Ein Hippie-Traum
redete in unserer Suite mit Amber, Topher White (damals ihr Freund) und Ben Young; Pegi war unten für ein paar Runden im Fitnessstudio. Ich schaute hinaus auf den wunderschönen Central Park und bemerkte plötzlich, dass ich nicht richtig sehen konnte. Ich hatte das Gefühl, wie durch eine Scherbe zu schauen, wie bei einem gebrochenen Spiegel. Als ich das den anderen beschrieb, waren sie alarmiert. Ich rief den Arzt an, der mir sagte, ich solle mich hinlegen und ihn anrufen, wenn es besser geworden wäre. Ich ging ins Schlafzimmer und legte mich hin. Schließlich wurde die Sehstörung größer und legte mein Auge lahm, bevor sie wieder verschwand. Ich hatte gemerkt, dass sie in beidenAugen auftrat und auch nicht verschwand, wenn ich das eine oder andere schloss. Also hatte es was mit meinem Gehirn zu tun. Das war ziemlich verwirrend. Ich hatte Kopfschmerzen. Ich rief Dr. Rock Positano an, meinen New Yorker Arzt. Marsha Vlasic, die lange Jahre meine Agentin und eine enge Freundin von Pegi und mir war, hatte ihn mir empfohlen. Marsha buchte alle meine Solo-Shows sowie die Bridge School Concerts, und ihr Mann Peter begleitete sie oft zu den Auftritten.
Nachdem Dr. Rock ein paar Neurologen konsultiert hatte, fuhren wir in seine Praxis, wo er mich mit einem Neurochirurgen zusammenbringen und einige Tests durchführen wollte. Um mein Gehirn zu untersuchen, wurde eine Kernspintomografie gemacht. Dann traf ich den Neurochirurgen, Dr. Dexter Sun; ich mochte ihn sehr, weil er völlig konzentriert und dabei freundlich war.
Ein paar Tage später gingen Pegi und ich in seine Praxis, um die Testergebnisse zu besprechen. Wir warteten im Vorzimmer auf Einlass, als eine Schwester hereinkam und sagte, der Doktor würde gleich herauskommen. Das war merkwürdig, denn eigentlich hatten wir vor, in das Zimmer zu gehen, um ihn zu treffen. Er kam zu uns heraus und hatte einige Bogen Film in der Hand, die er zum Betrachten auf einen Lichttisch klemmte. Da stimmt etwas nicht, war mein erster Gedanke. Pegi und ich hielten uns an der Hand. Dr. Sun wies auf die verschiedenen Teile des Gehirns und widmete sich dann einem auffälligen Teil des Bildes, der mich an Florida erinnerte, wie es vom Südosten der Vereinigten Staaten herunterhängt. »Wir haben«, sagte er, »das hier entdeckt. Kein Fall für eine Not- OP , aber wir sollten das so schnell wie möglich aus Ihrem Gehirn entfernen. Wenn es drinbleibt, ist es eine ziemlich üble Geschichte.« Dann erklärte er mir, dass es wie eine Art Ballon oder Schlauch sei, der sich in diesem Bereich entwickelt hatte und zwar nicht geplatzt war, sich aber immer wieder und wieder ausgedehnt hatte. Ganz sicher diverse Male. Er sagte, der Spezialist für solche Operationen sei Dr. Yves Pierre Gobin, und der würde in zehn Tagen zurück in New York sein.
Pegi und ich verließen die Praxis und fuhren zurück zum Hotel. Als Nächstes stand Kanada auf dem Programm, wo ich in ein paar Wochen an den Juno Awards teilnehmen sollte. Es war eine Riesensache, in meinem Heimatland musikalische Talente aus Kanada zu begutachten. Aber ich wollte nicht im Fernsehen auftreten oder unter Druck arbeiten und war auch etwas erschüttert. Aber niemand hatte gesagt, ich solle nicht reisen, es nur etwas ruhiger angehen lassen.
Eine Woche in New York herumzuhängen und nur zu warten konnte ich mir nicht vorstellen. Also beschloss ich, in Nashville Studiozeit zu buchen und Musik zu machen; das schien mir das Beste zu sein. Ich fing an, ein neues Album zu komponieren, das Prairie Wind heißen sollte. Das, fühlte ich, würde mich beschäftigen, bis ich ins Krankenhaus musste. Ich rief Ben Keith an, und er trommelte meine Freunde für eine Aufnahmesession zusammen. Ben ist schon immer mein wichtigster Mann gewesen, wenn es um Aufnahmen in Tennessee ging. Pegi und ich flogen gemeinsam nach Nashville.
In Nashville nisteten wir uns in den Masterlink Recording Studios ein (vordem das Studio von Monument Records, wo schon Roy Orbison vor Jahren Platten aufgenommen hatte) und begannen mit Chad Hailey und Rob Clark zu arbeiten. Wir hatten im Hermitage Quartier bezogen, und ich komponierte, wann immer ich nicht im Studio war. Pegi blieb die ganze Zeit an meiner Seite. Einmal unterbrachen wir die Aufnahmen, um in New York mit Dr. Gobin, dem Chirurgen, den Zeitplan für die Operation festzulegen. Dann kehrten wir nach Nashville zu den Aufnahmen zurück. Ich aß eine Menge und nahm etwa fünf Kilo in der Woche zu, die wir dort
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