß man natürlich nichts, er hat ja nie ein Interview gegeben. Tatsache ist jedoch, dass dieser immens reiche Mann einen Freund hat, mit dem er fast täglich redet: Es handelt sich um einen deutschen Kardinal. Leider kann ich aber bei diesen Gesprächen nicht zuhören, sie finden auf einer sicheren Leitung statt.« Er grinste. »So etwas gibt es tatsächlich.« Dann setzte er nach Sekunden hinzu: »Hier und da.«
»Frage: Hast du Breidscheid abgehört?«
»Ja. Aber er verfügt über mindestens zwei sichere Leitungen, in die ich nicht hineinkomme. Also bin ich ausgeschlossen.«
»Es ist von faulen Geschäften die Rede gewesen. Also von Drogen- und Waffenhandel. Ist darüber etwas herauszufinden?«
»Es wird immer wieder behauptet, dass er mit beidem handelt. Aber: Diese Geschäfte verlaufen so blitzschnell, dass sie schwer zu beweisen sind. Zuweilen sind die infrage kommenden Summen auf dem Markt kaum zu erkennen, im Netz nicht nachzuweisen, strömen in Sekunden aus allen Himmelsrichtungen auf einem einzigen Finanzplatz zusammen. Von den entsprechend beteiligten Banken kann ich nur sagen, dass diese Gelder plötzlich verschwunden sind. Das heißt, die Bosse der Banken wissen Bescheid, es ist also ein abgesprochenes Verfahren. Zu beweisen, dass Breidscheid
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