Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
Vom Netzwerk:
Frischkäse aus, was für mich nach einer ziemlich widerlichen Kombination klang. Andererseits rühre ich mir Erdnussbutter mit Stückchen in mein Müsli, zugegeben. Er ließ sich von mir beiseiteschieben, damit ich mit meinem Haufen kanadischem Kleingeld bezahlen konnte. Hier weiß man, dass sich Menschen nur |139| unter Zwang verändern. Die Ein-Dollar-Münzen konnten sich in den Staaten nicht durchsetzen, weil die Ein-Dollar-Scheine nicht gleichzeitig aus dem Verkehr gezogen wurden.
    »Erzähl mir alles«, sagte Simon, als wir uns gesetzt hatten.
    Ich berichtete der Reihe nach, und er unterbrach mich kein einziges Mal. Danach fragte er: »Und du hast auf der anderen Fähre niemanden gesehen?«
    Ich schloss die Augen und versetzte mich wieder auf das Deck, spürte das Boot unter mir und sah den kleinen Körper ins Wasser fallen. Ich zitterte beinahe und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur noch, wie er gefallen ist. Das ist alles.«
    Simon hatte die Augen zusammengekniffen, sein Polizistengehirn arbeitete auf Hochtouren. Er ist ebenso analytisch veranlagt wie ich, kann seine Gedanken aber besser strukturieren. Er aß seinen Bagel auf und faltete das Einwickelpapier fein säuberlich zusammen.
    »Die Polizei in Ottawa hat die Sache übernommen?«
    Ich nickte. »Offiziell ist die Polizei in Montreal dafür zuständig, aber sie haben die Ermittlungen weitgehend an Ottawa abgegeben. Hätte der Verdacht bestanden, dass das Kind außer Landes gebracht wurde, hätten sie auch die RCMP hinzuziehen können. Haben sie aber nicht getan.«
    »Glauben sie, dass Paul in Burlington gefangen gehalten wurde?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, das wissen sie nicht. Er sagt, das Fernsehprogramm sei meistens in Englisch gewesen, aber das hat nicht viel zu sagen.«
    Simon deutete auf die Speisekarte, und ich folgte seinem Blick. »Zweisprachig.«
    Ich brauchte einen Moment, bis ich verstanden hatte. Das Essen von McDonald’s, das Paul bekommen hatte. Ich sprach Simons Gedanken laut aus. »Falls er in Kanada gefangen gehalten wurde, müsste die Schachtel englisch und französisch beschriftet gewesen sein.«
    |140| Er nickte. Ich hatte nicht daran gedacht, Paul danach zu fragen, die Polizei sicher schon.
    »Meinst du, sie haben irgendwelche Spuren?«
    »Ich glaube nicht. Sie haben angedeutet, ich könnte in die Sache verwickelt sein, doch nachdem sie mit Paul gesprochen hatten, war das wohl erledigt.«
    »Dumond steht ganz sicher auf ihrer Liste – als Erstes verdächtigen sie immer den Ehepartner. Viele Leute versuchen, den Partner oder Ex-Partner loszuwerden und manchmal auch die Kinder.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich war dabei, als Philippe Paul in Saranac Lake wiedergesehen hat. Solche Gefühle kann man nicht vortäuschen.«
    »Dass er seinen Sohn liebt, heißt noch lange nicht, dass er seine Frau nicht hat entführen lassen. Vielleicht sollten die Kidnapper den Jungen gar nicht mitnehmen. Vielleicht sollte die Frau nicht sterben. Möglicherweise hat er die Entführung arrangiert oder vorgetäuscht, und die Sache ist schiefgelaufen.«
    Ich muss entsetzt ausgesehen haben, denn Simon sprach nun etwas sanfter. »Ich will nicht behaupten, dass es wirklich so gewesen ist, aber es ist denkbar. Spricht Dumond über seine Frau?«
    »Kaum«, musste ich zugeben. »Nur das Nötigste.« Ich erwähnte nicht, dass es im ganzen Haus praktisch keine Spuren von ihr gab; das würde er bald mit eigenen Augen sehen.
    »Und die Leiche wurde nie gefunden?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Andere Verwandte? Eine Freundin?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Was ist mit dem Kindermädchen?«
    »Elise? Sie ist wie Mary Poppins, nur älter, und Frankokanadierin. Sie vergöttert Paul und würde ihn niemals in Gefahr bringen.«
    |141| »Und sie haben es geschafft, alles aus den Nachrichten rauszuhalten?«
    »Ja.«
    Simon trommelte mit den Fingern auf den Tisch und dachte laut. »Die Entführer haben sich der Mutter sofort entledigt, weil es schwieriger gewesen wäre, sie gefangen zu halten. Vermutlich wollten sie sie von Anfang an töten. Sie haben das Kind behalten, damit sie Lebenszeichen von ihm schicken und Lösegeld verlangen konnten, bis Dumond nicht mehr bezahlte.«
    »Das hätte ja nicht ewig so weitergehen können.« Ich fühlte mich in der Defensive. »Er hat irgendwann nicht mehr daran geglaubt, dass er Paul wiederbekommen würde.«
    »Natürlich hätte er nicht ewig bezahlt, das wussten sie auch. Sie wollten nur so viel Geld wie

Weitere Kostenlose Bücher