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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sie zu Briannas und Rogers Blockhütte gebracht, wo sie sich außerhalb der Reichweite fliegender Geschosse befanden. Nun planten Brown und seine Lakaien wohl, was sie als Nächstes tun sollten.
    »Was meinst du, was sie getan hätten, wenn ich mich einverstanden erklärt hätte, mit ihnen zu gehen?« Immerhin konnte ich mein Herz wieder spüren. Es raste zwar, doch ich konnte atmen, und langsam kehrte das Gefühl in meine Gliedmaßen zurück.
    »Ich hätte dich niemals gehen lassen«, erwiderte er kurz.
    »Und das weiß Richard Brown wahrscheinlich auch«, sagte ich. Er nickte; er hatte gerade etwas Ähnliches gedacht. Brown hatte niemals vorgehabt, mich tatsächlich festzunehmen, sondern nur, einen Zusammenstoß zu provozieren, bei dem man uns beide umbringen konnte, und zwar unter Umständen, die hinreichend dubios waren, dass es nicht zu einer Vergeltungsaktion durch Jamies Pächter kam.
    »Mrs. Bug ist fort, oder?«, fragte er.
    »Ja. Wenn sie sie nicht im Freien erwischt haben.« Ich kniff die Augen zum Schutz vor der Nachmittagssonne zusammen und suchte die Gruppe unter den Kastanien nach einer kurzen, breiten Gestalt in Röcken ab, doch ich sah nur Männer.
    Jamie nickte erneut und zischte leise durch die Backenzähne, während er den Gewehrlauf langsam in einem Bogen schwenkte, der den ganzen Hof überspannte.
    »Wir werden ja sehen«, war alles, was er sagte. »Komm ein kleines bisschen näher, Mann«, murmelte er, als sich einer der Männer vorsichtig über den Hof in Richtung des Hauses in Bewegung setzte. »Ein Schuss, mehr will
ich ja gar nicht. Hier, Sassenach, nimm das.« Er drückte mir die Vogelflinte in die Hände und wählte seine Lieblingspistole, ein Modell aus den Highlands mit langem Lauf und einem geschwungenen Kolben.
    Der Mann – wie ich sah, war es Richard Brown – blieb in einiger Entfernung stehen, zog ein Taschentuch aus seinem Hosenbund und schwenkte es langsam über seinem Kopf. Jamie prustete los, ließ ihn aber näher kommen.
    »Fraser!«, rief er und blieb in etwa vierzig Metern Entfernung stehen. »Fraser! Hört Ihr mich?«
    Jamie zielte sorgsam und feuerte. Die Kugel traf ein Stückchen vor Browns Füßen auf den Boden, und Brown sprang in die Luft, als hätte ihn eine Biene gestochen.
    »Was ist denn mit Euch los?«, rief er entrüstet. »Habt Ihr noch nie von einer Parlamentärflagge gehört, Ihr schottischer Pferdedieb?«
    »Wenn ich Euch tot sehen wollte, Brown, würdet Ihr jetzt schon kalt!«, rief Jamie zurück. »Sagt, was Ihr zu sagen habt.« Es war klar, was seine Absicht war; er wollte ihnen Respekt davor einflößen, sich dem Haus noch weiter zu nähern; es war unmöglich, auf vierzig Meter mit einer Pistole zu treffen, und auch mit einer Muskete war es nicht einfach.
    »Ihr wisst, was ich will«, rief Brown. Er zog seinen Hut ab und wischte sich Schweiß und Schmutz aus dem Gesicht. »Ich will Eure gottverdammte, mordende Hexe.«
    Die Antwort darauf war eine weitere, sorgsam gezielte Pistolenkugel. Brown tat erneut einen Hüpfer, aber nicht mehr so hoch.
    »Hört mir zu«, sagte er mit einem versöhnlichen Unterton in der Stimme. »Wir werden ihr nichts tun. Wir haben vor, sie in Hillsboro vor Gericht zu bringen. Ein fairer Prozess. Das ist alles.«
    Jamie reichte mir die zweite Pistole zum Nachladen, ergriff eine andere und feuerte.
    Eins musste man Brown lassen – hartnäckig war er, dachte ich. Natürlich dämmerte ihm inzwischen, dass Jamie ihn entweder nicht ernsthaft treffen konnte oder es nicht wollte, und er blieb stur auf der Stelle stehen und ließ noch zwei weitere Schüsse über sich ergehen, während er uns zurief, dass sie uns beide nach Hillsboro bringen wollten, und bei Gott, wenn ich unschuldig war, musste ein Prozess doch in Jamies Interesse sein, oder nicht?
    Es war heiß hier oben, und der Schweiß rann mir zwischen den Brüsten hindurch. Ich tupfte ihn mit dem Stoff meines Hemdes ab.
    Als er keine Antwort bekam außer jaulenden Pistolenkugeln, warf Brown die Arme hoch, die übertriebene Pantomime eines vernünftigen Mannes, der über jedes erträgliche Maß hinaus gereizt worden ist, und stapfte zu seinen Männern unter den Kastanien zurück. Es hatte sich nichts geändert, doch das Atmen fiel mir ein wenig leichter, als ich nur noch seinen schmalen Rücken sah.
    Jamie hockte nach wie vor am Fenster und hielt die Pistole bereit, doch
als er Brown zurückgehen sah, entspannte er sich ein wenig, hockte sich auf die Fersen und seufzte.
    »Haben

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