Ein Herzschlag danach
schaute mich an, als wäre ich taub. Erst jetzt wurde mir klar, dass er mich schon zweimal gefragt hatte.
Was ich wollte? Verdammt gute Frage. Sehnsüchtig schaute ich zu Alex hinüber, bis ich endlich kapierte, dass Jack mich gefragt hatte, was ich trinken wollte.
»Äh, eine Cola, bitte.«
Jack kämpfte sich durch die Menge zur Bar vor. Jonas hatte den zarten Hinweis verstanden und sich wieder zu seinen Teamkameraden gesellt.
»Er ist einfach super, stimmt’s?«
Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Sara nickte in Richtung Bar, wo Jack inzwischen angekommen war.
Ich betrachtete Jacks Hinterkopf. »Kann schon sein«, sagte ich, »aber als älterer Bruder nervt er mich gewaltig.«
Sara lachte hell auf. »Ich meine doch nicht Jack!« Sie nickte noch einmal in die Richtung und jetzt folgte ich ihrem Blick genauer … bis zu Alex.
»Oh.« Ich überlegte hektisch, was ich sagen sollte.
»Also, erzähl. Wie lange bist du schon in ihn verliebt?«
Die Frage haute mich fast aus den High Heels. »Ich bin nicht … äh …« Meine Lippen weigerten sich, den Rest der Lüge auszusprechen. Ich holte tief Luft. »Mein ganzes Leben lang.«
Sie lächelte.
»Ist es denn so offensichtlich?« Ich spürte, dass sich das blanke Entsetzen in meinem Gesicht spiegelte.
»Nein, überhaupt nicht. Nur für mich. Vergiss nicht, es ist mein Job, das Verhalten der Leute zu beobachten.« Sie senkte die Stimme. »Und du veränderst dich jedes Mal, sobald er in deine Nähe kommt.«
Ich schaute sie erschüttert an. »Was? Wie? Was mache ich denn?« Fing ich mit triefenden Lefzen zu hecheln an, wenn ich Alex nur zu sehen bekam?
»Ach, es ist nicht so schlimm.« Sara gab sich große Mühe, mich wieder zu beruhigen. »Nur ganz leichte Veränderungen. Du bist voll da, du strahlst von innen heraus. Wahrscheinlich merke nur ich es, weil es mir genauso geht, wenn ich in Jacks Nähe bin.«
Oh. Mein. Gott. »Weiß Jack davon?« Ich blickte zur Bar hinüber, wo mein Bruder gerade die Bestellung aufgab.
»Nein, natürlich nicht. Und ich werde es ihm auch nicht verraten, keine Angst.«
»Danke«, flüsterte ich und blickte mich um, um sicherzugehen, dass uns niemand zugehört hatte.
»Hast du schon daran gedacht, es ihm zu sagen?«
»Wem – Jack?« War Sara denn verrückt? Lieber würde ich mich foltern lassen. »Warum? Er würde doch …«
Sie unterbrach mich. »Nicht Jack. Alex.«
»Machst du Witze? NEIN . Absolut unmöglich. Niemals. Er ist überhaupt nicht interessiert an mir. Er hält mich für eine Art Schwester, das ist alles.« Das Blut pochte in meinen Wangen. »Und es wäre ja ohnehin sinnlos.«
»Sinnlos? Warum denn?« Sie klang aufrichtig interessiert.
»Äh. Na ja, Rachel.« Verdammt, musste ich ihr den Namen buchstabieren?
Ihr Lächeln verschwand. »Ah, ja. Die gibt es ja auch noch.«
Mir wurde plötzlich flau im Magen. Also hatte ich richtig vermutet.
Sara verzog das Gesicht. »Rachel fährt definitiv auf ihn ab. Das ist offensichtlich. Aber ich bin keineswegs sicher, dass er sie so sehr mag.«
»Warum sollte er sie nicht mögen?«, fragte ich leise, den Blick auf Alex’ Rücken gerichtet.
»Jede Menge Gründe.«
»Aber sie ist sehr schön.«
»Ach, komm schon, du weißt, dass das für Alex nicht reichen würde. Ja, sie ist schön …«
»Und intelligent.«
»Ja, und intelligent. Aber sie hat auch einige Züge, die nicht so … attraktiv sind.«
Ja, klar, dachte ich, sie ist eine miese Zicke und ein fieses Luder.
»Du solltest es ihm sagen.«
Ich lachte. »Du spinnst wirklich. Dann könnte ich ihm nie mehr ins Gesicht schauen.« Ich schüttelte heftig den Kopf. »Das würde unsere Freundschaft kaputt machen. Er sieht mich nicht so.«
»Er liebt dich.«
Mein Herz setzte ein paar Schläge lang aus, dann begann es zu rasen. Hatte er ihr das etwa gesagt? Dann stand es plötzlich still. Natürlich meinte sie nur diese Art Bruderliebe.
»Genau«, sagte ich und schluckte heftig. »Er liebt mich, wie ein Bruder seine Schwester liebt.«
»Aber vielleicht sieht er dich anders, wenn du ihm sagst, was du für ihn empfindest.«
»Ja, vielleicht sieht er mich dann als totale Idiotin.«
Sara verbiss sich ein Grinsen. »Wenn du es ihm nicht sagst, wirst du vielleicht den Rest deines Lebens darüber nachgrübeln, wie er wohl reagiert hätte.«
»Äh, nein, ich kann mir lebhaft vorstellen, was er sagen würde.«
»Vielleicht wäre es nicht so schlimm, wie du glaubst«, wandte sie ein.
»Doch und sogar noch
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