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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nicht.
    »Ähm... nun ja. Ich dachte eher an französische Damenwäsche«, sagte sie schwach. »Ähm... mit Spitzenbesatz und so.«
    »Oh, französisch«, sagte Lizzie und nickte weise. Jeder wusste, dass die Französinnen berüchtigt waren – obwohl ich bezweifelte, dass außer mir schon irgendeine Frau aus Fraser’s Ridge einmal eine Französin zu Gesicht bekommen hatte. Um Brianna jedoch aus der Patsche zu helfen, erzählte ich ihnen pflichtschuldigst von La Nestlé , der Geliebten des Königs von Frankreich, die Löcher in den Brustwarzen hatte und mit nackten Brüsten bei Hofe erschien, an denen sie Goldringe trug.
    »Wenn das hier noch ein paar Monate so weitergeht«, sagte Lizzie finster und warf einen Blick auf Rodney, der heftig an ihrer Brust saugte und die Fäustchen vor Anstrengung geballt hatte, »kann ich das auch. Ich werde Jo und Kezzie sagen, sie sollen mir Ohrringe mitbringen, wenn sie ihre Felle verkaufen, aye?«
    Inmitten des folgenden Gelächters blieb das Klopfen an der Haustür ungehört – zumindest beinahe, wären Jemmy und Aidan, die in Jamies Studierzimmer gespielt hatten, nicht in die Küche gerannt, um es uns zu sagen.
    »Ich gehe schon.« Brianna legte ihre Stopfarbeit beiseite, doch ich war schon aufgestanden.
    »Nein, ich gehe.« Ich wies sie mit einer Handbewegung zurück, ergriff einen Kerzenhalter und ging mit Herzklopfen durch den dunklen Flur. Besucher nach Einbruch der Dunkelheit bedeuteten fast immer irgendeinen Notfall.
    So war es auch diesmal, allerdings nicht von einer Sorte, die ich erwartet hätte. Im ersten Moment erkannte ich die hoch gewachsene Frau mit dem blassen, eingefallenen Gesicht gar nicht, die auf der Eingangstreppe stand. Dann flüsterte sie: »Frau Fraser? Darf ich – darf ich hereinkommen?«, und fiel mir in die Arme.
    Auf das Geräusch hin eilten mir die jungen Frauen zu Hilfe, und wir hatten
Monika Berrisch – denn es war in der Tat Mr. Wemyss’ mutmaßliche Braut – in Sekundenschnelle im Liegen auf die Kaminbank befördert, sie mit Quilts zugedeckt und mit einem heißen Getränk versorgt.
    Sie erholte sich schnell – eigentlich fehlte ihr nichts; sie war nur erschöpft und hungrig, denn sie sagte, sie hätte seit drei Tagen nichts mehr gegessen – und in kürzester Zeit saß sie wieder, um etwas Suppe zu essen und uns ihre verblüffende Anwesenheit zu erklären.
    »Es war die Schwester meines Mannes«, sagte sie und schloss einen Moment die Augen, selig über den Duft ihrer Erbsensuppe mit Schinken. »Sie wollte mich sowieso nie dort haben, und als er dann den Unfall hatte, so dass kaum noch Geld da war, um uns alle zu ernähren, wollte sie mich gar nicht mehr.«
    Sie hatte, so sagte sie, Sehnsucht nach Joseph gehabt, hatte jedoch weder die Kraft noch die Mittel besessen, gegen den Widerstand ihrer Familie anzugehen und darauf zu bestehen, zu ihm zurückzukehren.
    »Oh?« Lizzie betrachtete sie scharf, aber nicht unfreundlich. »Was ist dann passiert?«
    Fräulein Berrisch richtete ihre großen, sanften Augen auf sie.
    »Ich konnte es nicht mehr ertragen«, sagte sie schlicht. »Ich wollte so gern bei Joseph sein. Meine Schwägerin wollte, dass ich verschwinde, also hat sie mir etwas Geld gegeben. So bin ich hergekommen«, schloss sie achselzuckend und aß gierig noch einen Löffel Suppe.
    »Ihr seid... zu Fuß gekommen?«, sagte Brianna. »Aus Halifax?«
    Fräulein Berrisch nickte, leckte den Löffel ab und streckte einen Fuß unter der Decke hervor. Ihre Schuhsohlen waren vollständig durchgelaufen; sie hatte sie mit Lederresten und Stoffstreifen von ihrem Hemd umwickelt, so dass ihre Füße aussahen wie schmutzige Lumpenbündel.
    »Elizabeth«, sagte sie und sah Lizzie ernst an. »Ich hoffe, es macht Euch nichts aus, dass ich gekommen bin. Euer Vater – ist er hier? Ich hoffe so sehr, es macht ihm auch nichts aus.«
    »Ähm, nein«, sagte ich und wechselte einen Blick mit Lizzie. »Er ist nicht hier – aber ich bin sicher, dass er überglücklich sein wird, Euch zu sehen.«
    »Oh?« Ihr eingefallenes Gesicht, das sich alarmiert gezeigt hatte, als sie hörte, dass Mr. Wemyss nicht hier war, begann zu strahlen, als wir ihr erzählten, wo er war.
    »Oh«, hauchte sie und drückte den Löffel an ihre Brust, als sei es Mr. Wemyss’ Kopf. »Oh, mein Kavalier!« Leuchtend vor Glück sah sie uns alle an – und bemerkte jetzt erst Rodney, der in seinem Körbchen zu Lizzies Füßen döste.
    »Aber wer ist das denn?«, rief sie und beugte sich vor,

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