Ein Hippie-Traum
verbrachten. Von einem oder zwei Songs abgesehen spielten wir das ganze Album in dieser Woche ein, und dann flogen Pegi und ich für die Operation zurück nach New York.
Die Nachricht hatte sich inzwischen bei meinen Freunden herumgesprochen. Quincy Jones rief im Hotel an und tröstete Pegi, er hatte das Ganze selbst durchgemacht. Bob Dylan schickte mir einesorgfältig zusammengestellte Gospelsammlung. Ich habe es glaube ich schon mal erwähnt: Er ist wirklich ein Musikwissenschaftler, der eine tiefe Kenntnis von den Wurzeln der populären Musik hat. Sein Geschenk, das in einer wunderschönen Holzschachtel verpackt war, war eine ganz besondere Aufmerksamkeit, die ich wirklich zu schätzen wusste. Willie Nelson rief mich am Abend vor der Operation an und wünschte mir alles Gute. Es war sehr beruhigend, von diesen Musikerfreunden zu hören, ich kann das gar nicht hoch genug schätzen.
Wie auch immer, der Zeitpunkt rückte näher. Am Tag vor der Operation versicherte mir Dr. Gobin, der Chirurg, dass er und sein Team diesen Eingriff schon viele Male in diesem Krankenhaus vorgenommen hätten, ohne dass Komplikationen eingetreten wären. Ein Restrisiko bleibt allerdings immer. Also unterschrieb ich alle Papiere, die Pegi sämtliche Vollmachten einräumten, falls sie sie brauchen würde, und dann gingen wir schlafen. Am nächsten Morgen fuhren wir sehr früh zur Aufnahme ins Krankenhaus. Als sie mich zur OP abholten, sagte ich zu Pegi, »Bis gleich!« Wir sahen uns tief in die Augen. Dann wurde ich in ein kleines Zimmer gebracht und bekam ein Beruhigungsmittel.
Als ich aufwachte, war alles vorbei. Ich war auf dem Weg der Besserung. Mein Bein war fixiert, sodass ich es nicht bewegen und die Stelle in Mitleidenschaft ziehen konnte, an der die Sonde in meine Oberschenkelarterie eingeführt worden war, die kleine Platinspiralen (wie winzig kleine Slinkys) in meinem Gehirn platzierte. Dadurch würde sich der Problembereich mit Narbengewebe füllen und das Blut wieder in seine angestammten Bahnen lenken. Ich musste 48 Stunden völlig ruhig liegen, konnte danach aber zum Hotel zurück und langsam meinen normalen Lebensrhythmus aufnehmen. Wieder im Hotel war ich froh, das Krankenhaus hinter mir gelassen zu haben. Ich war ein folgsamer Patient und ließ es langsam angehen. Es war viel passiert. Ich wollte nicht groß was tun oder für irgendetwas gebucht werden, wo ich vor Ort sein musste. Der Gedanke an Kanada machte mir Angst. Wir bewegtenuns langsam. Pegi war die ganze Zeit an meiner Seite, und Marsha und Peter standen ständig in Kontakt mit uns. Marsha war Pegi während der ganzen Zeit eine gute Freundin.
Nach ein paar Tagen im Hotel war ich stabil, und da Pegi kurz zuvor selbst eine Gehirn- OP gehabt hatte und hier ein hervorragendes radiologisches Team zu unserer Verfügung stand, beschlossen wir, auch sie noch einmal durchchecken zu lassen. Während der Untersuchung entschloss ich mich zu einem kleinen Spaziergang zu einem uns bekannten Restaurant. Ich war mit Eric Johnson, Elliot und seinem Sohn Zack unterwegs. Es war das erste Mal, dass ich das Hotel ohne Pegi verlassen hatte. Wir gingen los, spazierten langsam auf dem Gehweg Nähe Madison Avenue und hatten es gerade einen Block weit geschafft, als ich etwas an meinem Oberschenkel platzen spürte. Mein Bein wurde richtig heiß. Ich spürte, wie es nass wurde. Mein Schuh füllte sich mit Blut, und meine Hose war durchweicht. Ich rief Eric und wollte zurück zum Hotel. Ich war schwach. Er stützte mich beim Gehen. Ich versuchte, bis zum Hotel zu kommen, aber kurz vor dem Eingang schwanden meine Kräfte.
Mit Erics Hilfe schaffte ich es schließlich bis zum Fahrstuhl. Dort warteten wir. Ich bin so froh, dass er nicht kam! Das wäre völlig falsch gewesen! Ich wäre nach oben gefahren und hätte wieder hinunter gemusst, um ins Krankenhaus zu kommen, und dabei kostbare Zeit verloren. Mitten in der Lobby brach ich zusammen, knickte langsam ein, bis ich auf dem Rücken lag und das Blut sich auf dem Fußboden verteilte.
Eric war bei mir. Er hatte verstanden, was los war, und versuchte die Arterie an der Stelle abzudrücken, wo das Blut aus der Wunde austrat. Die Naht hatte nicht gehalten. Ich rechne Eric hoch an, dass er mein Leben gerettet hat. So blieben wir eine Weile auf dem Boden und warteten auf einen Krankenwagen und Sanitäter. Eric hielt mein Bein senkrecht in die Luft und presste den Finger vor die Wunde. Das Hotel hatte einen Notruf abgesetzt. Nach etwa zehn
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