Ein Hauch von Schnee und Asche
Wange, seine Handfläche warm an meiner Haut.
»Es gibt nur zwei Menschen auf der Welt, die ich nie belügen würde, Sassenach«, sagte er leise. »Der eine bist du. Und der andere bin ich.«
Er küsste mich sanft auf die Stirn, dann beugte er sich an mir vorbei und blies die Lampe aus.
»Natürlich«, kam seine Stimme aus der Dunkelheit, und ich sah seinen Umriss vor dem schwach erleuchteten Rechteck der Tür aufragen, als er sich jetzt aufrichtete, »natürlich ist es möglich, dass ich mich manchmal täusche. Aber mit Absicht würde ich das ganz bestimmt nicht tun.«
Roger bewegte sich ein Stück und stöhnte.
»Ich glaube, du hast mir das Bein gebrochen.«
»Gar nicht«, sagte seine Frau, die jetzt ruhiger war, aber immer noch für jedes Streitgespräch zu haben war. »Aber ich kann es für dich küssen, wenn du möchtest.«
»Das wäre schön.«
Die Maisstrohmatratze raschelte ohrenbetäubend, als sie die Lage so
wechselte, dass sie diese Behandlung vornehmen konnte, und schließlich saß Brianna nackt auf seiner Brust und präsentierte ihm einen Anblick, der ihn wünschen ließ, sie hätten sich die Zeit gelassen, die Kerze anzuzünden.
Sie küsste ihm tatsächlich die Schienbeine, und das kitzelte. Unter den gegebenen Umständen war er allerdings gern bereit, das zu ertragen. Er streckte beide Hände nach ihr aus. Ohne Licht musste Blindenschrift reichen.
»Als ich ungefähr vierzehn war«, sagte er verträumt, »hatte ein Geschäft in Inverness eine sehr gewagte Schaufensterdekoration – gewagt für damals, meine ich -, eine weibliche Schaufensterpuppe, die nur Unterwäsche trug.«
»Mm?«
»Aye, rosa Hüfthalter, Strumpfbänder, alles, und ein passender Büstenhalter. Alle Welt war schockiert. Es wurden Protestkomitees gegründet, und sämtliche Geistlichen in der Stadt bekamen Telefonanrufe. Am nächsten Tag haben sie die Puppe herausgenommen, aber in der Zwischenzeit war die gesamte männliche Bevölkerung von Inverness an diesem Fenster vorbeigegangen, krampfhaft um beiläufige Mienen bemüht. Bis jetzt hatte ich gedacht, das wäre das Erotischste, was ich je gesehen habe.«
Sie hielt einen Moment mit ihrer Tätigkeit inne, und da sie sich nicht mehr bewegte, hatte er den Eindruck, dass sie sich nach ihm umsah.
»Roger«, sagte sie nachdenklich. »Ich glaube, du bist pervers.«
»Ja, aber ein Perverser, der nachts sehr gut sehen kann.«
Das brachte sie zum Lachen – genau das, worauf er aus gewesen war, seit es ihm endlich gelungen war, sie so weit zu bringen, dass sie keinen Schaum mehr vor dem Mund hatte -, und er richtete sich ein wenig auf und hauchte rechts und links einen Kuss auf den Gegenstand seiner Zuneigung, bevor er zufrieden wieder in sein Kissen sank.
Sie küsste sein Knie, dann legte sie den Kopf auf sein Bein und ließ die Wange an seinem Oberschenkel ruhen, so dass sich ihr Haar über seine Beine breitete, kühl und weich wie eine Wolke aus Silberfäden.
»Es tut mir Leid«, sagte sie kurz darauf leise.
Er tat es mit einem Geräusch ab und fuhr ihr beruhigend mit der Hand über die Hüfte.
»Och, es ist nicht schlimm. Schade nur; ich hätte gern ihre Gesichter gesehen, wenn sie sehen, was du getan hast.«
Sie prustete kurz, und sein Bein zuckte unter ihrem warmen Atem.
»Ihre Gesichter waren auch so nicht übel.« Sie klang ein wenig trostlos. »Und es wäre in diesem Moment doch eine ziemliche Ernüchterung gewesen.«
»Nun, da hast du Recht«, räumte er ein. »Aber wir zeigen es ihnen morgen, wenn damit zu rechnen ist, dass sie es auch zu schätzen wissen.«
Sie seufzte und küsste erneut sein Knie.
»Ich habe es nicht so gemeint«, sagte sie eine Sekunde später. »Anzudeuten, dass es deine Schuld ist.«
»Aye, das hast du«, sagte er leise, ohne seine Liebkosungen zu unterbrechen. »Ist schon gut. Wahrscheinlich hast du ja Recht.« Sehr wahrscheinlich sogar. Er redete sich nicht ein, dass es nicht wehgetan hatte, es zu hören, doch er gestattete sich keine Wut; das würde keinem von ihnen helfen.
»Das weißt du doch gar nicht.« Sie richtete sich plötzlich auf und ragte wie ein Obelisk vor dem blassen Rechteck des Fensters auf. Sie schwang ein Bein zielsicher über seinen hingestreckten Körper und ließ sich neben ihn gleiten. »Es könnte genauso an mir liegen. Oder an uns beiden. Vielleicht ist es einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt.«
Als Antwort legte er den Arm um sie und zog sie an sich.
»Ganz gleich, was der Grund ist, wir werden uns
Weitere Kostenlose Bücher