Ein heißes Wiedersehen
bist gefeuert.”
Tony schlug nach Nick, verfehlte ihn jedoch, da Nick geschickt zur Seite auswich. Gleichzeitig packte er Tonys Arm und drehte ihn auf den Rücken.
Tony versuchte sich zu befreien. “Lass mich los, du …”
“Erst wenn du dich beruhigst”, entgegnete Nick in bestimmtem Ton. Tony versuchte weiter, sich zu befreien, und Nicks Finger verstärkte seinen Griff. “Ich will dir nicht weh tun, Tony. Also beruhig dich.”
Endlich gab Tony seinen Widerstand auf. Als Nick sicher war, dass der Cowboy nicht wieder handgreiflich werden würde, ließ er ihn los.
Tony machte ein paar Schritte auf die Tür zu und hielt sich den Arm. “Hör mal, die ganze Sache tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen.” Er öffnete die Tür und ging hinaus, als sei damit alles erledigt.
Nick und Danny folgten ihm nach draußen. “Nicht so eilig!”, rief Nick ihm nach. “Das ändert nichts an der Situation. Du bist deinen Job los. Pack deine Sachen, und verlass das Gelände.”
Tony wirkte verblüfft. “Was soll das heißen? Ich hab’ dir doch gesagt, es kommt nicht wieder vor.”
Nick war mit seiner Geduld am Ende. Er hatte sich bereits darüber geärgert, dass Danny das Problem nicht allein lösen wollte. Und jetzt machte ihm Tony auch noch das Leben schwer, obwohl die Lage klar war.
Seine Miene verfinsterte sich. “Beim ersten Mal wurdest du mündlich verwarnt, damit niemand etwas davon erfährt. Damals hast du dich entschuldigt und gesagt, es würde nie wieder vorkommen. Zwei Monate später wurdest du beim Trinken während der Arbeit erwischt und schriftlich verwarnt. Dabei hast du per Unterschrift bestätigt, davon in Kenntnis gesetzt worden zu sein, dass dir beim nächsten Zwischenfall die fristlose Kündigung droht. Du hast dich wieder entschuldigt und versprochen, dass es nie wieder vorkommt. Nun, das war vor knapp drei Wochen, oder? Ich denke, da gibt es nichts mehr zu diskutieren.”
“Ach nein?” Tony erhob die Stimme. “Na dann hör mir mal zu. Ich werde mir nämlich einen Anwalt nehmen und …”
“Nein! Jetzt hörst du mir zu!”, unterbrach Nick ihn zornig. “Hier geht es nicht um eine Meinungsverschiedenheit zwischen dir und mir. Als Besitzer der Via Verde Ranch sind wir für die Sicherheit unserer Gäste verantwortlich. Sie kommen hierher, um eine gute Zeit zu verbringen. Manche sind erfahrene Reiter, manche sind noch nie aus der Stadt herausgekommen. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ihnen nichts passiert. Daher habe ich keinen Platz für jemanden, der diese Verantwortung nicht ernst nimmt. Ich kann mich nicht mehr darauf verlassen, dass du die Sattelgurte mit der nötigen Sorgfalt überprüfst und die Gäste zuverlässig beaufsichtigt werden.”
Er wirbelte herum und rief seinem Bruder zu: “Danny, bleib hier und hilf Tony beim Packen seiner Sachen!” Es war ganz offensichtlich, dass Nick Tony nicht allein lassen wollte. “Mom wird ihm seinen letzten Gehaltsscheck ausstellen.” Nick warf Tony noch einmal einen Blick zu und ging Richtung Büro davon.
Nicks Worte erreichten nicht nur Tonys und Dannys Ohren. Lexi war auf dem Rückweg zu ihrer Hütte gewesen, als sie die drei Männer streitend aus der Sattelkammer kommen sah. Sie hatte keine Ahnung, worum es ging oder weshalb Danny seinen Bruder hinzugezogen hatte. Doch Nicks Zorn war unverkennbar. Sie blieb stehen, um zu lauschen, und schaute sich schuldbewusst um, ob jemand sie beobachtete.
Nicks Worte waren interessanter als seine Wut. Er redete davon, wie wichtig Verantwortungsbewusstsein war. Das berührte ihr Herz ebenso wie ihren Gerechtigkeitssinn, und es verstärkte ihre Gefühle für ihn noch. Jemand, der in seinem Beruf so viel Wert auf Verantwortungsbewusstsein legte, konnte im Privatleben einfach nicht gewissenlos sein, oder?
Doch Lexi hatte ihre eigene Verantwortung – ihrem Neffen Jimmy und dem Andenken Marnies gegenüber. Dummerweise stand diese Verantwortung im Konflikt zu ihren Gefühlen. Was für ein Dilemma! Inzwischen war sie sich immer weniger darüber im Klaren, was sie tun sollte. Vielleicht sollte sie ihr ganzes Vorhaben noch einmal überdenken?
Bei ihrem Aufenthalt auf der Ranch ging es nicht darum, Nick Clayton etwas vorzuwerfen oder ihre Schwester zu rächen. Es ging darum, was das Beste für Jimmy war. Und wenn das beinhaltete, Nick Clayton dazu zu bringen, Unterhalt für seinen Sohn zu zahlen, dann musste es eben sein, ganz gleich, was sie inzwischen für Nick empfand. Wenn sich aber
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