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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Geraschel der Pferde und des Zaumzeugs übertönte. »Und zwar sofort.«
    Ich spürte die Schritte hinter mir mehr, als dass ich sie hörte. Mrs. Bug, die gekommen war, um nachzusehen, was vorging.
    »Himmel, hilf«, flüsterte sie, als sie den Mann sah. Dann war sie fort und rannte zur Rückseite des Hauses. Ich wusste, dass ich ihr hätte folgen sollen, um durch die Hintertür zu flüchten, in den Wald zu laufen und mich zu verstecken. Doch meine Gliedmaßen waren wie festgefroren. Ich konnte kaum atmen, geschweige denn, mich bewegen.
    Und Richard Brown hielt über Jamies Schulter hinweg diesen Blick auf mich gerichtet, in dem sich unverhohlene Abneigung mit Triumph vermischte.
    »Oh, wir gehen sofort«, sagte er und richtete sich wieder auf. »Übergebt sie uns, und wir sind fort. Verflogen wie der Morgentau«, sagte er und lachte. Ich fragte mich dumpf, ob er betrunken war.
    »Mit welchem Recht seid Ihr hier?«, wollte Jamie wissen. Seine linke Hand hob sich und legte sich offen drohend auf den Knauf seines Dolches. Dieser Anblick weckte mich schließlich, und ich stolperte durch den Flur zur Küche, wo wir unsere Schusswaffen aufbewahrten.
    »… Komitee für die Sicherheit.« Diese Worte hörte ich noch, und Browns Stimme war jetzt drohend erhoben, dann war ich in der Küche. Ich nahm die Vogelflinte von ihren Haken über dem Kamin, riss die Schublade der Anrichte auf und steckte mir hastig die drei Pistolen, die darin lagen, in die Taschen meiner Arztschürze, die groß genug waren, um während der Arbeit meine Instrumente darin unterzubringen.
    Meine Hände zitterten. Ich zögerte – die Pistolen waren geladen und gespannt; Jamie kontrollierte sie jeden Abend – sollte ich den Patronenbeutel mitnehmen, das Pulverhorn? Keine Zeit. Ich hörte Jamie und Richard Brown, die sich jetzt an der Vorderseite des Hauses anbrüllten.
    Beim Klang der Hintertür, die sich öffnete, fuhr mein Kopf auf, und ich sah, wie ein mir unbekannter Mann in der Tür stehen blieb und sich umschaute. Er entdeckte mich und bewegte sich grinsend auf mich zu, eine Hand ausgestreckt, um mich am Arm zu packen.
    Ich zog eine Pistole aus meiner Schürze und schoss aus nächster Nähe auf ihn. Das Grinsen wich ihm zwar nicht aus dem Gesicht, nahm aber einen
etwas verwunderten Ausdruck an. Er blinzelte ein- oder zweimal, dann fuhr er sich mit der Hand an die Seite, wo sich ein roter Fleck auf seinem Hemd auszubreiten begann. Er betrachtete seine blutverschmierten Finger, und der Mund klappte ihm auf.
    »Also, gottverdammt!«, sagte er. »Ihr habt mich angeschossen!«
    »Das stimmt«, sagte ich atemlos. »Und ich werde es noch einmal tun, wenn Ihr nicht verschwindet!« Ich ließ die leere Pistole krachend zu Boden fallen und durchsuchte mit einer Hand meine Schürzentasche nach der nächsten, während ich mit der anderen nach wie vor die Vogelflinte umklammerte.
    Er wartete nicht ab, ob es mir Ernst war, sondern fuhr herum, prallte gegen den Türrahmen und stolperte dann hindurch, wobei er eine Blutspur auf dem Holz hinterließ.
    Schwarzpulverspuren hingen in der Luft und bildeten eine seltsame Mischung mit dem gebratenen Fisch. Im ersten Moment glaubte ich, ich müsste mich übergeben, doch es gelang mir trotz meiner Übelkeit, die Vogelflinte kurz hinzustellen und die Tür zu verriegeln, obwohl meine Hände so zitterten, dass ich mehrere Versuche dazu brauchte.
    Plötzlicher Lärm von der Vorderseite des Hauses vertrieb jedoch jede Nervosität, und ich rannte schon durch den Flur, das Gewehr in der Hand, bevor ich überhaupt den bewussten Entschluss gefasst hatte, mich zu bewegen. Die schweren Pistolen in meiner Schürze schlugen mir gegen die Oberschenkel.
    Sie hatten ihn von der Veranda gezerrt; ich erblickte ihn kurz in einem Gewimmel von Männern. Das Gebrüll hatte aufgehört. Das Einzige, was zu hören war, waren leise Grunzlaute, von Schlägen getroffene Körperteile und das Rascheln unzähliger Füße im Staub. Er war tödlicher Ernst, dieser Kampf, und mir war sofort klar, dass sie ihn umbringen wollten.
    Ich zielte mit der Vogelflinte auf den Rand des Handgemenges, der am weitesten von Jamie entfernt war, und drückte auf den Abzug. Das Krachen des Schusses und die erschrockenen Aufschreie schienen gleichzeitig zu ertönen, und die Szene vor meinen Augen fuhr auseinander. Der Knoten der Männer löste sich auf, mit Schrotkügelchen gepfeffert. Jamie hatte seinen Dolch nicht losgelassen; jetzt, da er etwas Platz hatte, sah ich, wie

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