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Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
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Er starrte kurz vor sich hin und sah sie dann an. Sie entzog sich seinem Blick und schlug die Augen nieder.
    »Ich hatte Herzprobleme. Vermutlich genetisch bedingt. Aber mein Lebenswandel verschlimmerte das Ganze. Viel Alkohol. Koks. Der Tiefpunkt kam in Las Vegas. Ich litt unter ernsten Beschwerden. Es wurde so schlimm, dass ich auf die Transplantationsliste gesetzt wurde. Und dann kam eines Tages die Nachricht, dass man ein Herz für mich hätte, für einen Mann meiner Größe und meines Gewichts, mit meiner Blutgruppe, alles. In Rochester, Minnesota. Da fing es eigentlich schon an. Normalerweise wird einem das Herz gebracht. Aber ich wollte zum Herzen hin. Ich charterte ein Flugzeug, ließ mich von einem Kardiologen begleiten. Und in der Mayo Clinic in Rochester wurde mir das neue Herz eingepflanzt. Das war vor gut einem Jahr. Das Herz fühlt sich bei mir zu Hause. Das Herz hat mir ein neues Leben geschenkt. Und vor ein paar Tagen…«
    Er schaute jetzt kurz zu Moszkowicz, dann zu de Winter.
    »Ich wollte die Familie des Spenders besuchen. Ich hatte um den Kontakt gebeten. Man willigte ein. Der Spender hatte Angehörige in Los Angeles. Die habe ich aufgesucht. Schwarze, er war Afroamerikaner. Und dort…«
    Er schob die Hand in die Innentasche seines Jacketts und zog ein Foto heraus. Er zeigte es Sonja. Sie warf einen Blick darauf, und zum ersten Mal sah sie Kohn an.
    »…und dort bekam ich dieses Foto. Vom Spender. Du zusammen mit dem Spender. Einem Mann, der Priester war. Jimmy Davis. Ihr beide wirkt darauf, als ob… Ein gutaussehender Mann. Ich habe sein Herz. Sonja, ich möchte herausfinden, warum ich sein Herz bekommen habe. Denn das geht doch gar nicht. Es ist unmöglich, so etwas zu organisieren. Er kannte mich nicht. Aber er kannte dich. Er hatte das perfekte Herz für mich.«
    Kohn schwieg. Sonja war regungslos neben de Winter sitzen geblieben. Sie nahm einen Zug aus ihrer Zigarette und heftete den Blick auf den Tisch. Dann beugte sie sich vor, stellte ihr Glas ab und erhob sich.
    Sie trat mit einigen Schritten ans Fenster, wandte den anderen den Rücken zu und schaute nach draußen, einen Arm unter dem Ellenbogen des anderen, die Zigarette vor dem Mund. Fotogen.
    Kohn blieb still sitzen. Ließ sie nachdenken.
    Ohne sich zu ihnen umzudrehen, sagte sie: »Ich war bei Jimmy, als er starb. Als er definitiv für hirntot erklärt wurde. Er hatte einen Tumor. Ich hatte ihm von dir erzählt. Dass ich einen Verbrecher gekannt hätte und vor ihm auf der Flucht sei. Er kannte deinen Namen. Mehr weiß ich nicht. Ich weiß nicht, warum er dafür gesorgt hat, dass du sein Herz bekommst. Sofern so etwas überhaupt möglich ist.«
    »Hattest du was mit ihm?«, fragte Kohn.
    »Ja. Wieso nicht? Ich war ungebunden. Er in gewissem Sinne auch. Wir hatten viel… Spaß. Das klingt vielleicht unerwachsen, aber anders kann ich es nicht ausdrücken. Das war in der Dominikanischen Republik. Auch dort habe ich gewohnt, um dir aus dem Weg zu gehen. Jimmy… Jimmy war die Güte in Person. Er war Franziskaner. Es quälte ihn, dass er Frauen so sehr liebte. Aber er sperrte sich nicht dagegen. Es hat etwa ein Jahr gedauert.«
    »Für ihn offenbar länger«, sagte Kohn. »Er hat dich offenbar nicht vergessen können. Er hat Fotos von dir und ihm aufbewahrt. Ich habe sie bekommen. Die Liste der Patienten, die auf ein Spenderherz warten, umfasst immer dreitausend Namen. Pro Jahr werden in Amerika etwa zweitausendsiebenhundert Herzen verfügbar. Er war Spender. Ich Empfänger. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit?«
    »Zufall«, sagte sie. »Alles reiner Zufall.«
    »Ich habe so ein Gefühl, dass es nicht so war«, erwiderte Kohn.
    »Dass er dich ausgesucht hat?«, fragte sie skeptisch.
    »Das geht eigentlich nicht, ich weiß, aber vielleicht doch.«
    »Leon?« Sonja wandte sich vom Fenster ab und sah de Winter an. »Du hast das doch damals für God’s Gym recherchiert. Kann man diese Listen manipulieren? Dafür sorgen, dass ein bestimmter Spender mit einem bestimmten Empfänger kombiniert wird?«
    »Das sind geschlossene Systeme. Die können nur funktionieren, wenn alles korrekt und strikt nach Dringlichkeit abläuft. Ich habe noch nie von irgendwelchen Unregelmäßigkeiten gelesen. Dick Cheney, der Vizepräsident von Bush, musste fast zwei Jahre auf ein Spenderherz warten, länger als ein durchschnittlicher Empfänger. Er wurde nicht bevorzugt. Man kann sich kein Herz kaufen. Herzen sind nicht käuflich.«
    Kohn sagte: »Die Mayo

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