Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
Vom Netzwerk:
denn um den handelte es sich hier, wäre das einem Selbstmord gleichgekommen. Feige. Scheinheilig.
    Die Tür des Transporters wurde von außen aufgeschoben, und Wilders stieg aus. Keine zwei Sekunden später stand er im Haus.
    De Winter begrüßte ihn. »Hey, Geert.«
    »Ha, Leon.«
    In der Diele des breiten Herrenhauses, in dem noch alle Details und Ornamente im Original erhalten waren, sorgfältig renoviert und aufpoliert, stand Bram Moszkowicz, wie immer selbstbewusst im klassischen Anzug, ein Grinsen im zufriedenen Gesicht. Aber er war okay, soweit ein Anwalt das sein konnte.
    »Hallo, Geert.«
    »Ha, Bram.«
    Sie schüttelten einander die Hand.
    »Ein schöner Tag ist das«, sagte Moszkowicz.
    »Womit haben wir das bloß verdient?«, erwiderte Wilders.
    »Wir müssen wohl Gutes getan haben, dass wir so viel Freude ernten«, feixte Moszkowicz.
    »Ihr könnt euch ins Wohnzimmer setzen, die Vorhänge sind geschlossen«, sagte de Winter.
    »Ich hörte unterwegs vom Sohn deiner Freundin«, sagte Wilders, während er de Winter folgte.
    »Ein Alptraum«, sagte de Winter. »Möchtest du etwas trinken?«
    »Nein danke.«
    »Setzt euch.«
    Das Wohnzimmer erstreckte sich von der Vorder- bis zur Rückseite des Hauses, von der Straße bis zum Garten. Mindestens fünfzehn Meter lang. Fischgrätparkett. Wertvolles Mobiliar. Sitzecke aus schwarzem Leder, antike Schränke. Moderne Gemälde. Große, kunstvolle Schwarzweißfotos von Eseln. Die schweren Vorhänge aus rotem Samt waren zugezogen. Designerlampen verbreiteten ein stimmungsvolles Licht. Die Insignien eines ungestörten, komfortablen Lebens. Wilders nahm in einem der Ledersessel Platz.
    Zwei Männer vom DKDB waren ihm in das Zimmer gefolgt. Sie bezogen rechts und links von der Tür Posten.
    Moszkowicz setzte sich Wilders gegenüber aufs Sofa. De Winter blieb stehen.
    »Wenn irgendetwas sein sollte, sagt mir Bescheid«, sagte er.
    »Nein, Leon, setz dich zu uns«, entschied Wilders spontan.
    Das war nicht schlecht. De Winter und Moszkowicz, oder besser: Moszkowicz und de Winter.
    »Das geht nur euch beide an«, entgegnete de Winter, schon auf dem Weg hinaus.
    Wilders drängte: »Nein, Leon, bleib bitte da, ich möchte, dass du auch etwas dazu sagst, okay?«
    »Ja, bleib hier, Leon«, sagte Moszkowicz. »Das kann nicht schaden.«
    »Du könntest ja darüber schreiben«, sagte Wilders mit amüsiertem Lächeln. »Das wird ein Gespräch, über das man noch viele Jahre reden wird. Und das Buch darfst du schreiben.«
    »In dem Fall…«, sagte de Winter – der Opportunist, dachte Wilders –, »in dem Fall bleibe ich. Du hast es gehört, Bram. Ich darf darüber schreiben.«
    »Ich habe es gehört«, bestätigte Moszkowicz.
    Er klopfte neben sich aufs Sofa, und de Winter nahm dort Platz. Moszkowicz tätschelte freundschaftlich sein Knie. »Sitzt du gut?«, fragte er.
    »Schieß los, Geert«, forderte de Winter Wilders auf, den Blick auf ihn gerichtet.
    Wilders musterte die beiden anderen. Männer mit gesicherten gesellschaftlichen Positionen. Beide zwar umstritten, aber sie konnten sich frei auf der Straße bewegen, konnten sich in Zügen und Kinosälen blicken lassen, bis tief in die Nacht mit Freunden in Restaurants sitzen.
    Wilders sagte: »Sie sind meinetwegen zurückgekommen. Sie wollen die Schulkinder gegen mich austauschen.«
    Moszkowicz und de Winter zeigten anfangs keinerlei Reaktion. Sie sahen ihn scheinbar ungerührt an. Aber dann wechselten sie einen Blick, mit großen Augen, in denen sich wachsendes Entsetzen spiegelte.
    »Habe ich richtig verstanden, Geert?«, fragte Moszkowicz, noch stärker blinzelnd, als er es ohnehin schon immer tat. Kontaktlinsen. »Sie sind mit einer weiteren Forderung zurückgekehrt? Du sollst mit ihnen fliegen?«
    »Ja. Dass sie weggeflogen sind, war nur ein Trick, um zu verhindern, dass man die Entführung gewaltsam beendete. Die Aktion in der Schule wurde sehr gut vorbereitet. Es ist zwar jemand verletzt worden, aber nicht lebensgefährlich. Klar ist, dass die Jungs die Sache völlig in der Hand haben. Sie beenden die Geiselnahme, wenn ich mich ihnen ausliefere.«
    »Das ist Wahnsinn«, sagte Moszkowicz.
    »Nein. Das ist logisch«, widersprach Wilders. »Aus ihrer Sicht ist das nur folgerichtig. Ein meisterhafter Schachzug von ihnen. Sie machen mich politisch und moralisch tot. Ich stehe plötzlich im Zentrum des Ganzen, ohne dass ich es wollte. Sie wollen meinen Kopf. Und wisst ihr was? Ich kontere. Ich gebe ihnen meinen Kopf. Ich

Weitere Kostenlose Bücher