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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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Gänge waren sehr, sehr lang, und die Bücher standen auf selbst gebauten Holzregalen. Marc war einen Gang die Wand entlang bis fast zum Ende gegangen und schaute in einen Karton auf dem Boden, der mit einem großen Y bezeichnet war. Darin war mein Lebenswerk, sämtliche meiner CD s in einem Karton auf dem Fußboden.
    »Da haben wir’s!«, sagte Marc.
    Während er die CD s sichtete, flogen die Titel nur so an mir vorbei, und jeder brachte einen Schwall Erinnerungen mit sich. Etwa 30 oder 40 Alben waren in dem Karton. Plötzlich wurde ich sehr traurig. All diese Leute hatten ihre CD s ausrangiert! Auch wenn die ursprünglichen Langspielplatten einen viel besseren Sound als die CD s hatten, waren mir diese doch wichtig. Ich hatte an jeder lange gearbeitet, hatte alles gegeben, damit sie gut klangen. Jetzt lagen sie alle da in dem kleinen Karton, ein Schatten ihres früheren Selbst. Wenn jemand meine früheren Platten hören wollte, dann ging das nur auf CD oder online. Dieser Laden machte mich fertig. Ich fand ein altes Buch von Clive Cussler, das in früheren Jahren wohl an mir vorbeigegangen sein musste, kaufte es für 2,50 Dollar und ging Richtung Ausgang. Ich fing an, Depressionen zu bekommen. Die Wirklichkeit und das, was aus meinem Lebenswerk geworden war, hatten mich überwältigt.
    An der Kasse vergewisserte ich mich noch mal: »Vinyl habt ihr nicht?«

    »Nein nein, danach fragt niemand mehr«, sagte die junge Kassiererin.
    Gleich nebenan war ein Bioladen. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich da drin nicht wohl, und so wartete ich draußen an einem kleinen Plastiktisch samt Stuhl mit Blick auf den Stacheldrahtzaun, der den Parkplatz umgab. Greg kam heraus und bot mir einen Schluck Kokoswasser an. Ich war niedergeschlagen. Völlig am Boden. Ich wollte einfach nicht mehr.
    »Wir hätten damit rechnen müssen«, sagte Marc später. »Der Trip musste ja horrormäßig enden. So eine Reizüberflutung überwältigt das Unterbewusstsein. Ist der beste Weg, dein System aus dem Hawaii-Nirwana zu kicken!«
    N aturgewalten faszinieren mich.
    Als im Frühjahr 2011 die Erde unter dem Pazifischen Ozean bebte und der daraus resultierende Tsunami Japan verwüstete, fragte ich mich, wie sich wohl unser Haus in Strandnähe schlagen würde, wenn die Wellen Hawaii erreichten. Wie alle anderen verfolgte ich die Ereignisse am Fernseher und im Internet. Unser Nachbar Greg hatte eine Webcam aufgebaut, sodass wir live zusehen konnten. Viel war nicht zu erkennen, aber immerhin bekamen wir mit, wie der Wasserpegel erst fiel und dann schließlich ein paar Fuß stieg. Er stieg so weit, dass es unser Haus unterspülte! Es schloss das Haus von allen Seiten ein und lief dann unter ihm hindurch, ließ etwas Schutt zurück und verursachte auf dem Gelände Schäden von etwa 10   000 Dollar. Er schlug ein Loch in ein Tor, das wir zum Strand hin hatten bauen lassen; das musste repariert werden. Einige Apparaturen, die unter dem Haus installiert waren, mussten ausgetauscht werden.
    Ich wünschte, ich wäre dort gewesen, um alles zu beobachten. Ich wäre gerne auf dem Grundstück gewesen und hätte zugesehen. Natürlich wäre das zu gefährlich gewesen, weil niemand genauwusste, wie hoch das Wasser steigen würde. Im Vergleich zu unseren japanischen Freunden hatten wir wirklich Glück.
    Katy Lowry, eine ausgesprochen hübsche junge Frau von etwa neunzig, ist vor langer Zeit in unserem Haus aufgewachsen und kennt ein paar Geschichten aus der alten Zeit. Sie hat uns erzählt, dass das Holz für den Hausbau von kleinen Booten in die Bucht gebracht, dort ins Wasser geworfen und dann an Land geflößt wurde. Sie wies uns auch darauf hin, dass früher vor dem Deich, wo jetzt nur noch Lavabrocken und Wellen zu sehen sind, eine Menge Sand war. Das Wasser ist seit den 1920ern spürbar gestiegen, mehr als man denken würde, wenn man die Statistiken über das Steigen des Meeresspiegels in den letzten hundert Jahren anschaut – ziemlich viel mehr. Katy berichtete auch, dass die Flutwellen früherer Jahre immer ein paar Fische und Aale auf dem Rasen hinter dem Haus zurückgelassen hätten.
    Wir sollten Katy irgendwann mal zum Dinner einladen. (Pegi sagt, sie bringt ihr eigenes Essen in Tupperdosen mit.) Es gibt bestimmt noch mehr Geschichten, die ich gerne hören würde. Wir hätten sicher ein großartiges Dinner und könnten die alten Filme aus dieser Gegend, die wir gesammelt haben, vorführen. Sie zeigen die alten Straßen und Gebäude, wie die Leute

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