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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Alarmiert über sein Aussehen, stellte Fergus Joanie auf den Boden. »Setzt Euch, Milord. Lauf, chérie , und hol das Riechsalz.«
    Jamie winkte wortlos mit der Hand, um anzuzeigen, dass ihm nichts fehlte, und endlich fand er die Sprache wieder.
    »Sie ist im Gouverneurspalast«, sagte er. »Dem Himmel sei Dank, sie ist in Sicherheit.«
    Ihm fiel ein Hocker ins Auge, der unter das Regal geschoben war, und er zog ihn hervor und setzte sich darauf. Er spürte, wie ihm die Erschöpfung durch die zitternden Beinmuskeln pulste und ignorierte das Durcheinander der Fragen und Erklärungen, wie Joanie den unter der Tür hindurchgeschobenen Zettel gefunden hatte – anonyme Beiträge für die Zeitung trafen oft auf diese Weise ein, und die Kinder wussten, dass sie ihren Vater darauf aufmerksam machen mussten …
    Fergus las den Brief, und seine dunklen Augen nahmen jenen Ausdruck gebannten Interesses an, den er stets an den Tag legte, wenn er darüber nachdachte, wie er etwas Schwieriges und Kostbares entwenden konnte.
    »Nun, das ist gut«, sagte er. »Dann gehen wir sie holen. Aber ich glaube, erst müsst Ihr etwas essen, Milord.«
    Er hätte am liebsten abgelehnt; gesagt, dass er keine Sekunde zu verlieren hatte, dass er sowieso nichts essen konnte; sein Magen war so verkrampft, dass es schmerzte.

    Doch Marsali scheuchte die Mädchen bereits zurück in die Küche und rief irgendetwas von heißem Kaffee und Brot, und Ian folgte ihr, Henri-Christian immer noch liebevoll um die Ohren gewickelt, während ihm Germain japsend an den Fersen klebte. Und er wusste, dass er, falls es zum Kampf kam, nichts mehr hatte, womit er kämpfen konnte. Dann drangen das köstliche Brutzeln und der Duft in Butter gebratener Eier zu ihm, und er war auf den Beinen und bewegte sich zur Rückseite des Hauses wie ein Stück Eisen, das von einem Magneten angezogen wird.
    Während ihrer hastigen Mahlzeit wurden verschiedene Pläne vorgeschlagen und verworfen. Schließlich akzeptierte er widerstrebend Fergus’ Vorschlag, dass entweder Fergus oder Ian sich offen zum Palast begeben und darum bitten sollten, Claire sehen zu dürfen. Er sollte sagen, er sei ein Verwandter und wolle sich vergewissern, dass es ihr gut gehe.
    »Sie haben schließlich keinen Grund zu leugnen, dass sie dort ist«, sagte Fergus achselzuckend. »Wenn wir sie sehen können, umso besser, doch selbst wenn nicht, werden wir erfahren, ob sie noch dort ist und wo im Palast sie sich möglicherweise aufhält.«
    Es war nicht zu übersehen, dass Fergus diesen Gang gern übernommen hätte, doch er gab nach, als Ian ihn darauf hinwies, dass Fergus in New Bern gut bekannt war und man argwöhnen könnte, dass er nur auf der Jagd nach einem Skandal für seine Zeitung war.
    »Denn es schmerzt mich zu sagen, Milord«, sagte Fergus entschuldigend, »dass die Angelegenheit – das Verbrechen – hier bereits bekannt ist. Es gibt Flugblätter – der übliche Unsinn. L’Oignon war natürlich gezwungen, diesbezüglich etwas zu drucken, um das Gesicht zu wahren. Wir haben es selbstverständlich zurückhaltend getan und nur die nackten Fakten erwähnt.« Sein breiter, agiler Mund presste sich kurz zusammen, um die nüchtern-knappe Natur seines Artikels zu verdeutlichen, und Jamie lächelte schwach.
    »Aye, ich verstehe«, sagte er. Er stieß sich vom Tisch ab, erfreut, wieder einigermaßen bei Kräften zu sein, nachdem ihm das Essen, der Kaffee und das Wissen um Claires Aufenthaltsort neuen Mut geschenkt hatten. »Nun denn, Ian, kämm dir die Haare. Wir wollen doch nicht, dass dich der Gouverneur für einen Wilden hält.«
     
    Jamie bestand darauf, Ian zu begleiten, obwohl die Gefahr bestand, dass man ihn erkannte.
    »Du wirst aber doch keine Dummheiten machen, Onkel Jamie?«
    »Wann habe ich denn deines Wissens das letzte Mal eine Dummheit gemacht?«
    Ian warf ihm einen ironischen Blick zu, hielt eine Hand hoch und begann die Finger nacheinander umzuklappen.
    »Oh, lass mich überlegen… Simms, der Drucker? Forbes zu teeren? Roger
Mac hat mir erzählt, was du in Mecklenburg getan hast. Und dann war da noch -«
    »Du hättest sie den armen Fogarty umbringen lassen?«, erkundigte sich Jamie. »Und wo wir gerade von Dummheiten sprechen, wer musste sich denn in den Hintern stechen lassen, weil er sich im Sündenpfuhl gewälzt hat mit -«
    »Was ich meine, ist Folgendes«, unterbrach Ian ihn streng. »Du wirst nicht in den Gouverneurspalast spazieren und versuchen, sie gewaltsam herauszuholen, ganz

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