Ein Highlander zu Weihnachten
darauf aus.
Irgendwo auf diesen Seiten musste die Antwort stehen.
Nach drei Stunden wusste sie mehr als genug über keltische Legenden, den Aufbau von Schachtelpuzzles und Flüche, wobei das meiste davon sich anhörte wie schlechte Gedichte. Aber über den Fluch, der Sir Cameron MacLeod in ihr Leben gezaubert hatte, und wie man ihn lösen konnte, hatte sie nicht das kleinste bisschen herausgefunden.
Sie seufzte. Was sollte sie nur mit ihm anfangen, wenn sie diese ganze Geschichte nicht rückgängig machen konnte?
Erschöpft verschränkte sie die Arme auf dem Tisch und legte den Kopf darauf. Und ihr Küchenmesser … hatte er denn aus seiner Verhaftung am Vortag gar nichts gelernt? Was wäre nur passiert, wenn sie beim Betreten der Bibliothek mit einem Metalldetektor durchleuchtet worden wären? Bei dem Tempo, das er vorlegte, würde sie Brindle fest engagieren müssen. Dank Tavish verfügte sie über das Geld dazu, aber wie lange würde das bei einem Stundensatz von vierhundert Dollar reichen? Lieber verzichtete sie ganz darauf. Und am liebsten wäre es ihr, wenn Cam sich ruhig verhalten und jede Art von Schererei meiden würde.
Was würde er anfangen, wenn sie ihn gar nicht durch die Zeiten zurückschicken konnte? Er war hier so fehl am Platz. Er konnte nicht bis in alle Ewigkeit bei ihr wohnen. Und wovon sollte er leben? Dieser Tage herrschte nach Schwertkämpfern keine allzu große Nachfrage, obwohl er auch ein geschickter Handwerker war. Ihre zersplitterte Ladentür hatte er im Handumdrehen bewundernswert sauber verschlossen. Aber er war auch gewohnt, sein eigener Herr zu sein. Er war so … gebieterisch.
Allerdings besaß er ein gutes Herz und war im Umgang mit Mrs Grouse die Höflichkeit in Person gewesen.
Und was sein Verhalten ihr gegenüber betraf, so hatte er stets ihre Sicherheit im Auge behalten, sobald diese gefährdet erschien. Ihr war aufgefallen, wie er sie etwas zur Seite gelenkt hatte, als ihnen am Abend zuvor eine Gruppe wild kostümierter junger Gruftis entgegengekommen war, obwohl das eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Aber das war ihm nicht klar. Und sein muskulöser, starker Arm hatte sich um sie gelegt, als sie mit dem Taxi ins Schleudern geraten waren. Und er hatte sogar Brindle niedergestreckt, weil er meinte, er habe sie belästigt.
Armer Brindle. Sie sah den Anwalt auf ihrer Couch vor sich, wie er mit offen stehendem Mund und rot angelaufenem Gesicht ihrer Erzählung von dem nackten Cam in ihrem Schlafzimmer lauschte, und grinste. Aber als er dann ihren ganzen Teppich vollgeblutet hatte, war es gar nicht mehr lustig gewesen.
Und schließlich und endlich war MacLeod bis obenhin voller Testosteron. Sollte er wirklich einmal die Beherrschung verlieren, so würde sie ihn nicht bändigen können, und das ängstigte sie. In ihrem Leben liefen die Männer nun einmal nicht mit ständigem Imponiergehabe und bis an die Zähne bewaffnet herum, hielten Bandengangster auf Distanz und schlugen bei der geringsten Provokation ernsthaft zu. Es sei denn, sie waren Polizisten oder Drogendealer.
Aber machte sie sich nicht selbst etwas vor? Cameron Mac-Leod sah umwerfend aus und war intelligent, und jede Frau an seiner Seite konnte sich glücklich schätzen – in seiner eigenen Zeit, nicht in ihrer.
Heftige Flüche rissen sie aus ihren Gedanken – was um Himmels willen war denn nun schon wieder los?
Auf das tiefe, kehlige Zornesgebrüll folgte das Geräusch von zerschmettertem Holz.
Sie hoffte inständig, dass Cam nur versehentlich etwas umgestoßen hatte, und rannte los.
Im angrenzenden Raum war der zentnerschwere Eichentisch, an dem sie Cam zurückgelassen hatte, umgestürzt. Über den ganzen Fußboden waren Bücher verstreut, Stimmengewirr erfüllte den zuvor stillen Saal. Mehrere Bibliotheksbesucher, allesamt blass um die Nase, wiesen auf das Chaos. Die schmale, aber kompetente Bibliothekarin, die ihr und Cam bei ihrer Ankunft weitergeholfen hatte, stand mit aschfahlem Gesicht hinter ihrem Tresen und hielt einen Telefonhörer ans Ohr gepresst. Zweifellos rief sie den Sicherheitsdienst.
Claire lief zu der Frau. »Wo ist er? Der Highlander. Wohin ist er gegangen?«
Die Frau zeigte mit zittriger Hand zur Treppe und der sich dort ansammelnden Menschenmenge.
»Aus dem Weg!« Mit den Ellenbogen drängte Claire sich durch die herumstehenden Gaffer und rannte die Treppe in halsbrecherischem Tempo hinunter. Im Erdgeschoss bemerkte sie, wie sich jedermann verstohlen nach den Eingangstüren
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