Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
mit April zu verkuppeln. Dabei hatte sie überhaupt nicht gemerkt, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte. Und jetzt? Verzehrte sie sich vor Sehnsucht nach ihm.
Sie verbrachte den Vormittag mit Wohnungsputz, besuchte zum Mittagessen eine Freundin von der Schauspielschule und machte auf dem Heimweg einen Schlenker in die Straße, in der das Café lag. Besser, sie traf sich verbotenerweise mit Jonas, als daheim vor Sehnsucht den Verstand zu verlieren, was ja sicher nicht in Steve Kendalls Sinne sein konnte.
Überhaupt sah sie das Verbot immer weniger ein. Warum musste sie von Jonas ferngehalten werden? Das war ja wie in einem Theaterstück, in dem sie mitgespielt hatte und in dem ein Mann mit allen Mitteln zu verhindern versuchte, dass seine Frau und seine Geliebte aufeinandertrafen, was zu komischen Verwicklungen führte.
Carly blieb so abrupt stehen, dass jemand von hinten in sie reinlief. Sie entschuldigte sich geistesabwesend und ging langsam weiter.
Hat Jonas womöglich eine Freundin? Wird er nach dem letzten Shooting mit mir Schluss machen? Ist das alles eine abgekartete Sache, damit ich nicht von ihr erfahre und sie nicht von mir?
Was für ein Unfug! Spätestens bei der Vernissage würde seine Freundin auf den Fotos sehen, was Jonas und Carly miteinander getrieben hatten.
Wenn ihre konfusen Grübeleien kein Beweis dafür waren, dass sie kurz vor dem Durchdrehen war, was dann? Ja, sie musste Jonas unbedingt sehen, um wieder klar denken zu können. Wenn er nicht im Café war, würde sie ihn anrufen und ein Treffen vereinbaren.
Es war nicht sonnig, aber angenehm mild, und so waren draußen fast alle Tische besetzt. Carly fand einen freien Tisch und zog einen Stuhl vor.
»Nein, nicht setzen!«, rief jemand hinter ihr, und sie erkannte Jonas’ Stimme.
Sie fuhr herum. »Was ist los?«
»Warte hier.«
Er verschwand eilig im Café, und sie sah ihm verdattert hinterher. Holte er eine andere Bedienung, damit er nicht mit ihr reden musste? Also, das wäre erbärmlich.
Doch als er kurz darauf wieder herauskam, hatte er ein Polster dabei, das er auf den Sitz des Stuhls legte. »Ich kann doch nicht zulassen, dass du auf dem harten Holz sitzt.«
Wie süß! Sie setzte sich und sah zu ihm hoch. Er sah servil und kompetent aus in seinem Kellneroutfit mit den zurückgegelten Haaren. Sie zog ihn in Gedanken aus und verstrubbelte seine Frisur. Nun würde ihr die Zeit bis Sonntag noch länger vorkommen. Andererseits könnte sie die Zeit ja ein wenig verkürzen …
»Was soll ich dir bringen? Wir haben wunderbare Vanilleschnitten.«
»Nur einen Kaffee.« Mein Liebster . Mein Schatz. Wie würde sie ihn eigentlich nennen, wenn sie einmal richtig zusammen waren?
»Gern, Honey.«
Aha, er hatte sich schon entschieden. Honey. Ja, damit konnte sie sich anfreunden. Alles war prima, solange er sie nicht »Mein Goldstück« nannte, wie Cam es getan hatte.
Ihre Welt war wieder in Ordnung, voll und ganz. Sie lächelte vor sich hin und überlegte, ob sie einen kleinen Ohnmachtsanfall vortäuschen sollte. Jonas würde sie in ein Hinterzimmer tragen und sich um sie kümmern. Und dann konnte sie ihn vernaschen. Oder aber sie erzählte ihm, dass in ihrer Wohnung eine riesige Spinne war und er mitkommen musste, um das Tier rauszutragen. Wenn er erst mal da war, würde sie ihm gestehen, dass sie nicht nur die Spinne erfunden hatte, sondern nicht einmal an Spinnenphobie litt. Und er würde sich etwas einfallen lassen, um sie für ihre dreisten Lügen zu bestrafen. Eins würde zum anderen führen …
Jonas brachte ihren Kaffee und setzte sich zu ihr an den Tisch. Er nahm ihre Hand und verhielt sich, als würden sie überhaupt nichts Vertragswidriges tun.
»Bist du eigentlich Single?«, platzte sie heraus.
Er runzelte die Stirn. »Wie soll ich das denn jetzt verstehen?«
»Ich will wissen, ob es eine Frau in deinem Leben gibt.«
»Nein, wie kommst du darauf? Single bin ich trotzdem nicht, schließlich gibt es ja dich.«
»Aber wir haben keine Beziehung im klassischen Sinne, nur einen seltsamen Modelvertrag. Solange der in Kraft ist …«
»Du scheinst es noch gar nicht zu wissen«, wurde sie von ihm unterbrochen.
»Was denn?«
»Dass wir fertig sind mit den Shootings.«
»Oh, ist etwas schiefgelaufen? Hat Steve uns gekündigt?«
»Honey.« Er führte ihre Hand an seinen Mund und küsste sie auf die Handfläche. »Alles ist großartig. Steve hat die Fotos gesichtet und ist überglücklich. Er hat bereits genug Material. Ich
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