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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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durch das dichte Gestrüpp gefunden. Doch sie war nicht gepflegt, und an manchen Stellen waren die Sträucher abgestorben und kahl, abgebrochen und entwurzelt. Hier hatte Bodicote – denn es war seine Hecke, seine Grundstücksgrenze – die Löcher mit allem gestopft, was er im Augenblick zur Hand gehabt hatte, an manchen Stellen mit mehr, an anderen mit weniger Erfolg. Er war auf der anderen Seite und bewegte sich nun auf die nächste Lücke zu, die halbherzig mit einem Stück rostigem Wellblech blockiert war. Plötzlich war er über dem schwankenden Blech zu sehen, oder besser, seine obere Körperhälfte. Er trug wie üblich seine schmuddelige Mütze und eine dicke gefütterte Jacke zusammen mit einem karierten Schal.
    »Oh, guten Morgen, Mr. Bodicote«, begrüßte Sally ihn ohne jede Begeisterung.
    »Ich hab auf Sie gewartet«, erklärte er ohne Umschweife.
    »Gewartet, bis ich Sie in Ihrem Garten sehe. Aber Sie waren nicht oft hier draußen.«
    »Es ist nicht das richtige Wetter für Gartenarbeit.« Sally zögerte.
    »Was wollen Sie von mir? Sie hätten doch vorbeikommen können.« Er bedachte sie mit einem bauernschlauen Blick.
    »Besser nicht. Wegen ihm.« Er nickte in Richtung des Anbaus, und es war offensichtlich, dass er Liam meinte. Wahrscheinlich hatte er sogar Recht. Liam aus dem Weg zu gehen war dieser Tage das Beste, was man tun konnte. Nur sie selbst konnte nicht.
    »Ich hab etwas für Sie«, sagte der alte Mann.
    »Für mich? Was denn?« Er zerrte an dem Wellblech und zog es ein wenig beiseite.
    »Können Sie sich hier durchdrücken? Kommen Sie mit ins Haus. Es ist in der Küche.« Sie wusste nicht, was er von ihr wollte, hatte keine Vorstellung, und es war ihr im Grunde genommen auch gleichgültig. Doch wenn sie damit die Rückkehr in ihre eigene Küche und zu Liam hinauszögern konnte, dann war es fünf Minuten wert. Sally drückte sich durch die Lücke und folgte Bodicote an der Hecke entlang zu seiner Hintertür.
    »Sie sollten einen Mantel anziehen, wenn es draußen so kalt ist wie heute«, fand der alte Mann.
    »Sie holen sich ja den Tod, wenn Sie mit nichts als dem dünnen Pullover da draußen rumspazieren.« Er hatte die Ziegen an diesem Tag nach draußen gelassen, und sie wanderten in seinem Garten umher und fraßen, was sie fanden. Er hatte auch Heu für sie ausgelegt, und das große braune Tier mit den Hörnern, der Bock, das Tier, das Sally nicht besonders mochte, fraß gerade davon. Der Ziegenbock hob den Kopf und fixierte sie mit einem bösen Blick.
    »Keine Angst vor dem alten Jasper«, beruhigte Bodicote sie, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    »Er hat eine Menge Schabernack im Sinn, aber er ist nicht böse, nein, ist er nicht. Behalten Sie ihn nur im Auge. Wenn er weiß, dass Sie ihn beobachten, versucht er erst gar keinen von seinen Tricks.« Sie hatten das Ende der Hagedornhecke erreicht und kamen zu einem Streifen mit sehr unterschiedlichen Büschen. Die meisten Sträucher waren kahl, doch an einem oder zweien hafteten noch vereinzelt grüne Blätter. Hier war die Stelle, wo die Ziegen sich im Sommer durchgefressen hatten. Dort stand auch das alte Bettgestell, welches ihr Besitzer gegen das Loch gestellt hatte. Bodicote wandte sich nach links und ging quer über die Wiese in Richtung seiner Küchentür. Sally folgte ihm pflichtergeben. Sie war schon früher in seiner Küche gewesen und wusste, was sie erwartete, doch der Gestank ließ sie trotzdem würgen.
    »Ich hab Futterbrei gekocht«, erzählte Bodicote ihr überflüssigerweise.
    »So, mal sehen, wo hab ich’s denn hingestellt?«
    »Was denn – den Brei?« Glaubte er vielleicht, dass sie etwas von diesem grauenhaften Zeug mochte? Er kramte in einem Schrank. Sie wartete, während sie sich umsah. Sie bemerkte den antiken Gasherd, der so verrostet und heruntergekommen aussah, dass es wie ein Wunder erschien, dass er noch nicht explodiert war. Und den Tisch, prinzipiell ein gutes, massives Möbel, das Austin ohne Probleme würde verkaufen können. Ein Händler würde es ersteigern und aufpolieren und mit gutem Gewinn weiterverkaufen. Der Tisch war ganz bestimmt edwardianisch, wenn nicht sogar viktorianisch, doch er war verkrustet mit Schmutz, verkratzt und voller Brandflecke. Ein Bein hatte einen Unfall erlitten und war der Länge nach gerissen. Der Riss war mit einem Stück Kordel repariert worden. Der Herr allein wusste, wann diese Küche das letzte Mal renoviert worden war. Im Vergleich dazu schien Sallys Küche selbst in

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