Ein Hauch von Schnee und Asche
Klang tröstete, obwohl ich keine Ahnung hatte, ob sie irgendetwas mit den Himmelskörpern zu tun hatten, die ich sah. Alpha Centauri, Deneb, Sirius, Betelgeuse, die Pleiaden, Orion …
Es gelang mir, mich so sehr einzulullen, dass ich einnickte, nur um kurze Zeit später wieder aufzuwachen und festzustellen, dass es jetzt völlig dunkel war. Das Licht des Feuers sandte ein flackerndes Glühen durch das Unterholz und überzog meine Füße, die an einer freien Stelle lagen, mit rosigen Schatten. Ich bewegte und streckte mich, so gut ich konnte, um die Steifheit in meinem Rücken zu lösen. Dabei fragte ich mich, ob sich Hodgepile jetzt in Sicherheit wiegte, da er ein Feuer von dieser Größe zuließ.
Der Wind trug ein lautes Stöhnen in meine Richtung; Lionel Brown. Ich verzog das Gesicht, doch in meiner derzeitigen Lage gab es nichts, was ich für ihn tun konnte.
Ich hörte Schritte und Stimmengemurmel; jemand kümmerte sich um ihn.
»… so heiß wie eine Pistole …«, sagte eine Stimme, die nur mäßig interessiert klang.
»…die Frau holen?«
»Nein«, sagte eine entschlossene Stimme. Hodgepile. Ich seufzte.
»… Wasser. Daran ist nichts zu ändern…«
In der Hoffnung zu hören, was sich am Feuer abspielte, lauschte ich so gebannt, dass es eine Weile dauerte, bis ich mir bewusst wurde, dass neben mir im Gebüsch Geräusche zu hören waren. Keine Tiere; nur Bären würden solchen Lärm machen, und Bären kicherten nicht. Das Kichern war leise und klang nicht nur erstickt, sondern es wurde auch mehrfach unterbrochen.
Es wurde auch geflüstert, obwohl ich kaum ein Wort ausmachen konnte. Doch herrschte eine solche Atmosphäre jugendlicher Verschwörung, dass ich wusste, dass es einige der jüngeren Bandenmitglieder sein mussten.
»… na dann los !«, fing ich auf, in vehementem Ton gesprochen und von einem rumpelnden Geräusch begleitete, das darauf hindeutete, dass jemand gegen einen Baum geschubst worden war. Weiteres Rumpeln, das auf Vergeltung schließen ließ.
Mehr Geraschel. Flüster, flüster, kicher, prust. Ich setzte mich gerade hin und fragte mich, was in Gottes Namen sie vorhatten.
Dann hörte ich, »…ihre Beine sind nicht gefesselt…«, und mein Herz machte einen kleinen Satz.
»Aber was, wenn sie …« Murmel, murmel.
»Egal. Sie kann nicht schreien.«
Das verstand ich in aller Deutlichkeit, und ich zog ruckartig die Füße an, um aufzuspringen – wurde aber von der Schlinge um meinen Hals gebremst. Es fühlte sich an, als drückte eine Eisenstange auf meine Luftröhre, und ich taumelte zurück und sah blutrote Flecken in den Augenwinkeln.
Ich schüttelte den Kopf und rang nach Luft, um die Benommenheit abzuschütteln, und Adrenalin raste durch mein Blut. Ich spürte eine Hand auf meinem Knöchel und trat aus Leibeskräften danach.
»He!«, sagte er laut und klang überrascht. Er nahm seine Hand von meinem Knöchel und setzte sich zurück. Meine Sicht wurde jetzt besser; ich konnte ihn jetzt sehen, doch er hatte das Feuer im Rücken; es war einer von den Jungen, doch er war nicht mehr als eine gesichtslose, gebückte Silhouette.
»Psst«, sagte er und kicherte nervös, während er die Hand nach mir ausstreckte. Ich machte ein tiefes, knurrendes Geräusch unter meinem Knebel, und er hielt mitten in der Bewegung inne. Hinter ihm raschelte es im Unterholz.
Das schien ihn daran zu erinnern, dass sein Freund – oder seine Freunde – ihm zusahen, und er streckte mit neuer Entschlossenheit die Hand aus und tätschelte meinen Oberschenkel.
»Keine Sorge, Ma’am«, flüsterte er und kam mir in der Hocke näher. »Ich will Euch nichts tun.«
Ich prustete, und er zögerte erneut – doch dann schien ihn erneutes Rascheln im Gebüsch in seinem Entschluss zu bekräftigen, und er packte mich an den Schultern, um mich hinzulegen. Ich wehrte mich heftig und trat und stieß mit den Knien nach ihm, und er ließ los, verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Rücken.
Unterdrücktes Kichern explodierte im Gebüsch, und er fuhr hoch wie ein Stehaufmännchen. Er streckte entschlossen die Hand aus, packte meine Knöchel und ruckte daran, so dass ich umfiel. Dann warf er sich auf mich und hielt mich mit seinem Gewicht am Boden fest.
»Pssst!«, sagte er drängend in mein Ohr. Seine Hände tasteten nach meiner Kehle, und ich wand und warf mich unter seinem Gewicht hin und her, um ihn abzuschütteln. Doch seine Hände schlossen sich fest um meinen Hals, und ich hielt inne, weil mein Blickfeld
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