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Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
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Punktspielen glänzen und die Gegner mit ihrem eleganten Spiel demütigen. In ein paar Tagen würde sein Onkel einen Ersatz für ihn und einen anderen Mann für Darya suchen müssen, oder vielleicht konnte sein Nachfolger auch beide Aufgaben übernehmen. Alles würde sich jetzt ändern. Wenn er Fußball spielte, vergaß Sallie die Welt. Vielleicht war es das, was man Glück nannte.
    »Allahu akbar«, flüsterte er mit zitternder Stimme und nur für seine Freunde hörbar.
    Seine drei Mitspieler sprachen ihm feierlich nach: »Allahu akbar.«
    Sie lösten sich voneinander. Gaben sich die Hand. Sallie hatte einen zehn Jahre alten Golf, die anderen waren mit dem Fahrrad da.
    »Wer ist der Typ?«, fragte Frits mit einer Kopfbewegung zu dem Mann hinüber.
    »Kennst du den?«, fragte Karel.
    »Nein«, antwortete Sallie.
    Der Mann stand draußen am Zaun, nicht weit von seinem geparkten Golf entfernt. Ohne dass sie es abgesprochen hätten, war klar, dass die Freunde Sallie begleiten mussten. Sie schoben ihre Fahrräder und gingen mit ihm zusammen zum Parkplatz.
    Der Mann hatte sich nicht versteckt, er war also kein Polizist und auch kein Staatsschützer vom AIVD . Er zeigte sich, die Rauchsignale seiner Zigaretten waren nicht zu übersehen.
    Im Näherkommen erkannten sie ein schmales Gesicht, und Augen und Haar verrieten, dass der Mann Marokkaner war, Berber. Er trug Lederjacke, Jeans und spitze Stiefel. Die Lederjacke war kein billiger Ramsch vom Markt, sondern musste aus einem der noblen Läden in der P. C. Hooftstraat stammen, ebenso wie die Stiefel und die Designerjeans. Der Mann hatte offensichtlich das Geld für teure Markenklamotten.
    »Salam«, sagte er.
    Die Jungen erwiderten seinen Gruß.
    Er sah Sallie an und fragte: »Sallie? Bist du Sallie?«
    Sie blieben stehen.
    »Warum fragst du das?«, fragte Sallie.
    »Du bist also Sallie«, sagte der Mann.
    »Und du?«, fragte Sallie.
    »Ziri.«
    »Ich kenne keinen Ziri«, erwiderte Sallie.
    Ziri war ein typischer Berbername. Die Ziriden waren einst ein mächtiger Stamm. Sie hatten Granada erbaut. Ziri bedeutete »Mondlicht«.
    Frits blaffte Ziri aggressiv an: »Was willst du von ihm?«
    »Nur keine Aufregung, Jungs. Ich möchte nur mit Sallie reden. Ihr könnt ruhig gehen. Fünf Minuten mit Sallie möchte ich, mehr nicht.«
    Sallie wusste nicht, was er davon halten sollte. Was konnte der Mann von ihm wollen? Er sagte: »Ich habe keine Geheimnisse vor meinen Freunden.«
    Ziri zuckte die Achseln. »Wie du willst. Dann bleiben sie eben dabei.«
    Er zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an der noch glimmenden Kippe an, die er danach auf den Boden warf. Dort lagen mindestens zehn weitere.
    »Rauchen ist ungesund«, sagte Karel. Er war der Größte der vier, aber mit seinen siebzehn Jahren der Jüngste. Er hatte ein unschuldiges, jungenhaftes Gesicht. Er war ein fanatischer Verteidiger.
    »Ist mir bekannt«, sagte Ziri. »Wenn ich alles bleiben ließe, was ungesund ist, würde ich hundertzehn werden. Hundert ist mir genug.«
    »Du stehst hier ja schon eine ganze Weile«, sagte Frits.
    »Ich wusste nicht, dass ihr so lange spielen würdet. Macht nichts. Ihr seid gut. Jeder Einzelne von euch. Wirklich. Ich habe selbst Fußball gespielt. Saß eine Spielzeit bei Utrecht auf der Bank. Hab’s nicht geschafft. Ihr habt’s drauf. Und du…«, er zeigte auf Frits, »du hast die Magie. Du bist ein Zauberer. Wie alt bist du?«
    Frits fragte: »Bist du ein Scout?«
    »Nein. Ich bin ein Freund von Kicham Ouaziz. Sallies Vater.«
    Sallie fühlte die überraschten Blicke seiner Freunde auf sich. Er sagte: »Okay, ist in Ordnung. Ich rede kurz mit ihm.«
    »Sicher?«, fragte Karel.
    »Geht ruhig, ich bleibe noch und rede mit ihm.«
    »Keine Sorge, Jungs«, sagte Ziri. »Ist was Privates.«
    Sie wussten alle, dass Sallies Vater seit Jahren im Gefängnis saß. Für zwei Morde. Achtzehn Jahre. Zwei Drittel davon, zwölf Jahre, musste er sich vorbildlich führen, wenn er für eine vorzeitige Entlassung in Frage kommen wollte. Von den zwölf Jahren hatte er elf hinter sich.
    Sallie schaute seinen Freunden nach, als sie auf ihre Fahrräder stiegen. Bei allen dreien ging das Rücklicht. Das sah man sonst nirgendwo. Aber sie hatten das abgemacht, und die Jungs hielten sich daran. Alles musste stimmen.
    »Gute Jungs«, sagte Ziri. »Haben dich kurz begleitet, um die Lage zu checken. Mich unter die Lupe genommen. Ich hätte gegen euch vier keine Chance gehabt.«
    »Meine

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