Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
nächsten Fotoserie. Aber dazu muss eine Menge gut gehen, denn es handelt sich um ein kniffliges Projekt. Ich sage dir das alles im Vertrauen, denn er hat mir eingeschärft, dass er Wert auf Diskretion legt.«
»Dann sag es mir lieber gar nicht«, meinte April. »Sonst war’s das mit der Diskretion.«
»Dir kann ich alles sagen. Wegen deiner ärztlichen Schweigepflicht bist du so zuverlässig wie ein Beichtvater.« Sie sah sich um. »Blain ist wirklich nicht da, ja? Und auch sonst niemand?«
»Wir sind allein.«
»Schön. Mein Casting nach unserem Treffen am Sonntag war eine Katastrophe. Weil ich danach eine Aufheiterung brauchte, habe ich den Sonnyboy aus dem Café angerufen. Er redete geheimnisvolles Zeug, fuhr mich zu Steven Kendall, und der wollte mich gleich nackt fotografieren, am besten mit Jonas beim Sex und was sonst nicht alles. Und erst die Folterkammer! Wenn Sharon nicht gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich das Weite gesucht. Als Jonas mich geohrfeigt hat, wäre ich fast gekommen. Ich fasse es noch immer nicht.«
April begann, mit geduldigen, gezielten Fragen Ordnung in das Wirrwarr zu bringen. Dabei staunte sie immer mehr. Selbst falls Carly übertrieb – was sie bestimmt tat –, blieb es doch eine unglaubliche Sache. Wie konnte man in einem solchen Setting sexuell erregt sein? Beobachtet, fotografiert, und irgendwann in einem Bildband abgedruckt! Für April ein abschreckender Gedanke. »Und wieso hast du die Peitsche mitgenommen?«, fragte sie zuletzt.
»Das geschah rein impulsiv. Ich vermute, weil ich mich mit dem Ding vertraut machen wollte, um meine Hemmschwelle abzubauen. Jetzt lachst du mich bestimmt aus.«
April nahm die Peitsche vom Tisch. »Nein, wieso denn? Du hast mich ja auch nicht ausgelacht, als ich dir erzählt habe, wie gehemmt ich bei meinem Treffen mit Ray war, weil ich glaubte, Zuschauer aus einem Gebäude gegenüber zu haben. Jeder Mensch hat andere Grenzen.«
Sie entrollte die Peitsche und spürte eine leichte Erregung, weil sie wusste, wie es sich anfühlte, von einem Riemen getroffen zu werden, der so lang war, dass er sich halb um den Körper wand. »Und damit wolltest du Jonas schlagen, doch es kam nicht mehr dazu, weil Steve das Shooting abgebrochen hat«, fasste sie zusammen, was sie verstanden zu haben glaubte.
»Ein Glück!« Carly rollte mit den Augen. »Ich weiß nicht mal, wie man mit so einem Ding umgeht.«
April lachte. »Du bist süß, weißt du das? Lässt dich da auf etwas total Irres ein, haderst mit dir und kannst es dabei wahrscheinlich nicht erwarten, dass es weitergeht.«
Carly fuhr sich durch die Haare. »Jonas ist so sexy, denn er ist nicht nur ein Sonnyboy, er hat auch eine dunkle Seite. Und die finde ich sogar noch attraktiver.«
»Da sprechen wir ausnahmsweise mal die gleiche Sprache. Aber was ich immer noch nicht verstanden habe: Wieso ist die Peitsche ein Problem? Ruf Kendall an, sag ihm, was du gemacht hast, entschuldige dich, und versprich, dass du sie zum nächsten Shooting wieder mitbringst. Der direkte, unkomplizierte Weg ist meist der beste.«
»Danke, Frau Therapeutin.« Carly klatschte April auf den Oberschenkel. »Dummerweise habe ich seine Telefonnummer nicht. Und im Internet konnte ich nur die Kontaktdaten seines Agenten finden. Den will ich damit aber nicht behelligen.«
»Dann ruf Jonas an und lass dir von ihm die Nummer geben.«
»Ähm, ja, dooferweise darf ich mit ihm keinerlei Kontakt haben. Erwähnte ich das nicht?«
»Nein. Wieso darfst du keinen Kontakt mit ihm haben?«
»Weil wir uns ausschließlich bei den Shootings näherkommen sollen. Steve will die Entwicklung unserer Beziehung lückenlos beobachten.«
April zog die Augenbrauen zusammen, weil ihr das Projekt suspekt wurde. »Klingt wie eine dysfunktionale Mischung aus Voyeurismus und Stalking.«
»Und Kunst«, fiel Carly ihr ins Wort. »Was Steve macht, ist Kunst, da greifen solche Diagnosen nicht.«
»Na gut. Ich würde sagen, wenn du Jonas anrufst, um ihn nach Kendalls Nummer zu fragen, fällt es nicht unter das Kontaktverbot, weil es unverfänglich ist. Dabei entwickelt sich eure Beziehung nicht im Geringsten weiter. Aber weißt du was, am besten rufe ich ihn an, dann brauchst du dir überhaupt keine Gedanken zu machen, dass du gegen die Regeln verstoßen könntest.«
»Mensch, bin ich blöd, dass ich da nicht selbst draufgekommen bin.« Carly kramte einen Zettel aus ihrer Umhängetasche. »Da hat mir Jonas seine Nummer aufgeschrieben.«
»Gib mir
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