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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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deckte die schreckliche Wunde ab, um die Fliegen fern zu halten und sie vor Murphys und ihren eigenen Blicken zu verbergen. Dann ließ sie ihn für kurze Zeit allein, um die gelbe Decke über das Dach der Maschine zu werfen. Inständiger als je zuvor betete sie um ein Wunder. Wenn ihre Lage vorher noch nicht verzweifelt gewesen war – jetzt war sie es.
    »Erzähl mir von deiner Zeit bei der Air Force, Murphy«, bat sie, als sie sich wieder neben ihn setzte. Wenn sie Murphy dazu brachte, aus seinem Leben zu erzählen, lenkte ihn das von seinen Schmerzen ab, und die Zeit verging für sie beide schneller. Irgendwann würde er hoffentlich in einen gnädigen Schlaf fallen.
    Doch er schien ihre Frage nicht gehört zu haben.
    »Bist du je im Arnhem Land gewesen?«, fragte er plötzlich, obwohl er wissen musste, dass sie diesen Landstrich nicht kannte.
    Bevor sie ihm antworten konnte, fuhr er fort: »Schöne Gegend zum Angeln ...«
    »Wirklich?«
    »Tom hat gern geangelt.« Murphy fragte sich, ob sein Freund danach je wieder fischen gegangen war.
    »War Tom ein guter Freund von dir?«, erkundigte sich Estella, doch Murphy schien sie nicht mehr zu hören. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Schmerz wider, und er schien in Gedanken weit fort zu sein.
    »Laura war nie zuvor Angeln gegangen«, murmelte er miteinem ebenso bitteren wie wehmütigen Unterton. Er starrte an die Decke der Flugzeugkabine, ohne sie zu sehen, offensichtlich tief bewegt.
    Estella fürchtete schon, dass sie ihm zu viel Morphium gegeben hatte, sodass er halluzinierte. Dann aber fiel ihr ein, dass er vielleicht über die Frau sprach, von der Phyllis ihr erzählt hatte – die Frau seines besten Freundes. Sie wusste nicht, ob sie die Geschichte wirklich hören wollte. Dann nämlich würde sie vielleicht erfahren, dass Murphy die Ehe seines besten Freundes zerstört hatte.
    »Hat Laura etwas gefangen?«, fragte sie, um das Gespräch in eine möglichst harmlose Richtung zu lenken.
    Das Schweigen, das auf ihre Worte folgte, war unerträglich. Murphy verzog das Gesicht, doch Estella spürte, dass es dieses Mal nicht allein der Schmerz in seinem Bein war, der ihn quälte. Rasch überlegte sie, wie sie das Thema wechseln könnte.
    Doch bevor ihr etwas einfiel, fuhr Murphy fort: »Laura bestand darauf, dass Tom und ich sie zu unserem Lieblingsplatz mitnahmen, einer kleinen Bucht am East Alligator River im Arnhem Land. Wir hatten sie zuerst aus der Luft entdeckt. Das Gelände war so schwierig, dass man nur mit einem Jeep dorthin gelangen konnte. Doch Laura erklärte, es mache ihr nichts aus, selbst als wir ihr sagten, dass man die letzten drei-, vierhundert Meter zu Fuß durch Mangrovensümpfe gehen müsse. Sie hatte uns zu oft von dieser wunderschönen Lagune schwärmen hören, umgeben vom weißesten Sand, den man sich vorstellen kann ...«
    Estella nahm an, dass Murphy und Tom zusammen in der Air Force gedient hatten. »Das klingt wundervoll«, meinte sie, doch Murphy schien sie nicht zu hören.
    »Dass es so abgelegen war, machte viel vom Reiz aus«, meinte er traurig. »Tom und ich hatten oft dort gezeltet ... bevor er Laura heiratete.«
    Estella fragte sich, ob Laura die Freunde entzweit hatte.Murphy wandte den Kopf ab, als wolle er der Erinnerung an das entgehen, was als Nächstes geschehen war.
    »Du musst nicht darüber sprechen ...«, sagte Estella.
    »Laura war etwas Besonderes«, fuhr Murphy fort, ohne auf sie zu achten. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und seine Stimme klang rau. Estella ließ ihn weitererzählen. Sie spürte, dass er noch nie mit jemandem darüber gesprochen hatte und dass er es sich endlich von der Seele reden musste.
    »Je besser ich sie kennen lernte, desto mehr Seiten lernte ich an ihr kennen. Sie konnte herrlich übermütig sein – doch sie war auch eine gute Lehrerin, und Tom sagte, die Kinder hingen sehr an ihr. Sie war ausgesprochen feminin, aber auch sehr abenteuerlustig. Ich hätte nie gedacht, dass Tom sich in eine solche Frau verlieben könnte, denn er mochte das raue Leben im Busch, während sie eher in den Salons der besten Hotels zu Hause war. Ich habe erst später begriffen, wie sehr er sie geliebt hat. Sie war sein Leben.« Murphy schloss die Augen, und Estella glaubte, er werde im nächsten Moment in Tränen ausbrechen. »Und es ist alles meine Schuld ...«
    Als er nach einer Weile noch immer nicht weitersprach, hielt Estella das Schweigen nicht mehr aus. »Was ist deine Schuld?«, fragte sie. Wenn Murphy über

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