Ein Hippie-Traum
arbeitete damals als Kolumnist für The Globe and Mail in Toronto und sollte als Sonderkorrespondent über die Folgen des Attentats auf Robert Kennedy berichten, der im Ambassador Hotel in LA tödlich getroffen worden war.
Ich fuhr in die Stadt, um ihn zu treffen, und wir verbrachten ein paar Stunden zusammen, dann ging er wieder an seine Arbeit. Es war schön, ihn wiederzusehen. Es war wohl das erste Treffen, seit ich zwei Jahre zuvor Toronto verlassen hatte. Wir redeten und haben vielleicht zusammen gegessen. Er war ebenso schüchtern wie ich bin, es gab also keine bedeutsamen Gespräche. Wir waren beide zufrieden damit, einfach zusammen zu sein und uns zu sehen.
Jedenfalls war es angenehm, in Topanga mit Linda und ihrer Tochter zu wohnen. Meine Katzen vom Laurel Canyon waren auch mitgekommen: zwei orangefarbene Kätzchen, die eine hieß Duck Egg und die andere Orange Julius, wie das Getränk. Damals gab es eine Menge Verkaufsstände für Orange Julius in LA . Orange Julius war eine Mixtur aus Orangensaft und einem Ei, die mit etwas Eis schaumig geschlagen wurde. Es war sehr nahrhaft und ziemlich gut. Ich habe keine Ahnung, was aus der Kette geworden ist, kann mich aber noch sehr genau an den Geruch und den Geschmack erinnern, was wohl nur für mich interessant ist. Es ist die Erinnerung an eine für mich einzigartige Zeit, weil dieser Geschmack mit ihr verbunden ist und dem Geruch der Luft in LA . Damals wurde ich in Stephen Stills’ Haus in Topanga wegen Rauchens von Marihuana verhaftet. Stephen nannte sein Haus Old Topanga Ranch; es war ein altes Gebäude aus Feldsteinen mit einer Art Scheune dahinter. Es waren eine Menge Leute da, eine riesige Party. Eric Clapton war mit Stephen gekommen, und wir alle rauchten Gras, was ich merkwürdig fand, denn Stephen ist nie ein großer Kiffer gewesen. Linda Stevens war da, und auch Susan Heffey, eine von Stephens Freundinnen aus der Zeit, als er mit Peter Tork (Thorkelson) von den Monkees herumhing.
Ich war alleine im Schlafzimmer. Zu der Zeit war ich nicht besonders gesellig, aber vielleicht war ich auch nur paranoid, weil ich zu viel Gras geraucht hatte. Plötzlich wurde es auffallend ruhig, und dann kam Stephen plötzlich ins Zimmer und stieg zum Fenster raus! Ich bin mir nicht sicher, ob er mich gesehen hat. Die Cops waren da und alle wurden verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Am nächsten Morgen waren wir die Schlagzeile Nummer eins in der LA Times, denn Clapton war damals schon ein ziemlich bekannter Musiker. Ich weiß nicht, wie wir wieder rausgekommen sind, irgendwie haben da unsere Manager, Greene und Stone, die Hand im Spiel gehabt.
Ich habe neulich noch mal mit Stephen darüber gesprochen, aber er erinnert sich anders daran. Er meint, wir saßen beide auf dem Bett, weil wir zu viel Gras geraucht hatten und unter Verfolgungswahn litten und deshalb versuchten, durch Reden wieder runterzukommen. Wir hörten, dass irgendwas im Nebenraum, wo die Party war, nicht stimmte. Ich verstummte und stürzte nach drüben, um zu sehen, was los war. Stephen glaubte, Stimmen von Polizisten zuhören, und wollte mich zurückhalten, aber er griff ins Leere. Ich war schon weg. Er stieg aus dem Fenster und ging zum Nachbarhaus, um Ahmet Ertegün anzurufen, unseren Freund und Präsidenten der Plattenfirma Atlantic Records. Ertegün sollte Anwälte zu unserer Unterstützung mobilisieren. So entkam Stephen, und ich wurde verhaftet. Ahmet sagte ihm, seine Aktion könnte vielleicht von all den anderen, die hochgenommen wurden, missverstanden werden – schließlich war er der Einzige, der davonkam. So, sagte Stephen, erinnere er sich daran.
Kurz danach lösten sich Buffalo Springfield auf, aber das hatte nichts mit der Razzia zu tun. Erfolg und legendärer Einfluss der Springfield waren damals noch nicht wirklich erkennbar. Wir fingen einfach an, unsere eigenen Wege zu gehen. Die Szene verlagerte sich von Hollywood und Laurel Canyon nach Topanga. Topanga war wie eine Künstlerkolonie. Kunst war überall, es wimmelte von Musikern, rebellischen Schauspielern und verwandtem Künstlervolk. Ein paar Monate später ging ich eines Morgens zu Fuß ins Topanga Village Shopping Center. Ich spazierte so die Straße entlang, als plötzlich ein Armeelastwagen neben mir hielt. Fast wie mein persönlicher Fahrdienst oder so was. Ein paar Typen saßen drin, und alle trugen Hippie-/Armee-Klamotten. Sie hielten an und nahmen mich mit. Damals gab es diese Hippie-Kameradschaft, die aus unserer Kultur
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