Ein Hippie-Traum
In seiner Show ging es um nichts anderes als Musik, und das war cool, absolut echt.
In Nashville traf ich Elliot Mazer, den Plattenproduzenten, und wir gingen zusammen ins Studio, um uns an Studioversionen meiner neuen Songs zu versuchen. Tim Drummond war auch da, und er stellte eine großartige Band zusammen, mit Kenny Buttrey, John Harris, Ben Keith und einem weiteren Gitarristen, der ein paar klasse Sachen beitrug, zum Beispiel die Harmonien von »Heart of Gold«. Die Band hatte einen großartigen Sound. James und Linda kamen dazu und steuerten ein paar Gesangsspuren bei; James spielt auf »Old Man« sogar Banjo. Diese Session gab eine solide Grundlage für Harvest ab. Ein paar Wochen später war ich in London und nahm dort »A Man Needs a Maid« und »There’s a World« mit dem London Symphony Orchestra auf, arrangiert und produziert von Jack Nitzsche. Nachdem wir uns die Bänder in Glyn Johns’ mobilem Aufnahmestudio hinter der Barking Town Hall angehört hatten, sagte Jack: »Es ist ein bisschen schwülstig, findet ihr nicht?« Wir wussten, dass wir es etwas übertrieben hatten, aber wir hatten es nun mal so gemacht und standen drauf.
Bald darauf wurde es ernst zwischen Carrie und mir, und sie zog auf die Ranch. In dieser Zeit schrieb ich den Rest der Songs für Harvest, und wir gingen für eine weitere Aufnahmesession wieder nach Nashville. Dort spielten wir »Out on the Weekend«, »Journey Through the Past« und ein paar andere Stücke ein, darunter auch »Harvest« selbst. Anschließend lud ich die Band und Elliot Mazer auf die Ranch ein, um dort ein paar Sachen in meiner Scheune aufzunehmen. So kamen wir zu »Alabama«, »Are You Ready for the Country« und »Words«.
»Words« ist der erste Song, der ein wenig über meine frühen Zweifel verrät, was eine langfristige Beziehung mit Carrie betrifft. In dieser Beziehung lief alles anders. Ständig waren Leute da, die redeten und redeten, die in meinem Wohnzimmer im Sitzkreis Zigaretten rauchten. Das war etwas ganz Neues für mich. Ich bin ein stiller Typ und lebe lieber zurückgezogen. Aus Ruhe wurde Unruhe. Alles änderte sich viel zu schnell. Ich weiß noch, dass ich einmal tatsächlich durch das Wohnzimmerfenster auf den Rasen gesprungen bin, um da rauszukommen – durch die Tür dauerte es mir zu lang. Wörter – viel zu viele, so kam es mir jedenfalls vor. Ich war jung und noch nicht bereit für das, in was ich mich da hineinmanövriert hatte. Ich wurde paranoid, und plötzlich fielen mir die Psychospielchen auf, die andere mit mir zu treiben versuchten. Bis dahin hatte ich nie über so etwas nachgedacht. Und in dieser Situation entstand Harvest: Am Anfang stand die Liebe, und am Ende der Zweifel.
Das Album kam gut an und war, vermute ich, in kommerzieller Hinsicht mein Gipfelpunkt, zumindest der erste und einzige, obwohl ich nie groß nachgerechnet habe. Eine ganze Reihe Leute mochten es sehr, und es spielte in ihrem Leben eine wichtige Rolle. In meinem auch. Aber meine Crazy-Horse-Fans waren nicht so begeistert. Für sie hatte ich eine Grenze überschritten, für mich nicht. Ich möchte einfach alle möglichen Arten von Musik machen, das, was im jeweiligen Moment ganz natürlich zu mir kommt. Niemand hat mir gesagt, ich soll Harvest machen. Keine Plattenfirma hat mir etwas vorgeschrieben, das kam erst später – und hat nicht funktioniert.
Aber die Probleme mit meinem Rücken waren noch immer nicht gelöst.
Schließlich wurde doch eine Operation nötig. Meine linke Körperseite war durch Kinderlähmung chronisch geschwächt, und ich war viel zu häufig unterwegs, um mich für eine langwierige Genesung erwärmen zu können, die meine Bewegungsfreiheit eingeschränkt hätte.
Ich traf mich mit Dr. Petter Lindström, der mir dringend zu einerOperation riet und meinte, dies sei die einzige Möglichkeit, die Schmerzen zu stoppen. Er besuchte mich im Krankenhaus in San Francisco und fragte, wie es mir gehen würde. »Nicht allzu gut«, antwortete ich. Er untersuchte mich und sagte, er würde nach der Operation wiederkommen und mich aus dem Bett holen und mit mir im Zimmer herumgehen, ohne Bandage und Schmerzen.
»Wirklich?«, fragte ich.
»Ja«, sagte er, »aber zuerst müssen wir operieren, und zwar morgen früh um sechs.«
Am nächsten Morgen ging’s zur Operation. Ich kann mich nur noch daran erinnern, auf der fahrbaren Trage zu liegen, die Decke rollte an mir vorbei auf dem Weg zum OP -Saal. Und als Nächstes stand er wieder vor mir, bat
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