Ein Hippie-Traum
the Dog« und zahllose andere Nummern in dem Stil. Die halbe Musikszene von dort kam und wollte uns hören, und auch DJ Ray Dee war neugierig auf uns. Ray machte später mit uns Aufnahmen in den Studios des Radiosenders CJLX und besorgte uns Gigs in der Gegend. Er war den Squires in Fort William mit seiner Führung und seinem Rat eine große Hilfe.
Wir freundeten uns mit vielen aus der dortigen Musikszene an, und sie hockten oft mit uns zusammen. Danny Hortichuk von den Bonnevilles war bloß einer von ihnen, und ich habe ihn echt als klasse Typ in Erinnerung. Genau wie ich erhofft hatte, brachte es uns einen Riesenvorteil, dass wir von außerhalb kamen. Es ist einfach Gold wert, wenn man weder irgendwelchen Erwartungen entsprechen noch Vorurteile widerlegen muss. Meine Vergangenheit nimmt in meinem heutigen Leben einen großen Raum ein. Jeder stellt irgendeine Erwartung an mich, etwas Bestimmtes zu tun. Irgendwann kommt man an einen Punkt, da behindert das. Erwartungen können einem das Licht verstellen, einen Schatten auf die Zukunft werfen, weil sie es schwer machen, der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen. Wenn ich fliegen will, muss ich diese Freiheit wiederfinden.
Im Flamingo Club spielten wir unterdessen jeden Abend »Farmer John« und brachten den Laden damit zum Kochen. Nachts und morgens Songs schreiben und am Abend im Club ein paar Sets spielen – ich lebte genau das Leben, das ich liebte, und jeder Tag war eine neue Chance. Wir hatten großen Erfolg und wurden wieder engagiert, diesmal für 350 Dollar pro Woche. Ich wachte jedenMorgen auf und war völlig frei. Keine Erwartungen lasteten auf mir, keine Geschichte band mich an die Vergangenheit.
Nachts beschäftigte mich noch was anderes. Ich sah die Gebrauchtwagen-Annoncen in der Zeitung durch. Zuvor in Winnipeg hatte ich mal eine Weile in einem 1959er Cadillac-Cabrio gesessen, der dem Dad meiner Schulfreunde Brian und Barry Blick gehörte. Er pendelte in diesem großen Caddy zwischen Winnipeg und Pembina, North Dakota, wo er einen Fernsehsender besaß. Der Wagen war rot, mit ebenfalls roter Lederausstattung. Er beeindruckte mich ungeheuer, und so saß ich im YMCA von Fort William und überlegte mir, wie lange wir noch im Flamingo Club auftreten mussten, bis ich das Geld für so einen zusammenhatte. Ich sah alle Annoncen durch, suchte nach ähnlichen Modellen und verglich die Preise. Ich besitze heute tatsächlich so einen, aber in lauter Einzelteilen, weil der Typ, der ihn instand setzen sollte, es aus verschiedenen Gründen nicht geschafft hat, ihn wieder zusammenzubauen. Vielleicht lasse ich das noch nachholen, allein schon, um die Sache abzuschließen. Dieses Auto ist heute ein Vermögen wert, weit mehr, als es kosten würde, es wieder herzurichten. Er würde sich in Feelgood’s gut machen.
Eigentlich lief der Wagen tadellos, und es ist ärgerlich, dass ich ihn zur Überholung auseinandernehmen ließ. Man lernt nie aus. David Briggs nannte ihn immer »Nanu, den liebeskranken Elch«. Er hatte eine interessante Eigenheit: Die Scheibenwaschanlage hatte so viel Druck, dass das Wasser bis weit über die Windschutzscheibe hinausspritzte.
Dazu eine Erinnerung: Als wir in Nanu mal mit offenem Verdeck an eine Tankstelle fuhren, stand direkt neben uns ein Wagen voller Sahneschnitten, die gerade tankten und einfach nur klasse aussahen. Sie waren ein echter Augenschmaus und machten den Eindruck, als wären sie für einen Spaß zu haben. »Hi«, sagte Briggs zu den Mädels, und dann – er wusste genau, was passieren würde – drückte er den Knopf für die Scheibenwaschanlage. Das Wasser spritzte aus den Düsen über den gesamten Innenraum hinweg,ohne hineinzutropfen, und plätscherte zweieinhalb Meter hinter uns auf den Kofferraumdeckel – eine eindrucksvolle Zurschaustellung männlicher Potenz! David saß da, als wäre nichts gewesen. Ich hab mich halb totgelacht. Wir hatten wirklich eine Menge Spaß zusammen, David und ich. Und solche Schoten brachte er dauernd! Und auch jetzt gerade lache ich mich wieder schief, wenn ich daran denke, was wir alles zusammen angestellt haben. So unbeschwert. Das waren Nanus beste Zeiten. Ich muss diesen Wagen unbedingt wieder flottkriegen. Wie wunderbar das wäre! Es würde mich unheimlich glücklich machen.
Ein anderes Mal, in Malibu, fuhren wir in Nanu auf dem Pacific Coast Highway. Wir hatten ein Gramm Koks dabei, und auf dem Rücksitz saß Art Linson, Manager und Freund von David und Nils Lofgren. David und
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