Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
sagen, dass sie die Wohnung nehmen. Und zweitens, um mir stolz mitzuteilen, dass es eine komplikationslose Geburt war und dass sie einen süßen Jungen bekommen haben.«
April konnte ihn nur mit großen Augen anstarren. Keine Geliebte, sondern eine Kundin. Kein Dreier, sondern eine Wohnungsbesichtigung. Alles falscher Alarm.
Ray aß weiter. »Was man als Makler so alles erlebt. Ich habe danach einen erweiterten Erste-Hilfe-Kurs gemacht, in dem ich gelernt habe, was man im Falle einsetzender Wehen tun muss. Jetzt bin ich gewappnet, falls ich mal wieder eine hochschwangere Kundin habe.«
April wandte sich ihm zu und umarmte ihn von der Seite. »Du bist wunderbar«, sagte sie. »Einfach wunderbar.« Was sie eigentlich hatte sagen wollen, war: Verzeih mir, dass ich dir etwas Schreckliches unterstellt habe.
An beiden Tischen wurde abgetragen und Wein nachgeschenkt. »Wie viel Zeit haben wir diesmal?«, fragte April.
»Fünfzehn Minuten«, sagte Ray.
»Wird hier nach der Uhr gekocht?«
»Nein, ich habe das vorher so vereinbart.«
»Was bist du denn für ein Kontrollfreak?«
Ray lachte. »Gar keiner, ich bin weder pedantisch noch übergenau oder gar zwanghaft. Eher im Gegenteil. Aber sexuelle Eskapaden müssen sorgfältig geplant werden, ähnlich wie Basejumps.«
»Du vergleichst Sex mit Extremsport?«
Anstelle einer Antwort küsste er sie, und April dachte, wie gern sie jetzt mit ihm allein wäre.
»Ich habe einen Auftrag für dich«, sagte er. »Das Seidentuch ist mir zu schade, um dich damit zu fesseln. Aber dieser langhaarige Kerl dort drüben könnte dir seine Krawatte leihen. Geh hin und frag ihn.«
»Mit welcher Begründung?«
»Sag ihm die Wahrheit, er wird nachher sowieso sehen, wie ich dir die Handgelenke zusammenbinde.«
»Wieso fragst du ihn nicht?«
»Weil es für den weiteren Verlauf des Abends gut wäre, wenn du dich mit den beiden vertraut machst.«
April zog die Augenbrauen zusammen. Was sollte das denn bedeuten? Sie rutschte von der Bank und ging zu dem anderen Tisch. »Guten Abend«, sagte sie. »Ich heiße April Taylor, und mein Freund möchte, dass ich … ähm …«
Der langhaarige Kerl klopfte auf die Bank neben sich. »Setz dich einen Augenblick. Ich heiße Desmond.«
»Ich bin Frank«, stellte sich der Blonde vor. »Was können wir für dich tun?«
»Ich soll mir deine Krawatte ausleihen«, sagte sie zu Desmond. »Allerdings könnte es sein, dass sie etwas leiden wird.«
Desmond lockerte seinen Krawattenknoten. »Seine eigene ist Ray wohl zu schade dafür.«
Er kannte ihn? April hätte beinahe laut aufgelacht. Eine abgekartete Sache! Frank und Desmond waren eingeweiht. Und sie war froh darüber, denn es bedeutete, dass Ray auf sie Rücksicht nahm. Erst ein Panoramafenster, durch das niemand hereinsehen konnte, jetzt ein Publikum, das Teil der Inszenierung war. Ray setzte sie nicht wirklich der Gefahr aus, in eine peinliche Situation zu geraten. Er ließ es sie nur glauben.
Lächelnd nahm sie Desmonds Krawatte entgegen, bedankte sich und kehrte zufrieden zum Tisch zurück. Nun hatte sie einen Wissensvorsprung, denn Ray wusste nicht, dass sie ihn durchschaute.
Mit Sicherheit wussten auch die Kellner Bescheid und würden zwischen den Gängen tunlichst nicht aufkreuzen, um Wein oder Wasser nachzuschenken. Es mochte ein öffentliches Restaurant sein, und doch waren sie hier so sicher, als wären sie zu Hause oder im Club.
Sie überreichte ihm die Krawatte.
»Gut gemacht«, sagte er. »Hände auf den Rücken.«
Sie setzte sich so, dass er ihre Handgelenke fesseln konnte. »Und was für eine Grausamkeit hast du jetzt geplant?«, fragte sie munter.
»Gar keine. Ich will dich lediglich beim nächsten Gang füttern. Du sollst jeden Bissen ohne Ablenkung genießen. Die Lachs-Basilikum-Terrine ist ein besonderes Geschmackserlebnis, geradezu ein Gaumenorgasmus.«
April dachte, dass ihr nichts besser schmecken konnte als seine Küsse, behielt das aber für sich. Er musste längst gemerkt haben, dass sie ihm verfallen war.
• • •
Ray war überrascht, wie gut alles lief. Frank und Desmond hatten sich schick rausgeputzt und schafften es, die unbeteiligten, unaufdringlichen Beobachter zu geben, ohne ihn dabei ständig anzüglich anzugrinsen, wie er befürchtet hatte.
Er kannte die beiden aus dem Nachtclub, in dem er nach seinem Rauswurf aus der Akademie einen Job als Klavierspieler gefunden hatte. Frank und Desmond waren die Besitzer des Clubs. Sie hatten ihn finanziell
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