Ein Highlander zu Weihnachten

sie ihn nicht verspottet hatte, und erzählte ihr alles, was er wusste, angefangen von dem Moment, in dem er in Claires Schlafkammer erwacht war. Dann erzählte Claire ihr, wie sie in den Besitz der Kiste gelangt war und wie sie die Puzzleschachtel geöffnet hatte. Als sie geendet hatten, fragte die Hexe: »Haben Sie diese Puzzleschachtel mitgebracht?«
    Claire nickte. Ihre Hände zitterten, als sie in ihre Tasche langte. »Und die Schriftrolle, die seine Mutter verfasst hat. Ich habe die Schachtel noch mehrere Male geöffnet und dieselben Worte gesprochen, aber es ist nichts weiter passiert.«
    Mrs Power lächelte. »Was hatten Sie denn erwartet? Das, was einmal darin gewesen ist, ist ja nun draußen.« Sie nickte Cam zu.
    Damit hatte die Hexe recht. Er war und blieb draußen. »Aber können Sie diesen Fluch rückgängig machen, gnädige Frau? Mich dorthin zurückschicken, woher ich gekommen bin?«
    »Darf ich die Schriftrolle und die Schachtel einmal sehen?«
    Claire händigte ihr beides aus. Mrs Power las zuerst das Schriftstück, dann untersuchte sie die kunstvollen Schnitzereien. Währenddessen summte sie leise vor sich hin, aber Cam konnte nicht unterscheiden, ob das ein Zauber oder nur ihre Gewohnheit war.
    Zu Claire gewandt sagte sie: »Würden Sie mir bitte das System zeigen, das Sie beim Öffnen benutzt haben?«
    Claire tat wie geheißen und erklärte der Hexe, welcher Logik sie dabei gefolgt war. Dies schien Mrs Power zu amüsieren, obwohl Cam nichts Lustiges daran finden konnte.
    Zu guter Letzt legte die Hexe die Schachtel und die Rolle auf den Tisch in ihrer Mitte und verschränkte ihre Hände im Schoß. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen – aber ich kann das hier nicht lösen.«
    Cam wollte es nicht glauben – weshalb konnte sie das nicht? Er sprang auf, wobei er die Katze verscheuchte, die ganz zufrieden ihre Pfoten geleckt hatte.
    Sie waren von so weit hergekommen. Sie musste ihnen einfach helfen.
    Claire legte ihm eine Hand auf den Arm. »Aber Mrs Power, es gibt doch sicher irgendeine Möglichkeit …«
    Mrs Power unterbrach sie mit einer Handbewegung. »Dieser Fluch, wie Sie ihn nennen, ist bereits gelöst worden.« Sie sah Cam an. »Ich vermute, dass Ihre Mutter bestimmt die Absicht hatte, Sie freizulassen, sobald es für Sie sicher gewesen wäre. Unglücklicherweise starb sie, ehe es soweit kommen konnte. Miss MacGregor hat es an ihrer Stelle getan. Deshalb gibt es hier für mich nichts mehr aufzulösen.«
    Cam haderte mit sich. Er hätte es wissen müssen! Kein Wunder, dass diese Hexen ihre sogenannten Mächte so öffentlich anpreisen konnten. Denn sie besaßen gar keine, und die Kirche und die Gemeindeältesten hatten nichts zu befürchten. Aber er hatte kostbare Zeit mit ihr verschwendet.
    »Lassen Sie den Kopf nicht hängen, Mr MacLeod. Das Schicksal mag Sie schwer getroffen haben. Aber es hat Sie an einen guten Platz geleitet und Ihnen fürsorgliche Freunde zur Seite gestellt.«
    »Sie ahnen nicht, wie schmerzlich diese Widersprüchlichkeit für mich ist, Mrs Power.«
    »Ich denke doch. Wenn man die größeren Zeitläufe betrachtet, ist es noch gar nicht so lange her, dass drei verschreckte Mädchen eine Lüge in die Welt setzten, die zwanzig unschuldige Seelen an den Galgen brachte … genau hier, auf genau diesem Hügel. Nicht eine einzige dieser Unschuldigen war wirklich eine Hexe, aber die Mädchen behaupteten, sie seien verhext worden.«
    Das Ticken der gedrungenen Uhr auf dem Kaminsims erfüllte minutenlang den Raum und verschwendete die Zeit wie Wasser, das aus einem undichten Gefäß tropft. Cam strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Gnädige Frau, wenn ich nicht dorthin zurückkehre, wo ich hingehöre, dann sterben nicht zwanzig, sondern Hunderte oder Tausende von Menschen.«
    Mrs Power seufzte. Ihre schönen, vielfarbigen Augen wurden feucht und grün von den Tränen, die unter ihren dichten Wimpern aufstiegen. »Es tut mir so leid, Mr MacLeod. Selbst wenn ich Sie wieder in eine Essenz … eine Seele … verwandeln und Sie in diese Schachtel bannen könnte, was wäre denn damit gewonnen? Die Schachtel ist nur eine Schachtel, die seit Generationen immer weiter vererbt worden ist. Sie besitzt kein bisschen mehr Zauberkraft als das Sprüchebuch meiner Urgroßmutter dort drüben.« Sie machte eine Handbewegung in Richtung des Bücherschranks. »Wenn ich Sie nach Schottland zurückversetzte, so würde Sie dort niemand mehr erwarten. Alle, die Sie kannten, sind wie der Zauber