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Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
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mit den Amerikanern verständigt. Man injiziert mir den Sender in die Ferse. Die Amerikaner verwalten zwei Flughäfen in dem Gebiet, einen in Usbekistan und einen in Kirgistan. Die können mich orten. Wenn der Sender nicht ausfällt, werden sie mich finden. Vielleicht nicht sofort, aber nach ein paar Wochen oder Monaten. Und dann schicken sie ein Kommando unserer Spezialeinheiten, um mich zu befreien. Ich kann gar nicht verlieren. Wenn ich es nicht überlebe, gewinnt meine Partei jede Wahl, weil dank meiner die Kinder freigekommen sind. Wenn ich es überlebe, habe ich dafür gesorgt, dass die Kinder freigekommen sind, und meine Partei gewinnt ebenfalls.«
    »Verwechselst du das Ganze nicht vielleicht mit einem James-Bond-Film, Geert? Du hast also nichts zu verlieren, außer dein Leben«, sagte de Winter lakonisch.
    »Genau. Der Anführer der Gruppe, Sallie Ouaziz, hat sein Wort gegeben. Auf Allah und den Propheten. Er wird einen Vertrag unterzeichnen, in dem er schwört und verspricht, mich am Leben zu lassen.«
    »Und du glaubst ihm?«, fragte Moszkowicz.
    »Ja. Er lässt mich am Leben. Gesund. Körperliche Unversehrtheit, das hat der Unterhändler ausbedungen. Ich gehe darauf ein. Ich akzeptiere den Eid von Ouaziz. Boujeri ist nicht zu trauen. Diesem Jungen aber schon.«
    De Winter fragte: »Moment mal, Geert: Sagtest du Ouaziz?«
    »Ouaziz, so heißt der Junge. Salheddine Ouaziz. Sallie. Nicht nur Boujeri musste freigelassen werden, sondern auch Sallies Vater. Er war zu achtzehn Jahren verurteilt, für einen Doppelmord. Er ist jetzt frei. Weiß sonst keiner.«
    Wieder wechselten Moszkowicz und de Winter einen vielsagenden Blick. Das beunruhigte Wilders, und er fragte: »Was ist? Warum seht ihr euch so an?«
    »Ich kenne diesen Ouaziz«, antwortete Moszkowicz. »Er arbeitete für einen Klienten von mir. Leon kennt den Klienten auch. Dieser Klient war gestern Abend bei mir in der Kanzlei. Er war jahrelang nicht in den Niederlanden. Trifft vor zwei Tagen hier ein und erlebt alles gleich hautnah mit.«
    »Und der Sohn von Ouaziz«, fragte de Winter, »ist der Anführer des Trupps, der die VSV besetzt hat?«
    »Ja. Das hat Donner mir erzählt. So ist es.«
    De Winter nickte. Wilders sah an seinen Augen, dass ihm ein Gedanke gekommen war, den er für sich behalten wollte.
    »Du möchtest, dass ich mir den Vertrag ansehe«, sagte Moszkowicz.
    »Nein«, antwortete Wilders. »Das wird schon erledigt. Ich möchte etwas anderes.«
    Schritte wurden laut, und eine sehr attraktive Frau betrat das Zimmer. In zynischem Ton sagte sie: »Ich stand in der Küche, und dort war eure ehrenwerte Diskussion gut zu hören. Jetzt möchte ich auch mal was dazu sagen.«
    Sie trug Jeans, einen weiten Pullover, schneeweiße Tennisschuhe, kein Make-up, Haare hochgesteckt. Blasses Gesicht. Zorniger Blick.
    »Meine Freundin Sonja Verstraete«, sagte de Winter, während er sich unsicher erhob und auf die Frau deutete. »Das hier ist ihr Haus.«
    Wilders stand auf, um sie zu begrüßen, doch die Frau blieb auf Abstand und machte keine Anstalten, ihm die Hand zu reichen.
    »Guten Tag«, sagte er.
    Sie erwiderte: »Fast hätte ich gesagt: angenehm. Aber das ist es nicht.«
    Sie blieb neben dem Sofa stehen. Wilders blieb ebenfalls stehen und wartete ab.
    Sie sagte mit unverhohlener Geringschätzung: »Der Wahnsinn, der hier ausgebrochen ist, hat zum Teil auch mit Ihnen zu tun.«
    Wilders wollte sie unterbrechen, aber sie machte eine entschiedene Gebärde, dass er warten und den Mund halten solle.
    »Es ist nicht Ihre alleinige Schuld, aber Sie haben erheblich zu dem Ganzen beigetragen. Ich kenne mich mit dem Islam nicht aus. I don’t care. Aber man kann die Leute nicht ungestraft Jahr für Jahr in ihrer tiefsten Überzeugung beleidigen. Das hätten Sie anders anstellen müssen. Klüger. Charmanter. Überzeugender. Aber Sie sind ein gnadenloser Rhetoriker. Und damit sind Sie nicht nur für sich selbst, sondern für uns alle Risiken eingegangen. Im Grunde für die gesamte Gesellschaft. Sie haben Extremisten provoziert. Die werden nicht weniger extremistisch, wenn man Reden über sie hält, wie Sie es tun. Und jetzt ist mein Sohn, mein Sohn, nicht der Ihre, denn Sie haben keinen, in dieser Schule gefangen. Eine Gruppe junger Glaubensfanatiker, von Ihnen, Herr Wilders, frustriert, bis aufs Blut gereizt und zur Weißglut getrieben, hält Waffen auf ihn gerichtet, auf meinen Sohn! Und ich verspreche Ihnen, hören Sie gut zu, was ich sage, und ich weiß,

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