Ein Highlander zu Weihnachten
bei den Townsends wie immer unweigerlich völlig danebenging, machte sie den Innenausstatter dafür verantwortlich und erzählte in der ganzen Stadt ›vertraulich‹ herum, was ihr widerfahren war. Sie brauchte nur wenige Tage, um jemandes guten Ruf zu ruinieren.
Victor schüttelte sich. Claire lächelte. Hab ich dich.
Cam griff in seine Tasche und zog etwas hervor, das aussah wie ein Führerschein. »Sieh mal, ich habe jetzt einen vorläufigen Ausweis.«
Sie warf Brindle einen fragenden Blick zu, aber der zuckte die Achseln. »Ich dachte, wenn wir schon mal gemeinsam unterwegs sind, schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Wenn er jetzt noch mal verhaftet wird, kann er sich wenigstens ausweisen.«
Claire blickte Cam ernst an. »Aber es gibt ja keine weiteren Verhaftungen mehr, nicht?«
Er zog einen Mundwinkel hoch, bis sich ein einsames Grübchen zeigte. »Ich hoffe nein. Auf jeden Fall sollten wir jetzt feiern. Darf ich uns etwas von dem Wein einschenken, den du oben im Schrank über dem Kühlschrank gebunkert hast?«
Ihr fiel die Kinnlade herunter. »Du hast in meiner Wohnung herumgestöbert?«
Völlig verdutzt nickte er. »Ja. Ich musste mich irgendwie beschäftigen, während du geschlafen hast – und wie hätte ich wohl besser gelernt, mich hier zurechtzufinden?« Mit diesen Worten verschwand er in der Küche.
Während er dort mit den Schranktüren schlug, brummte sie: »Der Mann ist unmöglich.«
Brindle nickte. »Ja, aber sehr seiner Zeit gemäß.«
Mit einem Stirnrunzeln fragte Victor: »Welche Zeit soll das denn sein? Das Zeitalter der Dinosaurier?«
Mit einem warnenden Blick in Brindles Richtung meinte Claire: »Er meint, dass Cam mehr Ähnlichkeit mit seinen Vorfahren als mit seinen Zeitgenossen hat.«
»Habe ich das nicht gerade eben gesagt? Das ist ein Bier-und-Chicken-Wings-Typ, Claire. Sogar sein Anwalt ist meiner Meinung.« Victor streckte Brindle eine Hand entgegen. »Übrigens, mein Name ist Victor Delucci, Claires Freund und bis vor Kurzem«, er warf ihr einen eisigen Blick zu, »ihr engster Vertrauter.«
Als Brindle und Victor sich die Hände gaben, kam Cam mit vier Weingläsern und einer offenen Flasche Merlot zurück. In ein Glas schenkte er eine Kleinigkeit ein und reichte es ihr. »Für dich nur ein kleines bisschen, Mädchen, bis du wieder auf den Beinen bist.« Den anderen und sich selbst goss er tüchtig ein, teilte die Gläser aus – und schlug sich dann mit der flachen Hand auf die Stirn: »Herrje, ich habe Mrs Grouse ganz vergessen!«
Er lief zur Tür hinaus. Claire stellte ihr Weinglas ab und faltete die Hände im Schoß. Ihr graute vor der Antwort, aber sie musste es wissen und fragte Brindle: »Wie ist es denn heute nun wirklich gelaufen?«
»Zu meiner großen Überraschung hat er sich wirklich gut gehalten, hat aufrichtig geantwortet und hatte das Gericht zuletzt so weit, dass sie ihm aus der Hand gefressen haben, als der Fall abgewiesen wurde.«
»Hat er Ihnen erzählt, weshalb er das Boot gestohlen hat und in das Naturschutzgebiet eingedrungen ist?« So viel hatte Brindle ihr erzählt, als sie ihn zum dritten Mal angerufen hatte. Bei der Gelegenheit hatte sie auch erfahren, dass man Cam Widerstand bei der Festnahme vorwarf. Schon wieder.
»Ja, aber das fällt unter das Vertrauensverhältnis zwischen Anwalt und Mandant.«
»Sie machen Witze.« Sie stellte schließlich die Schecks aus – dank Tavish. Sozusagen. »Er ist ein wandelnder Anachronismus mit einer kurzen Lunte, und ich vermute doch, dass der Beamte, der ihn festgenommen hat, bewaffnet war, oder? Es hätte jemand ums Leben kommen können.«
Brindle schüttelte den Kopf. »So dramatisch war der Vorfall nicht. MacLeod hat sich nur von dem Wildhüter zurückgeholt, was er für sein rechtmäßiges Eigentum hielt. Das hat den Mann zum Überkochen gebracht, und im Nu hatte er unserem Jungen Handschellen angelegt.«
Cam hatte sich also nicht wieder raushauen wollen, wie beim letzten Mal – was für seine Zukunft hierzulande das Beste hoffen ließ, für den Fall, dass die Hexe recht behalten und es für ihn keine Möglichkeit zur Heimkehr geben sollte. Um so besser für Claire, wenn auch aus keinem anderen Grund als dem, dass sie ihn nicht alle naselang aus der Haft auslösen musste. »Glauben Sie, dass die Verhandlung im März auch so
glatt verlaufen wird?«
»Das können wir nur hoffen.«
Ehe sie ihn nach seiner Strategie fragen konnte, kam Cam zurück und sagte: »Mrs Grouse kommt auch
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