Ein guter Mann: Roman (German Edition)
dahinter steckt, dürfte sehr schwer sein, wenn nicht unmöglich. Aber eines scheint klar: Breidscheids Gelder verschwinden immer in Richtung Vatikan.«
»Scheiße!«, fluchte Müller. »Was hat Breidscheid mit einer schmutzigen Bombe zu tun? Was du sagst, ist wirklich hoch interessant, aber es zeigt keinen Weg zu Achmed. Weshalb hat Breidscheid ihn gekauft?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Goldhändchen. »Aber ich mache weiter. Hier ist die Adresse von Breidscheids Exfrau in Bremen. Wenn ich Neues finde, sage ich sofort Bescheid. Vielleicht ist die Lösung ganz einfach, und wir sehen sie nur nicht. Aber jetzt brauche ich erst mal dringend so etwas wie ein Frühstück.«
»Unsere Kantine schläft noch.«
»Ja, richtig. Aber ich kenne eine entzückende Frühkneipe, die mir jetzt Bratkartoffeln macht und ein mageres Stück Fleisch.«
»Du bist ein Luxusgeschöpf«, stellte Müller fest. »Aber ein gutes. Ich danke dir jedenfalls herzlich. Wieso wird denn dieser Mensch mit dem erstaunlichen Namen nicht verhaftet? Dieser Sekretär oder Butler oder was er ist.«
»Du meinst Basie Blossom? Der ist im Grunde alles gleichzeitig. Ich nehme an, dass Breidscheid den angestellt hat, weil jemand, der erpressbar ist, fantastisch in diesen Laden passt. Wahrscheinlich hat Breidscheid mit irgendeinem Mächtigen der US-amerikanischen Justiz ein Augenzwinkern gewechselt. Derartige Bekanntschaften sind immer von Nutzen. Basie Blossom hat in Alabama eine Nutte erschlagen und anschließend behauptet, das sei aus Versehen passiert. Soll ich dir den Vorgang ausdrucken?«
»Ja, bitte, bei Gelegenheit. Hat Breidscheid eigentlich auch in Deutschland einen Wohnsitz?«
»Ja, im Werdenfelser Land. Der Ort heißt Graswang und liegt in der Nähe von Oberammergau, neben dem Kloster Ettal.«
»Hat er eine Art Haushalt dort? Bei all seinen verschiedenen Bleiben?«
»Er hat einen eigenen Jet. Er reist mit seinem Kaplan und Basie Blossom. In jedem Haus gibt es eine Haushälterin oder eine Art Hausmeister. Und wenn man seine Reisen verfolgt, dann bleibt er selten länger als eine Woche an einem Platz. Im Grunde ist er wahrscheinlich eine arme Sau und nirgendwo zu Hause. Als festen Wohnsitz gibt er die Bermudas an, aber seriös ist das gerade nicht. Und da taucht er auch nur für jeweils ein paar Tage auf. Er hat einen deutschen Pass, einen amerikanischen Pass und einen weiteren aus Kuweit. Rein behördlich gesehen sieht es so aus, dass er sagt, er sei ein Deutscher. Aber Steuern zahlt er hier nicht. Keinen Cent.«
»Wie geht so was?«
»Das weiß ich nicht, sonst würde ich auch keine Steuern zahlen und säße nicht hier. Übrigens sind derartige Figuren nicht gerade selten. Im Gegenteil, das häuft sich, das nennt man auch Globalisierung.«
Müller erinnerte sich an eine Bemerkung, die Karen gemacht hatte. »Ich habe gehört, dass Breidscheid von einem Handelspartner als Schiffsspezialist bezeichnet wurde. Ist er etwa auch Reeder?«
»Nein, aber er hat Reeder an der Hand. Und er verschifft mit Vorliebe alle Waren, mit denen er handelt. Er bringt es fertig, Ware von Fernost per Schiff zunächst nach Neuseeland zu bringen und dort zwischenzulagern, um sie dann im genau richtigen Moment irgendwo anlanden zu können. Dieses Verfahren sichert Märkte und macht ihn stark. Abgesehen davon kann er selbstverständlich Zuladungen auf diese Weise verstecken, Drogen eben oder Waffen und Munition, Maschinen und weiß der Teufel was alles. Dabei hilft ihm die Tatsache, dass er es sich erlauben kann, Märkte leer zu kaufen, um dann sechs Monate später plötzlich mit der gewünschten Ware aufzutauchen. Er ist ein teuflisch guter Kaufmann. Aber das kann man ihm nicht anlasten. Noch etwas solltest du wissen: Er taucht grundsätzlich nicht im Jetset auf. Wenn sich also die Reichen und Schönen in Monte Carlo treffen, ist Breidscheid todsicher nicht dort. Er scheut Gesellschaft.«
»Hat er eigentlich überhaupt keine Anbindung an die Politik, international oder national? Dass er in Südamerika Waisenhäuser unterstützt, weiß ich schon. Aber gibt es Stiftungen, die er unterhält, irgendwelche politischen Strömungen?«
»Bisher habe ich den Strang nicht recherchiert. Soll ich das herausfinden?«
»Ja, bitte. Und Dank noch einmal.«
Der Tag war gekommen, Müller fühlte sich erschöpft. Er zog an einem Automaten eine Cola und schlenderte trinkend die Flure entlang, als sei er auf einem Spaziergang.
Achmed, ich würde gern wissen, ob du noch lebst.
Er
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