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Ein Hut voller Sterne

Ein Hut voller Sterne

Titel: Ein Hut voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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niemand berühren kann«, sagte Rob Irgendwer. »Das is' echte Magie, jawoll...«
    »Das R ist falsch herum, und bei >Irgendwer< hast du das I und das W weggelassen«, sagte Jeannie, denn es ist Aufgabe der Ehefrau zu verhindern, dass ihr Mann vor Stolz explodiert.
    »Ach, Frau, ich wusste nicht, in welche Richtung der dicke Mann ging«, sagte Rob und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dem Dicken kann man nicht trauen. Über solche Dinge wissen wir Schreibbegabte Bescheid. An einem Tag geht er in diese Richtung, und am nächsten in die andere.«
    Er starrte auf seinen Namen und strahlte:

    »Und hier ist der Beweis, dass man den Dicken nicht trauen darf«, fuhr Rob Irgendwer fort und deutete auf das zweite Wort. »Da gehen sie in die andere Richtung. Also, wenn du mich fragst, sind das eindeutig zwei Dicke zu viel. Es sollte bestimmt G E N D E heißen: Geh. eh. enn... deh... eh. Ja, so ergibt es einen Sinn !«
    Er steckte sich den Bleistiftstummel ins Haar und bedachte seine Frau mit einem trotzigen Blick.
    Jeannie seufzte. Sie war mit siebenhundert Brüdern aufgewachsen und wusste, wie sie dachten: oft schnell, aber in einer völlig falschen Richtung. Und wenn sie ihr Denken nicht um die Welt bogen, so bogen sie die Welt um ihr Denken. Meistens war es besser, es dabei zu belassen, hatte ihre Mutter gesagt.
    Nur ein halbes Dutzend Größte des Clans vom Langen See konnte gut lesen und schreiben. So etwas galt als seltsames Hobby. Wozu nützte es, wenn man morgens aufstand? Man brauchte nicht lesen oder schreiben zu können, um mit einer Forelle zu ringen, ein Kaninchen niederzuschlagen oder sich zu betrinken. Den Wind konnte man nicht lesen, auf Wasser konnte man nicht schreiben.
    Aber niedergeschriebene Dinge blieben. Es waren die Stimmen von Größten, die vor langer Zeit gestorben waren, sonderbare Dinge gesehen und sonderbare Entdeckungen gemacht hatten. Ob man das billigte, hing davon ab, wie gruselig man die ganze Sache fand. Der Clan vom Langen See billigte es, und Jeannie wollte auch das Beste für ihren neuen Clan.
    Es war nicht leicht, eine junge Kelda zu sein. Nur begleitet von einigen Brüdern als Leibwache, kam man zu einem neuen Clan, heiratete dort jemanden und bekam hunderte von Schwägern. So was konnte beunruhigend sein, wenn man länger darüber nachdachte. Auf der Insel im Langen See hatte sie wenigstens mit ihrer Mutter reden können, aber eine Kelda kehrte nie heim.
    Abgesehen von ihren Leibwächterbrüdern war eine Kelda allein.
    Jeannie litt an Heimweh und Einsamkeit, fürchtete sich außerdem vor der Zukunft, deshalb machte sie manches falsch.
    »Rob!«
    Hamisch und der Große Yan purzelten durch das vermeintliche Kaninchenloch, das Zugang zum Innern des Grabhügels gewährte.
    Rob Irgendwer sah sie streng an. »Wir sind mit einem litehaarischen Experiment beschäftigt«, sagte er.
    »Ja, Rob, aber wir ham die große kleine junge Hexe beobachtet, wie du gesagt hast, und ein Schwärmer is' hinter ihr her!«, entfuhr es Hamisch.
    »Seid ihr sicher?«, fragte Rob und ließ den Stift fallen. »Ich hab nie von einem in dieser Welt gehört!«
    »Ja, wir sind sicher«, sagte der Große Yan. »Von seinem Summen taten mir die Zähne weh!«
    »Und habt ihr sie nicht gewarnt, Blödköppe?«, fragte Rob.
    »Die andere Hexe is' bei ihr, Rob«, erwiderte der Große Yan. »Die Lehrerin.«
    »Fräulein Tick?«, fragte die Kröte.
    »Ja, die mit dem Gesicht wie ein Platz voller Joghurt«, sagte der Große Yan. »Un' du hast gesagt, wir sollten uns ihr nicht zeigen, Rob.«
    »Oh, nun, diesmal liegt der Fall anders.«, begann Rob Irgendwer, unterbrach sich dann aber.
    Er war noch nicht lange verheiratet, aber mit der Hochzeit bekamen Männer einige zusätzliche Sinne ins Gehirn genietet, und einer von ihnen dient dazu, einem Mann zu sagen, dass er plötzlich bis zum Hals in ernsten Schwierigkeiten steckt.
    Jeannie klopfte mit dem Fuß auf den Boden. Ihre Arme waren noch immer verschränkt. Sie zeigte das besondere Lächeln, das Frauen lernen, wenn sie heiraten, und es schien zu sagen: »Ja, du steckst in großen Schwierigkeiten, aber ich gebe dir die Möglichkeit, dich noch tiefer hineinzugraben.«
    »Was hat es mit dieser großen kleinen Hexe auf sich?«, fragte sie, ihre Stimme so klein und sanft wie die einer Maus, die die Assassinenschule für Nagetiere besucht hat.
    »Oh, nun, äh.«, begann Rob, und sein Gesicht wurde immer länger. »Erinnerst du dich nicht an sie, Teuerste? Sie war bei unserer

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