Ein Hippie-Traum
seinem Fach ein Superstar und daran gewöhnt, zu gewinnen; nichts anderes erwartete er bei allem, was er in Angriff nahm, und bei fast allem war er auch erfolgreich. Sein erster Ausflug ins Filmgeschäft war nicht von Erfolg gekrönt, wobei ich schon gar nicht mehr weiß, worum es dabei ging. Aber das war die große Ausnahme. Geffen Records hatte nicht den Erfolg, den er wohl erwartet hatte. Er hatte viele großartige Künstler unter Vertrag und wollte Asylum Records wieder aufleben lassen, sein früheres Label, das mit all seinen Freiheiten für die Künstler ein riesiger Erfolg gewesen war. Asylum war das ultimative Plattenlabel. David hatte einen großartigen Geschmack: Eine seiner ersten Gruppen war The Eagles, und angefangen hatte er mit Laura Nyro, die wir alle als große Künstlerin und einmalige Persönlichkeit liebten. Aber Geffen Records wurde nie so erfolgreich, wie er das wohl erhofft hatte.
Ich glaube, Davids größter Misserfolg war Neil Young. Ich war glücklich, zu Geffen Records zu wechseln. Bei Reprise war die Begeisterung inzwischen abgekühlt, und meine letzten Alben waren nicht besonders erfolgreich gewesen; das lag nicht an Reprise, aber eine Karriere hat Höhen und Tiefen. Einige Platten werden Hits, andere sind großartig, aber nicht kommerziell erfolgreich. Das ist einfach so. Reprise hatte gut gearbeitet und alle meine Platten in angemessener Weise präsentiert, auch wenn sie kommerziell kein Erfolg waren. Tonight’s the Night ist dafür ebenso ein gutes Beispiel wie On the Beach. Sie waren nicht mit Harvest zu vergleichen, zeigten aber sehr gut, wo ich mich zur jeweiligen Zeit befand.Ich war daran interessiert, meine Gefühle zu einem bestimmten Zeitpunkt zu kommunizieren – viel mehr daran, als kommerziellen Erfolg zu haben, und im Geiste dieser Überzeugung wechselte ich zu Geffen Records.
Ich machte eine Platte namens Island in the Sun über unseren Planet Erde und lud David ein, sie in meinem auf Hawaii gemieteten Haus anzuhören. Er war nicht allzu beeindruckt und bat mich, etwas anderes zu machen. Es war das erste Mal, dass mir so etwas passierte. Es war eine gute Platte, die mir gefiel. Um David einen Gefallen zu tun, überlegte ich, eine Platte zu machen, die aus einer Kombination von Island mit Teilen der nächsten bestand, die ich im Kopf schon hören konnte. Die zweite, Trans, war von den Herausforderungen inspiriert, denen sich mein Sohn Ben bei der Kommunikation mit seiner Umwelt ausgesetzt sah. Aufgrund seiner Quadriplegie konnte Ben nicht sprechen oder auf eine Art kommunizieren, die den meisten Menschen verständlich war; also machte ich eine Platte, auf der ich durch eine Maschine hindurch sang und somit ebenfalls von den meisten Menschen nicht verstanden wurde.
In meinen Augen war das Kunst, Ausdruck von etwas zutiefst Persönlichem. Ich nannte die Platte Trans und meinte damit den Versuch, von einer Welt zur anderen kommen zu wollen, aber in einen Körper ohne verständliche Stimme eingesperrt zu sein, den Versuch, mittels Maschinen, Computern, Schaltern und anderen Gerätschaften zu kommunizieren. Es war ein tiefgründiges und schwer zugängliches Konzept. Trans hätte einfach nur aus diesen Songs bestehen und nicht mit denen von Islands in the Sun vermischt werden sollen, das hat alles nur verwässert.
Um dem Trans -Konzept Schützenhilfe zu leisten, schwebte mir eine Reihe von Videos vor. Sie spielte in einem Krankenhaus, wo ein Haufen Wissenschaftler und Ärzte die Geheimnisse eines kleinen Wesens zu entschlüsseln suchte, das sehr viel zu sagen hatte, aber keine Möglichkeit, sich auszudrücken. In den Videoträumen gab es eine Menge Roboter und halbmenschliche Wesen. Ich hattesogar Ideen entwickelt, wie man das alles kostengünstig produzieren konnte, aber Geffen wollte diese Videos nicht finanzieren.
Als Trans, meine erste Platte für Geffen, sich als kommerzieller Flop entpuppte, lag das offenbar daran, dass ein Teil meines Publikums sie unheimlich fand. Ich sang durch einen Vocoder über Dinge, die sie nicht verstanden, und da es keine Videos gab, wurden ihnen auch die Figuren, die ich präsentierte, nicht greifbar. Geffen ließ die Publicity-Maschine anlaufen und versuchte, die Platte wie einen Hit zu vermarkten. Aber ohne die Videos fehlte etwas, und so war die Präsentation ziemlich überzogen. Es wäre besser gewesen, sie subtiler zu bewerben. Die Lehre daraus ist, dass ich zunächst einmal Geffen nicht hätte nachgeben dürfen. Ich hätte Island in
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