Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
gefühlt?«
    »Genau, Sir.« Bobby sah ihn dankbar an. »Früher waren dort nur Seine Lordschaft und ich und Manoke, der Koch. Manchmal hatten wir einen Gast, der zum Abendessen kam oder ein paar Tage geblieben ist, aber es war alles ganz… einfach. Wenn ich für Seine Lordschaft Nachrichten überbracht oder Besorgungen erledigt habe, haben mich die Leute angestarrt, aber nur beim ersten oder zweiten Mal – danach waren sie daran gewöhnt -«, er fasste sich noch einmal ins Gesicht, »- und es war kein Problem. Aber jetzt…« Er verstummte unglücklich und überließ es Roger, sich die wahrscheinlichen Reaktionen der geschniegelten und gebügelten britischen Offiziere auszumalen – die wohl ihre Missbilligung dieses Schandflecks entweder offen zum Ausdruck gebracht hatten – oder durch peinliche Höflichkeit.
    »Seine Lordschaft hat das Problem erkannt; so etwas kann er gut. Und er hat gesagt, dass ich ihm fehlen würde, doch wenn ich mein Glück anderswo suchen wollte, würde er mir zehn Pfund und seine besten Wünsche mit auf den Weg geben.«
    Roger pfiff respektvoll. Zehn Pfund waren ein respektables Sümmchen. Kein Vermögen, aber absolut genug für einen Neuanfang.
    »Sehr schön«, sagte er. »Wusste er, dass Ihr hierher kommen wolltet?«
    Bobby schüttelte den Kopf.
    »Ich war mir ja selbst nicht sicher«, gab er zu. »Früher wäre ich es gewesen -« Er brach abrupt ab und warf einen Blick auf Malvas Grab, dann räusperte er sich und wandte sich erneut an Roger.
    »Ich dachte, ich rede am besten mit Mr. Fraser, bevor ich eine Entscheidung treffe. Es könnte ja sein, dass es hier auch nichts mehr für mich gibt.« Es war als Aussage formuliert, doch die Frage war unüberhörbar. Jeder in Fraser’s Ridge kannte und akzeptierte Bobby; das war nicht das Problem. Doch jetzt, da Lizzie verheiratet war und Malva fort … Bobby suchte eine Frau.

    »Oh … ich glaube, Ihr werdet willkommen sein«, sagte Roger mit einem nachdenklichen Blick auf Aidan, der kopfunter an den Knien von einem Ast baumelte, während ihn Jemmy mit Kiefernzapfen bewarf. Ihn durchfuhr ein höchst merkwürdiges Gefühl – irgendwo zwischen Dankbarkeit und Eifersucht, doch Letztere verdrängte er entschlossen.
    »Aidan!«, rief er. »Jem! Zeit zu gehen!« Dann wandte er sich ganz beiläufig wieder an Bobby und sagte: »Ich glaube, Ihr habt Aidans Mutter noch nicht kennen gelernt, Amy McCallum – eine junge Witwe, aye? Mit einem Haus und etwas Land. Sie arbeitet im Haupthaus, wenn Ihr mit zum Essen kommt …«
     
    »Manchmal denke ich darüber nach«, gab Jamie zu. »Frage mich, verstehst du? Was, wenn ich es könnte? Wie würde es sein?«
    Er sah Brianna an, lächelnd, aber etwas hilflos, und zuckte mit den Achseln.
    »Was meinst du, Brianna? Was könnte ich dort tun? Wie würde es sein?«
    »Nun, es -«, begann sie und hielt inne, während sie versuchte, ihn sich in dieser Welt vorzustellen – hinter dem Steuer eines Autos? Mit Anzug und Krawatte im Büro? Diese Vorstellung war so absurd, dass sie lachte. Oder mit Jem und Roger im Kino in einem Godzilla-Film?
    »Was heißt Jamie rückwärts buchstabiert?«, fragte sie.
    »Eimaj, nehme ich an«, erwiderte er verblüfft. »Wieso?«
    »Ich glaube, du würdest gut zurechtkommen«, sagte sie und lächelte. »Egal. Du – nun ja, du könntest ja … Zeitungen herausgeben. Die Druckerpressen sind größer und schneller, und man braucht viel mehr Leute, um die Neuigkeiten zu sammeln, aber sonst – ich glaube nicht, dass es in dieser Zeit so viel anders ist als heute. Das kannst du doch.«
    Er nickte, und zwischen seinen dichten Augenbrauen, die den ihren so ähnlich waren, bildete sich eine Falte der Konzentration.
    »Wahrscheinlich«, sagte er ein wenig skeptisch. »Meinst du, ich könnte auch Farmer sein? Die Leute essen doch; jemand muss sie versorgen.«
    »Ja, das könntest du.« Sie sah sich um und nahm aufs Neue die vertrauten Kleinigkeiten des Hofes wahr; die Hühner, die friedlich im Dreck scharrten, die weichen, verwitterten Bretter des Stalls, den Erdhügel am Fundament des Hauses, wo sich die weiße Sau ihre Höhle gegraben hatte. »Es gibt auch dort noch Menschen, die ihre Farmen genauso betreiben wie heute; kleine Höfe in den Bergen. Es ist ein hartes Leben -« Sie sah ihn lächeln und lachte auf. »Gut, es ist nicht härter, als es heute ist – aber in den Städten ist es sehr viel einfacher.«
    Sie hielt inne und überlegte.
    »Du bräuchtest nicht zu kämpfen«, sagte sie

Weitere Kostenlose Bücher