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Ein Hummer macht noch keinen Sommer

Ein Hummer macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Hummer macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Wekwerth
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die Hummer ausstellen will. Die beiden fahren gerade nach Neuseeland, um die Gemälde abzuholen.«
    »Was?« Theodor richtete sich auf. »Das ist doch nicht möglich!«
    »Stimmt, es war Neuruppin.«
    »Ah ja. Was für ein Freund soll denn das sein?«
    »Na, nur so.«
    »Ach was?«
    Hertha zuckte mit den Schultern. »Das Leben geht halt weiter.«
    »Aber …«
    »Nichts aber!«, rief sie ungehalten. »Käsig im Bett herumliegen und nicht anrufen, das hab ich gern! Und wie sieht es hier überhaupt aus? Hast du eine Orgie gefeiert?«
    »Ich kann doch nichts dafür, dass ich über Nacht die Grippe bekommen habe!«, verteidigte sich Theodor. »Vielleicht ist es eine neue Art von Schweinegrippe, so plötzlich, wie sie über mich gekommen ist?«
    »Glaub ich nicht.« Hertha winkte ab. »Du hast mich jedenfalls zu Tode erschreckt. Wenn Rosie nicht da gewesen wäre, hätte ich einen Herzinfarkt bekommen.« Sie schnaufte. »Ich brauche jetzt einen Schnaps!«
    »Ich auch.«
    »Du kriegst Wasser.«
    »Maman!«
    »Schluss jetzt.«
    Hertha ging in die Küche, traf dort Feivel, der wieder am Ofenhandschuh kaute, und Rosie, die ihre Finger in die Reste vom moelleux au chocolat gesteckt hatte.
    »Schmeckt’s?«, fragte Hertha und goss sich einen Kräuterschnaps ein.
    »Geht so«, antwortete Rosie mit braun verschmiertem Mund. »Mag lieber Milky Way.«
    »Wollen wir was Schönes machen, Rosie?«
    »Au ja.«
    »Maman!«, rief Theodor leidend aus der Ferne.
    Hertha kippte schnell den Schnaps, dann füllte sie ein Glas mit Leitungswasser und marschierte ins Schlafzimmer zurück. »Hier.« Sie stellte das Glas auf dem Nachttisch ab. »Dir geht’s ja jetzt besser, oder?«
    »Ja, schon, aber würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Was denn?«
    »Könntest du ein Schild an die Tür meiner Praxis kleben?« Theodor hustete. »Wegen Krankheit kurzfristig geschlossen.«
    »Natürlich, Theodor.«
    »Und würdest du die Küche ein wenig aufräumen? Dieser Fischgeruch geht mir auf die Nerven.«
    »Dafür habe ich leider keine Zeit mehr, mein Junge. Ich gehe jetzt mit Rosie in den Zoo.«
    »Mit Rosie in den Zoo?«, wiederholte Theodor ungläubig.
    »Vorher essen wir natürlich ein Eis.«
    »Was ist hier eigentlich los?« Theodor fuhr sich über das stoppelige Kinn. »Ich liege mit Grippe im Bett, und du führst kleine Mädchen in Berlin spazieren?«
    »Du bist erwachsen.«
    »Das ist ja etwas ganz Neues!« Wütend strampelte Theodor die feuchten Tücher von seinen Beinen.
    »Tschüss, Thedodo«, rief Rosie, die in der Tür stand und Feivel angeleint hatte.
    »Der Mops!« Hertha fasste sich an den Kopf. »Der darf bestimmt nicht in den Zoo.«
    »Oooch.« Rosies himmelblaue Augen füllten sich mit Tränen.
    »Nicht weinen, Liebes«, tröstete Hertha. »Der Feivel bleibt einfach hier beim kranken Onkel Theodor und leistet ihm Gesellschaft, stimmt’s, Feivelchen?«
    »Wie bitte?« Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Theodor seine Mutter an.
    »Jetzt müssen wir aber los, sonst halten die Tiere im Zoo alle ihren Mittagsschlaf.« Hertha nickte ihm kurz zu. »Und geh dir mal die Zähne putzen, Theodor, dein Atem riecht, als hättest du ein ganzes Wirtshaus verschluckt.«
    Dann nahm sie Rosie an die Hand, und plaudernd machten sich die beiden auf den Weg. Kurz darauf knallte die Wohnungstür ins Schloss. Theodor zuckte zusammen.
    »Großartig«, murmelte er. »Mein Exlebenspartner macht Karriere, sobald er nichts mehr mit mir zu tun hat, und meine Mutter hat sich ein Enkelkind gezaubert und lässt mich hier fiebernd und vernachlässigt herumliegen. Einfach großartig.«
    Frustriert blickte Theodor in das düstere Gesicht des Mopses. »Und sie hat mir nicht mal eine Paracetamol gebracht.«
    ▶◀

Fenchelfreuden
    Ja, sie ist wirklich etwas ganz Besonderes, diese weiße Knolle, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und dem Orient stammt. Einst soll der König von Kuschara dem König von Hattusch die Stadt zerstört und verflucht haben. Aus mir unverständlichen Gründen hat er dann auf die Trümmer noch Fenchel gesät. Aber das darf uns den Appetit auf den knackigen Doldenblütler nicht nehmen. Er ist magenberuhigend und strotzt nur so vor ätherischen Ölen und den Vitaminen A und C. Früher wurde er in Deutschland »Köppernickel« genannt, was wirklich nett klingt, finden Sie nicht? Der Fenchel ist ein jahrhundertealtes Gemüse, das inzwischen zu jeder Jahreszeit zu haben ist. Nicht nur Tees, Bonbons und Schnäpse bereichert er mit seinem

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