Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
mangelnden Interesses an dem von Davinia eingerichteten Kinderzimmer heftig gestritten. Ein Wort hatte das andere gegeben, und schließlich hatte Davinia ihm vorgeworfen, mehr Zeit ohne sie als mit ihr zu verbringen. James musste gestehen, dass es der Wahrheit entsprach. Außerdem hatte Davinia ihm Vorhaltungen wegen des neuen Wagens und der teuren Anzüge gemacht, die er zu einem früheren Zeitpunkt ihrer Beziehung für sich bestellt hatte. Beides war kürzlich geliefert worden, und es war offensichtlich, dass Davinia diese Ausgaben nun bereute. James konnte nicht einmal auf die Unterstützung seiner Familie zählen. Die Nachricht von Estellas Schwangerschaft und seiner Affäre hatte sich durch seine rachsüchtige Schwiegermutter bis zu seinen Verwandten herumgesprochen, und sie hätten ihn beinahe enterbt. Nun stand er gewissermaßen allein in der Kälte und hätte alles dafür gegeben, wenigstens FlosWohlwollen zu besitzen. Doch ihm war klar, dass er nicht darauf hoffen durfte.
Gerade hatte er beschlossen, weiterem Ärger aus dem Weg zu gehen und unbemerkt zu verschwinden, als Flo aufblickte. Sie hatte in ihrer Handtasche nach einem sauberen Taschentuch gesucht und plötzlich das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Beinahe rechnete sie damit, dass es Molly war, die über sie hinwegsah, weil sie aus Eitelkeit keine Brille trug. Stattdessen kam James auf sie zu und blieb vor ihr stehen wie ein Tier in der Nacht, das sich plötzlich im Lichtkegel einer Lampe wiederfand.
»Guten Tag, Florence«, sagte er und senkte den Blick auf seine Schuhspitzen. Flo starrte ihn finster an, ohne seinen Gruß zu erwidern. Sie schaute sich nach Davinia um, bevor sie sich wieder James zuwandte.
Der erriet Flos Gedanken. »Ich bin allein«, murmelte er verlegen.
Flo verzog verächtlich die Lippen und konzentrierte sich betont darauf, ihr Taschentuch zu falten, während James unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat. Flo dachte daran, wie Estella weinend an ihrem Küchentisch gesessen hatte, und verspürte nun das heftige Bedürfnis, dem jungen Burschen, der vor ihr stand, die Augen auszukratzen.
Ihre Gedanken rasten. Sie hatte schon einige Zeit nichts mehr von Estella gehört und machte sich Sorgen. Natürlich hätte sie Charlie anrufen können, doch sie konnte sich teure Ferngespräche nur selten erlauben, und wenn Charlie sich in der Bar aufhielt, verstand er sie meist sehr schlecht. Schließlich siegte Flos Neugier, und sie blickte auf. »Hast du mit Estella Verbindung aufgenommen?«
James schüttelte den Kopf. Er fragte sich, ob Flo wohl von dem Kind wusste und ob er Estellas Schwangerschaft überhaupt erwähnen sollte. Er entschied sich dafür. »Nein. Ich wusste nicht einmal, wo sie war, und ahnte auch nichts vondem Kind, bis Caroline und Marcus es mir vor einiger Zeit erzählten.«
Flo bedachte ihn mit einem Blick, der deutlich sagte, dass er nicht auf ihr Mitgefühl hoffen durfte.
Flammende Röte stieg ihm ins Gesicht. »Ich wollte ihr ja schreiben, aber sie wird meine Briefe sicher nicht lesen wollen, und das kann ich ihr nicht einmal verübeln ...« Er merkte, dass er Unsinn redete. »Wie ... geht es ihr?«
Flo fragte sich, ob es ihn wirklich interessierte. »Ich habe lange nichts mehr von ihr gehört. Um ehrlich zu sein, mache ich mir langsam Sorgen.«
James bemerkte, dass Flo ihr Taschentuch nun nicht mehr zusammenlegte, sondern es zwischen den Fingern knetete, und er erkannte, dass sie tatsächlich beunruhigt war.
»Ging es ihr denn gut, als du zuletzt von ihr gehört hast? Ich meine, sie ist doch hoffentlich nicht krank?« James wusste, dass er selbstsüchtig war, doch wenn dem Baby etwas zustieß, sah seine Zukunft düster aus.
Flo ihrerseits war angenehm überrascht, denn seine Besorgnis wirkte durchaus aufrichtig. »Während der ersten Monate war ihr ständig übel. Aber ich glaube, das ist normal ...«
»Ach, tatsächlich?« James wusste nicht, was für schwangere Frauen normal war und was nicht. »Also geht es dem Baby gut?«
Flo lag die Frage auf der Zunge: »Dem Baby, das du nie wolltest?« Doch sie beherrschte sich. Sie war nie ein rachsüchtiger Mensch gewesen; das lag nicht in ihrer Natur. »Soviel ich weiß, verläuft alles gut. Du könntest dich aber ruhig einmal selbst bei Estella erkundigen, wenn du wirklich so besorgt bist, wie du dich anhörst.«
James entging der scharfe Beiklang in ihrer Stimme nicht, und er fühlte sich gekränkt. »Ich werde sogar noch mehr tun«, gab er gereizt
Weitere Kostenlose Bücher