Ein Hauch von Schnee und Asche
scheint mir lediglich ein Akt der Menschlichkeit zu sein«, sagte er scharf.
Brown lachte gehässig.
»Euch vielleicht. Anderen nicht. Man erkennt einen Mann an der Gesellschaft, mit der er sich umgibt. Und dann ist da schließlich auch noch Eure Tante, wie?«, sagte er und wandte sich erneut an Jamie. »Und die berühmte Mrs. MacDonald. Ich habe ihre Rede gelesen – in der letzten Ausgabe von Simms’ Zeitung«, fügte er hinzu und wiederholte das gehässige Lachen.
»Die Gäste meiner Tante haben nichts mit mir zu tun«, sagte Jamie, um Gelassenheit bemüht.
»Nein? Was ist denn dann mit dem Ehemann Eurer Tante – das wäre dann wohl Euer Onkel?«
»Duncan?« Sein Unglauben war ihm offenbar anzuhören, denn die Fremden wechselten einen Blick, und ihre Haltung entspannte sich ein wenig.
»Nein, er ist der vierte Ehemann meiner Tante – und mein Freund. Warum erwähnt Ihr ihn?«
»Nun, Duncan Innes steckt mit Farquard Campbell unter einer Decke und mit vielen anderen Loyalisten. Die beiden haben genug Geld, um ein Schiff zu bauen, in Pamphlete gesteckt, auf denen sie Versöhnung mit Mutter England predigen. Ich bin überrascht, dass Euch das nicht bekannt war, Mr. Fraser.«
Jamie war über diese Neuigkeit nicht nur überrascht, sondern vom Donner gerührt, verbarg es aber.
»Die Meinung eines Menschen ist seine Sache«, sagte er achselzuckend. »Duncan muss tun, was ihm gefällt, und ich werde das Gleiche tun.
Wherry nickte zustimmend bei diesen Worten, doch die Mienen der anderen reichten von Skepsis bis hin zu offener Feindseligkeit.
Wherry war sich der Reaktionen seiner Begleiter wohl bewusst.
»Was ist denn deine Meinung, Freund?«, fragte er höflich.
Nun, er hatte ja gewusst, dass es so kommen würde. Hatte hin und wieder versucht, sich die Umstände auszumalen, unter denen er sich offenbaren würde, in Situationen, die von prahlerischen Heldenposen bis hin zu offener Gefahr reichten. Doch wie in solchen Dingen üblich, stellte Gottes Sinn für Humor seine eigene Vorstellungskraft weit in den Schatten. Und so kam es, dass er diesen endgültigen Schritt in eine unumstößliche öffentliche Bindung an die Sache der Rebellen – ein Schritt, der es zufällig mit sich brachte, dass er sich mit seinem Todfeind verbünden musste – allein auf einer staubigen Straße tat, während ein uniformierter Offizier der Krone mit heruntergelassener Hose hinter ihm im Gebüsch hockte.
»Ich bin für die Freiheit«, sagte er in einem Tonfall, der mildes Erstaunen darüber ausdrückte, dass seine Haltung irgendwie in Frage stehen könnte.
»Ist das so?« Green musterte ihn durchdringend, dann wies er mit dem Kinn auf MacDonalds Pferd, an dessen Sattel MacDonalds Schwert hing, dessen Griff und Zierquasten in der Sonne glänzten. »Wie kommt es dann, dass Ihr in Begleitung eines Rotrocks seid?«
»Er ist mein Freund«, erwiderte Jamie gleichmütig.
»Ein Rotrock?« Einer der Fremden fuhr im Sattel auf, als hätte ihn eine Biene gestochen. »Wie kommt denn ein Rotrock hierher ?« Der Mann klang verblüfft und sah sich hastig um, als erwartete er, dass eine ganze Kompanie dieser Kreaturen unter Musketenfeuer aus dem Wald stürmte.
»Nur der eine, soweit ich weiß«, beruhigte ihn Brown. »Heißt MacDonald. Er ist kein richtiger Soldat; pensioniert mit halbem Sold, arbeitet für den Gouverneur.«
Sein Begleiter machte keinen merklich beruhigten Eindruck.
»Was stellt Ihr mit diesem MacDonald an?«, wollte er von Jamie wissen.
»Wie gesagt – er ist mein Freund.« Die Haltung der Männer änderte sich
in Sekundenschnelle von Skepsis und schwacher Feindseligkeit zu offener Angriffslust.
»Er ist ein Spion des Gouverneurs, das ist er«, erklärte Green geradeheraus.
Dies war schlicht die Wahrheit, und Jamie war sich hinreichend sicher, dass das halbe Hinterland es wusste; MacDonald versuchte gar nicht erst, einen Hehl aus seiner Erscheinung oder seinen Aufträgen zu machen. Dies zu leugnen hätte bedeutet, dass man von ihnen verlangte, Jamie für einen Idioten, einen Lügner oder beides zu halten.
Jetzt kam Bewegung in die Männer; es wurden Blicke gewechselt, und hier fuhr eine Hand unauffällig an einen Messerknauf, da an einen Pistolenkolben.
Sehr schön, dachte Jamie. Mit der Ironie der Situation nicht zufrieden, hatte Gott jetzt beschlossen, dass er gegen die Verbündeten, auf deren Seite er sich Sekunden zuvor gestellt hatte, um sein Leben kämpfen sollte, und zwar, um einen Offizier der Krone zu
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