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Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
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Dass sie ein Kind hatte, war kein Problem. Nathan war nett, lieb, sensibel. Er war ihm ans Herz gewachsen. Vielleicht liebte er den Jungen sogar, wurde ihm plötzlich bewusst.
    Die Sekretärin kündigte Max Kohn an. Moszkowicz erhob sich und zog sein Jackett an. Im Dienst. De Winter hatte sich nicht umgezogen, trug immer noch seine abgetretenen Turnschuhe, Jeans, T-Shirt und Cardigan.
    De Winter wechselte mit Moszkowicz einen Blick. So sieht es privat bei mir aus, jetzt weißt du’s, besagte dessen Miene. De Winter nickte.
    Die Tür öffnete sich erneut, und Max Kohn betrat den Raum. De Winter war sofort klar, dass er Sonja nicht würde halten können. Kohn war ein Herrschertyp. Er sah aus wie Sean Connery zu seinen besten Zeiten. Leicht gebräuntes Gesicht. Ausdrucksvolle Augen. Dichtes, dunkles Haar. Markant wie George Clooney, aber ohne dessen falschen, übertriebenen Sonnyboy-Blick. Kohn wirkte introvertiert, verschlossen. Er brauchte gar nichts zu tun, um wie der Mann auszusehen, dem Sonja verfallen würde. Das würde ganz von selbst gehen.
    »Hallo, Bram.«
    »Max.«
    Sie umarmten sich.
    »Schön, dich wiederzusehen, Bram. Auch du, Leon. Gut, dich zu sehen.«
    De Winter erhob sich und wurde auf die gleiche Weise umarmt, mit breiten Gebärden und Rückenklopfen.
    »Setz dich, Max.« Moszkowicz zeigte auf den Sessel, in dem er selbst gerade gesessen hatte. »Ein Glas Wein?«
    »Nein, danke. Wie geht es dir, Leon?«
    Kohn setzte sich. Bedächtige Bewegungen. Er war schlank. Muskulös. Hatte starke Hände, wie de Winter sah. Am Handgelenk trug er eine Patek Philippe. Eine Uhr, die fünfzigtausend kostete.
    »Alles gut, Max. Lange nicht gesehen.«
    »Möchtest du etwas anderes trinken?«, fragte Moszkowicz.
    »Nicht nötig, Bram.«
    »Du kommst an einem seltsamen Tag, Max«, sagte Moszkowicz.
    »Ja, so kenne ich die Stadt gar nicht«, sagte Kohn mit einem Nicken. »Keine Straßenbahnen. Keine Autos. Viele Leute auf der Straße. Bisschen bedrückte Stimmung, finde ich.«
    De Winter fragte: »Wann bist du angekommen?«
    »Gestern Morgen. Aus Los Angeles. Da hast du doch auch mal gewohnt, nicht?«
    »Ja.«
    »Ich habe dort jemanden besucht. Und dann… Dann musste ich herkommen. Um mit Sonja zu reden.«
    »Sie dürfte jeden Augenblick hier sein«, sagte Moszkowicz.
    Kohn nickte. »Ich habe sie kurz am Telefon gesprochen.« Er wandte sich de Winter zu und sagte: »Ich weiß von dir und ihr.«
    De Winter nickte unsicher.
    »Kein Problem«, sagte Kohn. »Ich habe keine Besitzansprüche auf sie. So jemand bin ich nicht. War ich übrigens auch nie. Deswegen bin ich nicht hier. Ich verstehe sehr gut, dass sie mich nur sprechen will, wenn ihr dabei seid. Das habe ich mir durch das Vergangene selbst eingebrockt.«
    De Winter sagte: »Sie war ziemlich durch den Wind, als sie hörte, dass du sie suchst.«
    Kohn nickte. »Muss sie nicht sein. Ich habe nur ein paar Fragen an sie. Zu Dingen, von denen ich bis vorgestern nichts wusste. Die für mich aber von großer Wichtigkeit sind. Wenn sie mir die Fragen beantwortet hat, verschwinde ich wieder. Sofern Schiphol wieder offen ist.«
    »Du bist sehr krank gewesen«, sagte de Winter.
    »Ich habe es Leon erzählt, das verübelst du mir hoffentlich nicht«, ergänzte Moszkowicz.
    »Ist schon okay. Ja, ich habe ein Spenderherz bekommen«, sagte Kohn. »Du hast doch einen Roman über so etwas geschrieben, nicht, God’s Gym ? Ich habe das vorhin gegoogelt. Werde ich mal lesen. Ich lebe mit geborgter Zeit. Ich atme den Atem eines anderen Menschen. Dieses Herz hat mich verändert.« Er lächelte und schaute zwischen de Winter und Moszkowicz hin und her. »Das ist eigentlich das erste Mal, dass ich darüber rede – außer mit meinen Fachärzten natürlich. Die Leute, die ich früher in Las Vegas kannte, wo ich jahrelang gewohnt habe, sehe ich nicht mehr. Ist gut so. Jede Sekunde, die ich erlebe, ist kostbar.«
    De Winter fragte: »Und wo wohnst du jetzt?«
    »In Scottsdale, Arizona. Kennst du das?«
    »Ich bin mal dort gewesen«, sagte de Winter.
    »In der Nähe von Phoenix. Warm. Trocken. Wüstenluft. Ich lese viel. Ich habe Hunde, mit denen ich lange Spaziergänge mache. Du bist geschieden, habe ich gelesen. Wolltest du nicht ein Buch darüber schreiben?«
    »Wird wohl nichts werden«, antwortete de Winter. »Ihr Buch ist schon fertig. Liegt in zwei Monaten in den Buchhandlungen. Der Kommentator heißt es. Sie hat immer starke Titel. Anscheinend macht sie mich darin total

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