Ein Haus geteilt durch 8
leise, »und ich bin sehr glücklich, deine Frau zu sein. Aber ich schwöre dir, daß ich es nicht geworden wäre, wenn ich vorher gewußt hätte, wie es kommen würde.«
»Um Gottes willen, Sabinchen, wie sprichst du? Was paßt dir an mir nicht? Und was hat sich zwischen uns verändert?«
»Es paßt mir nicht, daß du dich so abzappelst und hinter dem Geld herjagst, als hinge deine Seligkeit davon ab. Dein Augenlid zuckt vor Nervosität, und in den Nächten liegst du verkrampft und mit schweißnasser Stirn neben mir und sprichst im Schlaf, und du staubst die Zigarette ab, kaum daß du sie angezündet hast, und schlingst das Essen in dich hinein, ohne auch nur auf den Teller zu schauen, was du ißt.«
»Zugegeben, ich bin ein wenig nervös geworden.«
»Und wenn es noch um meinetwillen wäre. Oder für unser Kaninchen.«
»Zum Teufel«, sagte er erregt, »sei mir nicht böse, wenn mir der Gaul durchgeht. Aber für wen tue ich es sonst?«
Sabine erhob sich, ein wenig schwerfällig, denn die Haltung, mit der sie halb über ihn gebeugt neben ihm gesessen war, hatte sie angestrengt.
»Ich will es dir sagen, Werner, für wen du es tust: für deinen Vater.«
Er starrte sie verblüfft an und brach in lautes Gelächter aus: »Für wen? Das mußt du wiederholen, Sabine.«
»Du hast mich ganz genau verstanden, Werner. Und wenn du jetzt ein paar Tage Zeit hast, nachzudenken, dann wirst du schon dahinterkommen, daß ich recht habe. Falls du es nicht schon längst weißt - und nur vor dir selber nicht zugeben willst.«
»Aber Sabine«, rief er beschwörend, »das ist doch heller Wahnsinn. Wie kommst du bloß auf diesen Einfall?«
Sie sah ihn unter dem dichten Vorhang ihrer dunklen Wimpern mit einem langen Blick an, aber ihre Antwort wurde durch das Läuten der Glocke an der Wohnungstür übertönt. Er schüttelte heftig den Kopf und bewegte abwehrend beide Hände, aber Sabine ging und öffnete. Es war Herr Holldorf, der fragte, ob er Werner einmal kurz sprechen dürfe.
»Kommen Sie rein, wenn meine Badehose Sie nicht stört«, rief Werner, nachdem ihm schon nichts anderes übrigblieb.
»Donnerschlag«, stellte Holldorf fest, »hier ist es wirklich wie im Backofen. Na ja, dafür kriegen wir im Winter die Bude nicht warm, wenn der Ostwind auf den Fenstern liegt.«
Er nahm den angebotenen Stuhl und zog an seinen Fingern, daß sie Gelenke knackten.
»Nun, Herr Holldorf, was führt Sie her?«
»Sie wissen wahrscheinlich, daß ich noch immer daheim herumsitze.«
Werner und Sabine nickten bedauernd.
»... und es wird mir allmählich zu dumm, immer nur die Daumen zu drehen.«
»Ja, das kann ich verstehen. Ich weiß nur nicht, wie ich Ihnen helfen soll.«
»Sie haben doch ein Motorrad, Herr Fröhlich.«
»Motorrad ist leicht übertrieben. Es ist ein alter Schleifer, der inzwischen wahrscheinlich völlig auseinandergefallen ist.«
»Könnten Sie es mir einmal leihen?«
»Ich fürchte, daß die Batterie keinen Funken Strom mehr hergibt«, sagte Werner zögernd.
»Es war ja auch nur ‘ne Frage.« Aber man sah Herrn Holldorf die Enttäuschung, auf eine halbe Ablehnung zu stoßen, sehr deutlich an.
»Also hören Sie zu«, sagte Werner, der sich der Säge entsann, die Holldorf ihm beim Einzug in die Wohnung geliehen hatte, »ich habe die nächste Woche frei. Wenn Sie die Karre unbedingt brauchen, dann baue ich am Montag die Batterie aus und lasse sie aufladen. Dann können Sie die Maschine am Dienstag haben.«
»Schönen Dank auch, Herr Fröhlich. Und klar, daß ich das Aufladen zahle.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage, werter Herr. Wartung und Instandhaltung gehen zu Lasten des Besitzers. Und lassen Sie die Luft nachprüfen, hinten und vorn eins Komma fünf Atü.«
Herr Holldorf wollte sich erheben, aber dann sank er doch noch einmal auf den Stuhl zurück: »Sie haben jetzt acht Tage Urlaub?«
»Ja, so kann man’s auch nennen.« Er sah Holldorf fragend an.
»Wissen Sie, Herr Fröhlich, ich habe da etwas vor. Eine Sache, über die ich nicht reden möchte, bevor ich nicht weiß, ob sie klappt. Aber man könnte sich damit einen schönen Nebenverdienst schaffen.«
»Na, dann mal ran an die Buletten!« meinte Werner ermunternd.
Holldorf sah ihn zögernd an und knackte wieder einmal an seinen Fingergelenken. »Sie hätten keine Lust, mitzumachen, wie?«
»Entschuldgen Sie schon, aber ich habe ja keine Ahnung, worum es überhaupt geht. Oder ist das ein Geheimnis?«
»Das eigentlich nicht. Nur ich rede nicht gern
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